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Die gleichen Affekte sind bei Mann und Weib doch im Tempo verschieden: deshalb hören Mann und Weib nicht auf, sich mißzuverstehen.
Friedrich NietzscheVon Grund aus liebe ich nur das Leben - und, wahrlich, am meisten dann, wenn ich es hasse!
Friedrich NietzscheWenn unsere Sinne fein genug wären, würden wir die unbewegt ruhenden Felsen als tanzendes Chaos erfahren.
Friedrich NietzscheMit Donnern und himmlischen Feuerwerken muss man zu schlaffen und schlafenden Sinnen reden.
Friedrich NietzscheIm Gespräche bemerkt man den einen bemüht, eine Falle zu legen, in welche der andere fällt, nicht aus Bosheit, wie man denken sollte, sondern aus Vergnügen an der eignen Pfiffigkeit.
Friedrich NietzscheJedes Verschwinden und Untergehen sehen wir mit Unzufriedenheit, oft mit der Verwunderung, als ob wir darin etwas im Grunde Unmögliches erlebten.
Friedrich NietzscheSobald eine Religion herrscht, hat sie alle die zu ihren Gegnern, welche ihre ersten Jünger gewesen wären.
Friedrich NietzscheDer Blick der Menschheit war bisher zu stumpf, zu erkennen, daß die mächtigsten Menschen große Schauspieler waren.
Friedrich NietzscheJedes gute Buch schmeckt herb, wenn es erscheint. Gute Leser machen ein Buch immer besser und gute Gegner klären es ab.
Friedrich NietzscheDenn du glaubst nicht, wie viel Tage und wie viel Stunden selbst an erträglichen Tagen - überstanden werden müssen...
Friedrich NietzscheLebendige Denkmale sollst du bauen deinem Siege und deiner Befreiung. Über dich sollst du hinausbauen. Aber erst musst du mir selber gebaut sein, rechtwinklig an Leib und Seele.
Friedrich NietzscheWenn sich jemand vor uns entschuldigt, so muß er es sehr gut machen: sonst kommen wir uns selbst leicht als die Schuldigen vor und haben eine unangenehme Empfindung.
Friedrich NietzscheMan widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist.
Friedrich NietzscheDie schlechtesten Leser sind die, welche wie plündernde Soldaten verfahren: sie nehmen sich Einiges, was sie brauchen können, heraus, beschmutzen und verwirren das Übrige und lästern auf das Ganze.
Friedrich NietzscheEin Gabe ausschlagen zu müssen, weil sie nicht auf die rechte Weise angeboten wurde, erbittert gegen den Geber.
Friedrich NietzscheDer Leser, von dem ich etwas erwarte, muß drei Eigenschaften haben. Er muß ruhig sein und ohne Hast lesen. Er muß nicht immer sich selbst und seine "Bildung" dazwischen bringen. Er darf endlich nicht am Schlusse, etwa als Resultat, neue Tabellen erwarten.
Friedrich NietzscheSprechen- und Schreibenkönnen heißt freiwerden: zugegeben, daß nicht immer das Beste dabei herauskommt; aber es ist gut, daß es sichtbar wird, daß es Wort und Farbe findet.
Friedrich NietzscheEs scheint mir, daß allein der Zustand der Schwangerschaft uns immer wieder an's Leben anbindet.
Friedrich NietzscheDie Allgenügsamkeit, die alles zu schmecken weiß, das ist nicht der beste Geschmack. Ich ehre die widerspenstigen, wählerischen Zungen und Mägen, welche Ich und Ja und Nein sagen lernten.
Friedrich NietzscheOder ist es das: sich von Eicheln und Gras der Erkenntnis nähren und um der Wahrheit willen an der Seele Hunger leiden?
Friedrich NietzscheUnd auch diese Heuchelei fand ich unter ihnen am schlimmsten: daß auch die, welche befehlen, die Tugenden derer heucheln, welche dienen.
Friedrich NietzscheIst es nicht besser, in die Hände eines Mörders zu geraten, als in die Träume eines brünstigen Weibes?
Friedrich NietzscheBist du ein Sklave? So kannst du kein Freund sein. Bist du ein Tyrann? So kannst du nicht Freunde haben.
Friedrich NietzscheDer Mut schlägt auch den Schwindel tot an Abgründen: Und wo stünde der Mensch nicht an Abgründen! Ist Sehen nicht selber - Abgründe sehen?
Friedrich NietzscheKonvention heißt Übereinkommen in Worten und Handlungen ohne Übereinkommen des Gefühls.
Friedrich NietzscheRömischer Stoßseufzer Nur deutsch! Nicht teutsch! So will's jetzt deutsche Art. Nur was den - Babst - betrifft, so bleibt sie - hart!
Friedrich NietzscheDas Bedürfnis gilt als die Ursache der Entstehung: In Wahrheit ist es oft nur eine Wirkung des Entstandenen.
Friedrich NietzscheDie Insekten stechen, nicht aus Bosheit, sondern weil sie auch leben wollen: Ebenso unsere Kritiker; sie wollen unser Blut, nicht unseren Schmerz.
Friedrich NietzscheWenn es Götter gäbe, wie hielte ich's aus, kein Gott zu sein! Also gibt es keine Götter.
Friedrich Nietzsche