Zitate von Friedrich Schlegel
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Das Erste in der Liebe ist der Sinn füreinander, und das Höchste, der Glauben aneinander.
Gebildet ist ein Werk, wenn es überall scharf begrenzt, innerhalb der Grenzen aber grenzenlos und unerschöpflich ist, wenn es sich selbst ganz treu, überall gleich, und doch über sich selbst erhaben ist.
Die Zerstreuung ist der Tod aller Größe, welche immer mit Konzentration der Kräfte verbunden ist.
Wer die Natur nicht durch die Liebe kennen lernt, der wird sie nie kennen lernen.
Poetischer Schein ist Spiel der Vorstellungen, und Spiel ist Schein von Handlungen.
Es ist ratsam, jedem, sei es Mann oder Weib, von Zeit zu Zeit fühlbar zu machen, daß man seiner sehr wohl entbehren könne: das befestigt die Freundschaft.
Wer Religion hat, wird Poesie reden. Aber um sie zu suchen und zu entdecken, ist Philosophie das Werkzeug.
Willst du die Menschheit vollständig erblicken, so suche eine Familie. In der Familie werden die Gemüter organisch eins und eben darum isat sie ganz Poesie.
Mir ist es so einleuchtend und klar, daß nichts unnatürlicher für eine Frau sei als Prüderie (ein Laster, an das ich nie ohne eine gewisse innerliche Wut denken kann) und nichts beschwerlicher als Unnatürlichkeit.
Die Langeweile gleicht auch in ihrer Entstehungsart der Stickluft, wie in den Wirkungen. Beide entwickeln sich gern, wo eine Menge Menschen im eingeschloßnen Raum beisammen ist.
Man soll nicht mit allen symphilosophieren wollen, sondern nur mit jenen, die à la hauteur sind.
Eine Definition der Poesie kann nur bestimmen, was sie sein soll, nicht was sie in der Wirklichkeit war und ist; sonst würde sie am kürzesten so lauten: Poesie ist, was man zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Orte so genannt hat.
Der Roman ist in der Regel wie ein lockrer Gesell, der unglaublich geschwind lebt, alt wird und stirbt.
Alle Tätigkeit, die nicht von den Göttern ausgeht, ist des Menschen unwürdig. Es ist also gut, sich in Vorrat zu setzen.
Der revolutionäre Wunsch, das Reich Gottes zu realisieren, ist der elastische Punkt der progressiven Bildung, und der Anfang der modernen Geschichte. Was in gar keiner Beziehung aufs Reich Gottes steht, ist in ihr nur Nebensache.
Die Weiblichkeit soll wie die Männlichkeit zur höhern Menschlichkeit gereinigt werden.
Die Frauen müssen wohl prüde bleiben, solange Männer sentimental, dumm und schlecht genug sind, ewige Unschuld und Mangel an Bildung von ihnen zu fordern.
Wenn Verstand und Unverstand sich berühren, so gibt es einen elektrischen Schlag. Das nennt man Polemik.
Nicht den Schwächeren wähle zum Freund dir, um weichlich zu ruhen, sondern, wer gleich dir an Geist, kräftig dich regt und ergänzt.
Jeder Laut eines lebenden Wesens hat seinen eigentümlichen Sinn, und auch die Gleichartigkeit mehrerer Laute ist nicht bedeutungslos.
Schön ist, was an die Natur erinnert, also das Gefühl der unendlichen Lebensfülle in uns erweckt.
Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.
Eine klassische Schrift muß nie ganz verstanden werden können. Aber die, welche gebildet sind und sich bilden, müssen immer mehr draus lernen wollen.
Es gibt keine Selbstkenntnis als die historische. Niemand weiß was er ist, wer nicht weiß was seine Genossen sind, vor allen der höchste Genosse des Bundes, der Meister der Meister, der Genius des Zeitalters.
Das Ich kann nie sich selbst abstrahieren. Das Ich kann durch keine Reflexion erschöpft werden, alles im Ich ist nur Entwicklung des Ich.
Der weibliche Charakter wird so oft nicht verstanden, eben weil es die schöne Natur des Weibes ist, seine Seele zu verhüllen wie seine Reize.
Von Zeit zu Zeit erscheinen mir individuelle Gedanken, die ich selbst anfangs nicht sonderlich verstehe, die ganz fest sind und höchst klar, und die ich so allmählich charakterisieren und erkennen lerne wie gegebene Individuen.
Was die Menschen unter den anderen Bildungen der Erde, das sind die Künstler unter den Menschen.
Alle Ehen sind provisorische Versuche und entfernte Annäherungen zu einer wirklichen Ehe
Grundsätze sind fürs Leben, was im Kabinett geschriebene Instruktionen für den Feldherrn.
Wenn aber der Staat gar die mißglückten Eheversuche mit Gewalt zusammenhalten will, so hindert er dadurch die Möglichkeit der Ehe selbst, die durch neue, vielleicht glücklichere Versuche befördert werden könnte.
Willst du ins Große wirken, so entzünde und bilde die Jünglinge und die Frauen. Hier ist noch am ersten frische Kraft und Gesundheit zu finden, und auf diesem Wege wurden die wichtigsten Reformationen vollbracht.