Zitate von Emil Gött
page 2
Man muß einen Menschen oder einen Gedanken oder einen Glauben, den man besiegen kann, nicht ermorden; das Gemordete steht wieder auf.
Gefühle bei den Ohren zu nehmen, ist eine im Zeitalter des Verstandes fast vergessene Kunst.
Die menschliche Schamlosigkeit will sich sogar das Gute zu Dank angerechnet wissen, das sie wider Willen mit dem uns zugedachten und angetanen Bösen schuf.
Welch Unglück, daß das gute Gewissen ein sanftes Ruhekissen ist. Solch Komfort lockt die Tugend, reichlich oft zu schlafen.
Zwischen zwei harten Steinen wird das Korn zu Mehl, zwischen Willen und Erkenntnis, wir das Fleisch zu Geist und Seel‘.
Man merkt leider immer zu spät, daß die Menschen nicht belehrt, sondern unterhalten sein wollen.
Wenn Heiligkeiten sich in einem Menschen bekriegen, das setzt die fürchterlichsten Schlachten.
Stürme des Herbstes, wilde, wüste Gesellen, wie lieb‘ ich euch! Ihr wettert zusammen, was morsch und welk ist, und macht Bresche für die Entschiedenheit, den klaren, reinlichen Winter.
Zwei Geschlechter des Menschen: Das eine fragt immer und überall: „Nix zu handeln? Nix zu handeln?“ Das andere späht immer und überall: „Nichts zu bauen? Nichts zu bauen?“
Einsamkeit kann seelische Schmerzen herabsetzen, aber allzuviel davon bedeutet vielleicht eine neue Reizung.
Der Teufel ist ein unbestechlicher Betrüger. Er arbeitet nicht in die eigene Tasche, sondern für die böse Sache.
Ein Gran Gewalt in der Güte ist die Voraussetzung, dass sie nicht nur blasser Gedanke bleibt.
Setze den Gott, mit dem du unzufrieden bist, immerhin ab, sorg aber für einen würdigeren Thronfolger.
Es zieht die Lüge nach unten, wie die Wahrheit nach oben reißt mit tausend Schwingen, die ihr wachsen.
Es ist nicht schlecht, seinem Nachbarn Gefälligkeiten zu erweisen, aber töricht, selber solche zu erheischen.
Nicht in Büchern – Bücher sind Meinungen -, in den ewigen sprechenden Zügen des Lebens, da studiere Philosophie!
Man kann aus Dummheit gescheit, aus Feigheit mutig sein, im vollsten Recht unrecht tun und aus Niederträchtigkeit edel handeln – man kann sogar die Wahrheit lügen!
Nur in dem, was wir sind, besteht unsre dauernde Wirkung auf andere. Was wir können täuscht und enttäuscht ihre Meinung. Wo aber Kunst und Persönlichkeit in glücklichen Momenten zusammenstimmen, entsteht Vollendung.
Durchsichtig wie der edelste Kristall muß um mich stehn und leuchten rings das All. Kein dunkler Fleck darf fürder an ihn sein. Wie schaff ich das? – Ich glüh‘ mich selber rein!
Der Beruf ist der Weg, das Individuum auf eine Weise, die der Gesamtheit dient, vom Leben zum Tod zu bringen.
Geben ist mindestens ungefährlicher als Nehmen; jedes Geschenk, das wir annehmen, schlägt eine Bresche in unsere Freiheit.