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Ist's nicht sonderbar? Die Menschen schämen sich weit öfter, Gefühle zu zeigen, als Gefühle zu heucheln.
Otto WeißWie der Autor über den Kritiker denkt - das erfährt dieser am besten, wenn er selbst Autor wird.
Otto WeißIm öffentlichen Leben, da genießen nur wenige die Sympathien ihrer Gegner, doch viele die Antipathien ihrer Anhänger.
Otto WeißIn jedem Parlament sitzen Leute, die davon überzeugt sind: Das beste Gesetz ist jenes, das die Starken stärkt und die Schwachen schwächt.
Otto WeißEin eigenes Unglück hat manches Mädchen: Sie wurde von ihrem Mann - statt verlassen - geheiratet.
Otto WeißUnsere Feinde sollen wir lieben?... O, wären wir erst so weit, daß wir unsere Freunde liebten!
Otto WeißSo geht es vielen: Sie flüchten immer wieder in jene ideale Welt, aus der sie immer wieder hinausgeworfen werden.
Otto WeißGestatten Sie mir die indiskrete Frage: Seit wann sind Sie verheiratet? Und seit wann möchten Sie wieder ledig sein?
Otto WeißIch sehe überall mehr Streben nach Besitz, der imponiert, als nach Besitz, der unabhängig macht.
Otto WeißSo nahe ist man gelegentlich daran, etwas Vernünftiges zu tun! Aber... man überlegt reiflich... und unterläßt es.
Otto WeißAuch über Uhren möchte ich etwas sagen: Manche von ihnen gehen so schnell, als wollten sie sich irgendwo Geld ausleihen - manche so langsam, als wollten sie es irgendwem zurückbezahlen!
Otto WeißFür manche Kritiker: Das Licht beleuchte den Gegenstand so, daß man auch diesen sieht - nicht bloß das Licht.
Otto WeißDarf ich's verraten? So und so viele Künstler (sie sind zu bescheiden, um es selbst zu sagen) haben sich schon den Platz für ihr Monument ausgesucht.
Otto WeißWie ein Pädagoge behauptete, wäre die beste Kindererziehung - die Erziehung der Erwachsenen.
Otto WeißEin Schauspieler kann sich im Ton seiner Rolle so vergreifen, daß er - Beifallsstürme entfesselt.
Otto WeißIch kenne eine Dame, die es ebenso übel aufnimmt, wenn man Nachteiliges von Frauen im allgemeinen, als wenn man Vorteilhaftes von Frauen im besonderen sagt.
Otto WeißEin Heiratsvermittler: Liebe?... So nennen viele das leidenschaftliche Verlangen nach lebenslänglicher Versorgung.
Otto WeißBisweilen macht sich das Schicksal über einen armen Teufel lustig - und läßt ihn im Greisenalter reich werden.
Otto WeißWie gut - oder auch wie schlecht! - daß man's vielen Briefen nicht ansieht, mit welcher Miene sie geschrieben wurden.
Otto WeißDer Sprachgebrauch wechselt. Jetzt sagt man: "Individualität" - "Übermensch" - "Renaissance-Natur". Früher sagte man: "Egoist" - "Schuft" - "Bestie".
Otto Weiß