Zitate von Carl Hilty
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Die Wege des Herrn sind nie anders als wunderbar. Wer seine Hand sehen will, muß sich ihr ganz vertrauen.
Als ein wesentlich sinnliches Wesen beginnt der Mensch seine Laufbahn auf dieser Welt, als ein wesentlich Geistiges soll er sie hier abschließen.
Ein Hauptmittel der Zeitersparnis ist die Abwechslung im Gegenstand der Arbeit. Mit einer gewissen Geschicklichkeit darin, die sich durch Übung mehr als durch Nachdenken erwirbt, kann man fast den ganzen Tag fortarbeiten.
Die Gruppen haben viel weniger Moral als die Individuen; es ist merkwürdig, was sich die Menschen für ihre Gruppe, ihren Verein, ihre Aktiengesellschaft erlauben, manchmal etwas, das sie für sich selbst kaum zu denken wagen würden.
Nichts verbindet sich dem Menschen, was zwangsweise geschieht – was nicht eingeht in Freiheit zum Menschen, hat nicht Bestand.
Man findet oft im Leben Gelegenheit, die tröstliche Bemerkung zu machen, daß die Menschen in ihren Handlungen gegen und für uns keineswegs frei, sondern nur die Werkzeuge Gottes sind, durch die er auf uns wirken will.
Der Luxus macht den einzelnen Menschen, der sich ihm ergibt, zum Sklaven, und er ist für Völker der größte Feind der Freiheit.
Nur ein für sich nichts wollender und suchender Geist kann Menschen und Zustände in wahrer Objektivtät verstehen.
Unten am Einganges des „Berges de Läuterung“ wird die unumwundene Erklärung verlangt, jeden Preis, der gefordert werden möge, für das wahre Glück zu zahlen: ohne das findet kein Einlaß statt, und auf einem bequemeren Wege ist noch nie jemand zum Glücke gelangt.
Zanke niemals in Gedanken mit jemand. Das verbittert das Gemüt oft mehr als wirklicher Streit und ist die Ursache vieler innerer Unruhe.
Das eigentliche Geheimnis der Menschenkenntnis ist ein lauteres, von Eitelkeit möglichst freies Herz; solche Leute gewinnen allmählich einen Scharfblick, der durch alle Hüllen geht.
Willst du dem ganzen Volke voranleuchten, so mußt du den Widerstand der Mittelklassen nicht fürchten, die immer nur für die Mittelmäßigkeit sind.
Zweckmäßige Arbeit ist zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit aller Menschen ohne Ausnahme notwendig und infolgedessen auch zu seinem Glück.
Was willst du eigentlich? Frage dich doch das einmal in einer ganz ruhigen Stunde und gib aufrichtig Antwort.
Die Liebe zu den Menschen schärft das Auge und denen, die sie in hohem Grade besitzen, verleiht sie eine Gabe, die innersten Gedanken der Menschen zu erkennen, die oft ans Wunderbare streift.
Genußsucht ist stets ein Zeichen der mangelnden Bildung, die allein gründlich davor schützen kann.
„Glück und Unglück“ der Völker von bisher geringerer oder größerer Aufkärung zu erwarten, hat unsere Zeit bereits aufgeben müssen oder ist wenigstens nahe daran. Aufklärung ist ein bloßes Zeitbedürfnis, für gewisse Zeiten und Völker sehr richtig formuliert, aber nicht ein oberstes Weltgesetz.
Um mit Menschen und in Staaten zu leben, muß man die Punkte aufsuchen, die uns vereinen, nicht die, die uns trennen. Vor allem aber gänzliche Wahrheit.
Man sollte sich eigentlich zum Gesetz machen, die nämliche Sache nie mehr als ein Mal, höchstens zwei Mal zu erzählen; denn man gewöhnt sich, indem man die Erzählung ausschmücken, oder mit andern Worten geben will, unvermerkt ans Lügen.
Wir sind alle nur Werkzeuge. Das, was durch uns durchgeht, ist das Wichtige, nicht wir selbst.
Die Erfahrung ist zwar eine gute Lehrmeisterin, aber sie läßt sich die Lehre teuer bezahlen. Um so besser muß man bei ihr das erste Mal lernen.
Die Befriedigung in ständiger Arbeit ist nur vorhanden, ohne die Streberei, die eigentlich im Grunde nicht arbeiten, sondern nur so rasch als möglich den Erfolg, wenn auch nur einen scheinbaren, sehen will. Das ist der wahre Moloch unserer Zeit.
Die schlechteste Charaktereigenschaft eines Menschen ist die natürliche Untreue. Dagegen helfen alle sonstigen sogenannten guten Eigenschaften nichts. Sie machen ihn nur gefährlicher.
Denn die sittlichen Ideen sind immer da und die gleichen bei allen, die Leidenschaften aber nicht.
Jedes Menschenherz, ja man kann weitergehen und sagen: alles, was Leben hat, hungert nach Liebe.
Das allerbeste Zeichen des inneren Fortschritts ist es, wenn es einem in möglichst guter und hoch gesinnter Gesellschaft wohl ist, und in gewöhnlicher immer weniger.
Freude ist ein außerordentliches Heilmittel, das oft den ganzen Organismus neu beleben und zur Selbsttätigkeit anregen kann. Ebenso sehr auch die stille, beständige Freudigkeit in der Auffassung aller Dinge und Menschen, die weniger rasche, aber vielleicht dauerhaftere Wirkungen hat.
Ganz gemeine Naturen kennen nur Furcht, nicht Liebe. Sobald sich dieselben nicht mehr fürchten, werden sie dreist und unlenksam. Für diese gilt der Spruch: Sei immer gut, doch nicht zu gütig, die Wölfe werden sonst leicht übermütig!
Befreie dich um jeden Preis von jeder Schuld, die du trägst, wenn du zum Glück gelangen willst.
Kein Buch der Welt hat schon so viele Kritiker gehabt und keines ist, wie die Bibel, allen ohne Ausnahme überlegen geblieben.
Ohne ein ganz persönliches Verhältnis zu Gott hat das Beten überhaupt eigentlich gar keinen Sinn.