Zitate von Friedrich Nietzsche
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Das vollkommene Weib ist ein höherer Typus des Menschen, als der vollkommene Mann: auch etwas viel Selteneres.
Im Felde der praktischen Urteile und Werte gibt es kein reines Urteil, keine reine Erkenntnis.
Der Mensch ist das Tier mit roten Backen: der Mensch ist das Tier, welches sich oft hat schämen müssen.
Es lockt dich meine Art und Sprach‘, du folgest mir, du gehst mir nach? Geh nur dir selber treulich nach: – so folgst du mir – gemach! gemach!
Die Verkennung von Leidenschaft und Vernunft, wie als ob letztere ein Wesen für sich sei und nicht vielmehr ein Verhältniszustand verschiedener Leidenschaften und Begehrungen; und als ob nicht jede Leidenschaft ihr Quantum Vernunft in sich hätte…
Man kritisiert einen Menschen, ein Buch am schärfsten, wenn man das Ideal desselben hinzeichnet.
Nichts ist so vollständig vergangen, wie eine vergangene Empfindung. Wir können, wie einem fremden Menschen gegenüber, nur noch von ihren Äußerungen auf uns selbst schließen.
Daß der Mensch erlöst werde von der Rache: das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung und ein Regenbogen nach langen Unwettern.
Die Welt ist tief, und tiefer als der Tag gedacht. Tief ist ihr Weh-, Lust-, tiefer noch als Herzeleid.
Der höchste Grad von Individualität wird erreicht, wenn jemand in der höchsten Anarchie sein Reich gründet als Einsiedler.
Hat der Geber nicht zu danken, daß der Nehmende nahm? Ist Schenken nicht eine Notdurft? Ist Nehmen nicht – Erbarmen?
Wir haben uns über unser Dasein vor uns selbst zu verantworten; folglich wollen wir auch die wirklichen Steuermänner dieses Daseins abgeben und nicht zulassen, dass unsre Existenz einer gedankenlosen Zufälligkeit gleiche.
Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es hasst: denn der Mann ist im Grunde der Seele nur böse, das Weib aber ist dort schlecht.
Niemand klagt an ohne den Hintergedanken an Strafe und Rache zu haben – selbst wenn man sein Schicksal, ja sich selber anklagt. Alles Klagen ist Anklagen, alles Sich-Freuen ist Leben: wir mögen das Eine oder das Andere tun, immer machen wir jemanden verantwortlich.
„Deutschland, Deutschland über alles“, ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie…
Der eine geht zum Nächsten, weil er sich sucht, der andre, weil er sich verlieren will.
Was der Pöbel ohne Gründe einst glauben lernte, wer könnte ihm durch Gründe das – umwerfen?
Alle Dichter und Schriftsteller, welche in den Superlativ verliebt sind, wollen mehr als sie können.
Es kommt wohl für jeden eine Stunde, wo er mit Verwunderung vor sich selbst fragt: Wie lebt man nur! Und man lebt doch!
Das Christentum gab dem Eros Gift zu trinken – er starb zwar nicht daran, aber entartete, zum Laster.
Die Phantasie der Angst ist jener böser, äffische Kobold, der dem Menschen gerade dann noch auf den Rücken springt, wenn er schon am schwersten zu tragen hat.
Wenn man sich an einem Gegner durchaus rächen will, so soll man so lange warten, bis man die ganze Hand voll Wahrheiten und Gerechtigkeiten hat und sie gegen ihn ausspielen kann, mit Gelassenheit: sodass Rache üben mit Gerechtigkeit üben zusammmenfällt.
Feineren Geistern wird von solchen ein Zwang angetan, welche immer Geschichten erzählen, über die man lachen soll: wo es nicht genügt zu lächeln.
Grad und Art der Geschlechtlichkeit eines Menschen reicht bis in den letzten Gipfel seines Geistes hinauf.
Das einzige entscheidende Argument, welches zu allen Zeiten die Menschen abgehalten hat, ein Gift zu trinken, ist nicht, daß es tötete, sondern, daß es schlecht schmeckte.
Die Deutschen unfassbarer, umfänglicher, widerspruchsvoller, unbekannter, unberechenbarer, überraschender, selbst erschrecklicher, als es andere Völker sich selber sind: – sie entschlüpfen der Definition und sind damit schon die Verzweiflung der Franzosen.
Die Grenzen der menschlichen Vernunft begreifen – das erst ist wahrhaft Philosophie.
Ich liebe den, welcher sich schämt, wenn der Würfel zu seinem Glücke fällt und der dann fragt: Bin ich denn ein falscher Spieler?
Die Größe eines „Fortschritts“ bemisst sich sogar nach der Masse dessen, was ihm alles geopfert werden musste.
Wahrheit ist die Art von Irrtum, ohne welche eine bestimmte Art von lebendigen Wesen nicht leben könnte.
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat.
Der verkappte Heilige Daß dein Glück uns nicht bedrücke, legst du um dich Teufelstücke, Teufelswitz und Teufelskleid. Doch umsonst! Aus deinem Blicke blickt hervor die Heiligkeit!