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Die Institution der Ehe hält hartnäckig den Glauben aufrecht, daß die Liebe, obschon eine Leidenschaft, doch als solche der Dauer fähig sei, ja daß die dauerhaft lebenslängliche Liebe als Regel aufgestellt werden könne.
Friedrich NietzscheZeus wollte nämlich, daß der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.
Friedrich NietzscheDort, wo der Staat aufhört, da erst beginnt der Mensch, der nicht überflüssig ist. Diese Lehrer der Ergebung! Überallhin, wo es klein und krank und grindig ist, kriechen sie, gleich Läusen; und nur mein Ekel hindert mich, sie zu knacken.
Friedrich NietzscheAlle guten Dinge sind starke Reizmittel zum Leben, selbst jedes gute Buch, das gegen das Leben geschrieben ist.
Friedrich NietzscheMan muß die Probe machen, wer von den Freunden und denen, welchen unser Wohl am Herzen liegt, standhält: behandelt sie einmal grob.
Friedrich NietzscheGesetze verraten nicht das, was ein Volk ist, sondern das, was ihm fremd, seltsam, ungeheuerlich, ausländisch erscheint.
Friedrich NietzscheWas sind denn zuletzt die Wahrheiten des Menschen? - Es sind die unwiderlegbaren Irrtümer des Menschen.
Friedrich NietzscheJeder, der geheimnisvoll von seinem Vorhaben spricht, oder der merken läßt, daß er gar nicht davon spreche, stimmt seine Mitmenschen ironisch.
Friedrich NietzscheDer Vorteil des schlechten Gedächtnisses ist, daß man dieselben guten Dinge mehrere Male zum ersten Mal genießt.
Friedrich NietzscheSoviel auch der Nutzen und die Eitelkeit, von Einzelnen wie von Völkern, in der großen Politik mitwirken mögen: das gewaltigste Wasser, das sie vorwärts treibt, ist das Bedürfnis des Machtgefühls.
Friedrich NietzscheErst das Christentum hat den Teufel an die Wand der Welt gemalt; erst das Christentum hat die Sünde in die Welt gebracht.
Friedrich NietzscheDie Eitelkeit der Frauen verlangt, dass ein Mann mehr sei, als ein glücklicher Gatte.
Friedrich NietzscheGegen einen unabhängigen Menschen, welcher es verschmäht, Leithammel zu sein, nährt der europäische Mensch einen Verdacht, als ob er ein schweifendes Raubtier sei.
Friedrich NietzscheIch liebe die großen Verachtenden, weil sie die großen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem anderen Ufer.
Friedrich NietzscheAch, daß ihr alles halbe Wollen von euch abtätet und entschlossen würdet zur Trägheit wie zur Tat!
Friedrich NietzscheEin Politiker teilt die Menschheit in zwei Klassen ein: Werkzeuge und Feinde. Das bedeutet, daß er nur eine Klasse kennt: Feinde.
Friedrich NietzscheEs ist ein Nachteil für gute Gedanken, wenn sie zu rasch aufeinander folgen; sie verdecken sich gegenseitig die Aussicht. - Deshalb haben die größten Künstler und Schriftsteller reichlichen Gebrauch vom Mittelmäßigen gemacht.
Friedrich NietzscheUnd hüte dich auch vor den Anfällen deiner Liebe! Zu schnell streckt der Einsame dem die Hand entgegen, der ihm begegnet.
Friedrich Nietzsche"Dumm wie ein Mann" sagen die Frauen: "feige wie ein Weib" sagen die Männer. Die Dummheit ist am Weibe das Unweibliche.
Friedrich NietzscheBei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urteilen gewöhnt, und jedermann gleicht den Reisenden, welche Land und Volk von der Eisenbahn aus kennen lernen.
Friedrich NietzscheDie Gefahr im Glücke. - "Nun gereicht mir alles zum Besten, nunmehr liebe ich jedes Schicksal: - wer hat Lust, mein Schicksal zu sein?"
Friedrich NietzscheDie regelmäßige Arbeit in einem Amte ist so gut, weil sie eine gewisse Dumpfheit mit sich bringt, man leidet so weniger.
Friedrich NietzscheWer keine Hoffnung hat, in einem Kampfe zu siegen, oder ersichtlich unterlegen ist, will um so mehr, daß die Art seines Kämpfens bewundert werde.
Friedrich NietzscheDie Bewunderung einer Eigenschaft oder Kunst kann so stark sein, daß sie uns abhält, nach ihrem Besitz zu streben.
Friedrich NietzscheDer Fromme spricht Gott liebt uns, weil er uns erschuf! - Der Mensch schuf Gott! - sagt drauf ihr Feinen. Und soll nicht lieben, was er schuf? Soll's gar, weil er es schuf, verneinen? Das hinkt, das trägt des Teufels Huf.
Friedrich NietzscheDas deutsche Wesen ist doch gar nicht da, es muß erst werden, es muß irgendwann einmal herausgeboren werden, damit es vor allem sichtbar und ehrlich vor sich selbst sei. Aber jede Geburt ist schmerzlich und gewaltsam.
Friedrich NietzscheSie steigen wie Tiere den Berg hinauf, dumm und schwitzend; man hatte ihnen zu sagen vergessen, daß es unterwegs schöne Aussichten gebe.
Friedrich NietzscheDas stärkste Anzeichen von Entfremdung der Ansichten bei zwei Menschen ist dies, daß beide sich gegenseitig einiges Ironische sagen, aber keiner von beiden das Ironische daran fühlt.
Friedrich NietzscheDer Glaube kann zwar keine Berge versetzen, aber er vermag Berge dorthin zu setzen, wo keine sind.
Friedrich NietzscheDer Weise als Astronom. - Solange du noch die Sterne fühlst als ein "Über-dir", fehlt dir noch der Blick des Erkennenden.
Friedrich NietzscheMancher wird auch für seine Wahrheiten und Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu jeder Wahrheit.
Friedrich NietzscheMan muß zum Zwecke der Erkenntnis jene innere Strömung zu benutzen wissen, welche uns zu einer Sache hinzieht, und wiederum jene, welche uns, nach einer Zeit, von der Sache fortzieht.
Friedrich NietzscheEin verheirateter Philosoph gehört in die Komödie, das ist mein Satz: und jene Ausnahme Sokrates, der boshafte Sokrates hat sich, scheint es, ironice verheiratet, eigens um gerade diesen Satz zu demonstrieren.
Friedrich NietzscheWillst du das Leben leicht haben? So bleibe immer bei der Herde und vergiß dich über der Herde.
Friedrich NietzscheDies aber ist das Dritte, was ich hörte: daß Befehlen schwerer ist, als Gehorchen. Und nicht nur, daß der Befehlende die Last aller Gehorchenden trägt, und daß leicht ihn diese Last zerdrückt.
Friedrich NietzscheWie viel oder wie wenig Gemein-Gefährliches, der Gleichheit Gefährliches in einer Meinung, in einem Zustand und Affekte, in einem Willen, in einer Begabung liegt, das ist jetzt die moralische Perspektive: die Furcht ist auch hier wieder die Mutter der Moral.
Friedrich Nietzsche