Der Poet ist der Wahrsager der Lüge.

Die Werkschaft zeitgenössischer Autoren hat das Unheldnische der neudeutschen Sprache mit Karacho begriffen und kaufmännisch korrekt appliziert.

Wer „O.K.“ sagt, steht mit seinem Gott in direkter Daseinsverbindung, Gott hört ihm zu und er hat ihn gern – wenigstens für die Länge Breite und Höhe dieses einen Moments.

Komiker sehen aus wie zu hastig gezeichnete Kinder.

Museen bestätigen, daß man die gute alte Zeit quasi vertrödelt hat.

Der Klassiker der schlechten Rede: die Predigt.

Am Futtertrog lassen sich Krieg und Frieden am besten studieren.

Wer arbeitet, beschäftigt die Realität.

Ganz umsonst bekommt man gar nichts – nicht mal sich selber.

Aphorismen sind das Salz unserer Zukunft.

Delinquent wird, wer eine öffentliche Einrichtung, beispielsweise die Sprache, in unverständlicher Weise benutzt.

Der schwachsinnige Bruder des Denkens: der Kommentar.

Der Humanismus ist eine nette Erfindung, doch im Ernstfall ist er nirgendwo brauchbar – wer und was wären wir wirklich, wenn wir so grotesk anders wären als unsere biologischen Vorfahren?

Es wird immer schwieriger, den Staat zu überzeugen, daß das Leben sich selber verwaltet.

Tugend ist immer eine Tat zuviel. Für alles, was zu gründlich getan worden ist, kennt das Leben nur eine Reaktion: Rache. Die Philosophie hat nie verstanden, was Rache ist.

Hybris, sagten die Griechen, ist die Eigenschaft, die sämtlichen Wahlen verliert. Wie sehr kann man sich täuschen!

Der Fromme hat es schwer – er ist an die Bibel gefesselt.

Das häufigste Talent ist die Begabung zum Scheitern.

Einsiedler: das sind die Leute ohne E-Mail-Adresse.

Die Regierung bemüht sich nach Kräften, dass bis zu ihrer Ankunft in der Wirklichkeit nichts mehr geschieht.

Das große Übel unserer Zeit sind die paar Jahre vorher.

Schweigende sind süchtig nach Selbst-Begegnung und Fremd-Erfahrung. Nach jedem Rendezvous mit dir selber bist du eine Idee saftiger kernhafter wüchsiger, und nach jedem Schritt aus dir heraus eine Kleinigkeit fester und stärker.

Du sollst nicht nur Adjektive steigern, sondern dich selber.

Die Realität ist der Ort, wo unsere Siege und Niederlagen ineinander verschmelzen – der Ort, wo der Mensch zum Phantom überarbeitet wird.

Krisen überlebt man, indem man sie unterbelichtet.

Die Vernunft lebt wie ein Vogel, der ewig nur brütet.

Der Wahrscheinlichkeit fehlt das Wichtigste: Lebenserfahrung.

Wer an Götter glaubt, ist mythologisch überentwickelt.

Neugierde hat ein Manko: sie ist defizitär.

Wer „Stil“ sagt, lobt in der Regel sich selbst.

In der Tat: Die Wahrheit verneint Gesetzmäßigkeiten. Sie haßt Prinzipien. Sie verabscheut sämtliche Blutsverwandten des Dogmas. Der Katechismus läßt sie aufheulen vor Schmerz. Normen machen sie krank. Kategorien lassen sie sterben.

Das Glück lässt sich umschreiben als ein Fahrzeug, das keinen Führerschein braucht.

Arbeit nennt man den Krieg gegen die Vergänglichkeit.

Das Alter zeigt der Jugend die Wege, die ungangbar sind.

Moralisten reden viel zu gut über das Schlechte.

Bevor wir uns selber regieren, sollten wir uns dagegen versichern.

Es gibt nichts, was dem Geist mehr auf den Geist geht als der demnächst fällig werdende Satz. Wer Sätze zitiert oder scheinbar zufällig erfindet, muß höllisch aufpassen, daß sie seine Ansichten und Meinungen nicht mit Haut und Haar auffressen.

Vergesslichkeit: Das ist die Tugend, die das Schwitzen auf später verschiebt.

Begeisterung trommelt, Geselligkeit klimpert, Fröhlichkeit lärmt – und im Hintergrund spielt die Narrenmusik.

Die Religion ist zur Firma geworden: Glauben & Söhne, GmbH.

Für unsere Zukunft hat sich Gott nie sonderlich interessiert.

Ewigkeit ist die elementare Eigenschaft sämtlicher Fehler.

Dialektisch denken heißt, der Menge zum Recht verhelfen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Griechische Götter sind alles andere als naiv – sie haben sämtliche Bresten am eigenen Leib erlebt, sie wissen aus Erfahrung, wie man auf Erden untergeht, um am Himmel zu siegen.

Erinnerungen, die heute noch leben, nennt man Gespenster.

Gewaschene Wörter sind Wörter ohne das Stigma der Tat. Wörter, die man im Gedächtnis versorgen kann und irgendwann wieder brauchen.

Die Welt hat Besuch bekommen: der Untergang steht vor der Tür.

Spiele haben eine Allergie gegen jede Spur von Duplizität. Spiele lassen sich nicht wiederholen. Spiele beschränken sich stur auf die hauseigene Wirklichkeit – sie gönnen der übrigen Welt keinen einzigen Stich.

Es gibt keine Diener mehr – die Herren bedienen sich selber.

Mitten in unserem Herz sitzt ein blinder Passagier: die Neugierde.