Zitate von Elmar Schenkel
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Die Universitäten sind stolz, das Mittelalter hinter sich gelassen zu haben; dabei sind sie jetzt im Drittmittelalter.
Jeder Tag folgt einem Fluß. Finde ihn, finde seine Richtung, finde die eine mögliche Brücke. Jeder Tag ist eine Brücke.
Wir sehen nicht das Weltall, sondern immer nur seine Geschichte. Das gilt letztlich für alle Gegenstände.
Nicht das Gehirn denkt, sondern der ganze Mensch (sagt Hugo Kükelhaus). Man könnte fortfahren: Nicht der Mensch denkt, sondern das Universum. Nicht das Universum denkt, sondern…?
Trauerminute bei Formel I in Malaysia? im Gedenken an die verschollene Maschine mit den 260 Passagieren. Ein dicker Rennfahrer liegt unter einem Zelt, man fächelt ihm zu, denn die Sonne ist stark.
Das Wort Fehlleistung dürfte selbst eine sein. Wird doch der letzte Rest von Poesie im Alltag zum Fehler ernannt. Poesie ist die in Form gebrachte Fehlleistung.
Architektur, die für eine halbe Ewigkeit geschaffen ist, ist dies um den Preis ihrer Lebendigkeit. Die Phantasie findet kaum Anhaltspunkte, da sie das Vergängliche braucht, um sich zu entfalten.
Die Wildnis kehrt zurück, und zwar an der Stelle, an der Technik am fortgeschrittensten ist. Am Bahndamm wächst das Unbekannte im Schatten der schnellen Züge.
Die Raumfahrt beginnt in Siebenbürgen. In Hermannstadt lebte im 16. Jahrhundert der österreichische Ingenieur Conrad Haas und ihm verdanken wir die Mehrstufenrakete.
Geschwindigkeit wächst proportional mit der Präsenz des Ziels, auf das man zugeht. Ist das Ziel vor Augen, löscht es den Weg aus, der nur noch Hindernis ist.
Auf Festen und in sommerlichen Innenstädten die herumstreifenden Horden von Leuten mit Bierflaschen in der Hand; für einen Ausserirdischen klares Indiz einer Religion. Man trägt die kleinen Idole vor sich her, die Götzen, die einem Kraft verleihen.
Wie der Lichtgeschwindigkeit können wir uns der Wahrheit immer nur annähern. Annäherungen der Zeit an das Unzeitliche.
So mancher Streit und Krieg oder zumindest so manches Missverständnis entsteht durch unterschiedliche Zeitvorstellungen.
Jemand behauptet, der Stein der Weisen sei in einem bestimmten Berg oder im Bergbau insgesamt versteckt. Der Stein der Weisen bleibt jedoch so lange ein Stein der Narren, als man ihn einem Ort zuweist, ob zu Wasser, zu Lande: er liegt immer in der Luft.
An den Rändern des Lebens entsteht die Schrift, dort, wo über die Gegenwart hinaus gedacht wird; und Leben ist Gegenwart.
Science Fiction, soviel scheint gesichert, übernimmt religiös-mythologische Funktionen.
Sie [die Bücher] sind Lagerstätten von fossilierten Gedanken und daher voller geologischer Aufschlüsse.
Das eigene Gesicht von innen anschauen, wie einen gläsernen Schädel. Man wird dann inne, dass der Charakter sich im Nase-Mund-Bereich sammelt.
Plagiatoren sind im Grunde bescheidene Menschen, denn sie folgen dem Prediger Salomo, der sagte, es gebe nichts Neues unter der Sonne.
Die Zeit ist keine Linie. Sie bildet vielmehr Beutel und Knoten, sie schnürt ein oder fliegt wie ein Lasso. Am Ende winkt sie mit den Anfängen.