Zitate von Gregor Brand
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In der Welt des Geistes ist für alle Platz – aber dort leben wir ja nicht, solange wir leben.

Die Vorurteile der Intellektuellen sind nur manchmal vernünftiger als die Urteile der Masse.

Ist es gut, einem Volk von Dichtern und Denkern anzugehören? Ist es auch dann noch gut, wenn andere Völker sich als unfähig erweisen würden, dieses Denken zu verstehen und zu würdigen? Wenn dieses Volk gar für sein Denken bestraft würde? Die Juden sind ein Volk der Dichter und Denker.

Eine deutsche Begegnung: Kardinal Ratzinger und Professor Habermas. Professor Ratzinger und Kardinal Habermas – das wäre auch kein uninteressantes Treffen gewesen.

Manche Schriftsteller, die ihre Botschaften zugleich offenbaren und verheimlichen wollen, beginnen, Gedichte zu schreiben.

Es ist eine Gemeinheit der Natur, daß man fremde Fehler oft schon vorher und eigene häufig nicht einmal nachher erkennt.

Man darf Gott dafür dankbar sein, daß er mit der Erschaffung der Welt nicht gewartet hat, bis ihm Menschen vorschrieben, wie er es zu bewerkstelligen habe.

Wir sollten uns nur eine solche Philosophie zu eigen machen, die auch Gegengift für Philosophen sein kann.

Viele Wahrheiten werden täglich geschlachtet. Soll man es für einen Fortschritt halten, wenn sie wenigstens vorher noch betäubt werden?

Auch im 21. Jahrhundert bleibt es ein politisches Verbrechen, wenn Soldaten nur deshalb sterben müssen, damit ihre Vorgänger, die umsonst gestorben sind, nicht umsonst gestorben sind.

Die meisten Menschen wissen halbwegs, was sie denken, aber nicht im geringsten, welche Philosophie sie haben.

Ein Volk, das Intelligenz als höchsten Wert schätzt, wählt nicht den Adler zu seinem Wappentier.

Nicht jeder lebt bis zum Renteneintrittsalter, aber jeder lebt bis zum Todeseintrittsalter.

Es soll Historiker geben, die Saumagen für eine altertümliche Verwandtschaftsbezeichnung halten.

Fromme Menschen tun so, als hätte Gott nichts Wichtigeres zu tun, als angebetet zu werden.

Wer bestimmte Menschen haßt, der haßt auch bestimmte Gene. Dieser Zusammenhang wird im 21. Jahrhundert immer deutlicher werden.

Vertonte Aphorismen, verfilmte Aphorismen, verspielte Aphorismen – davon gibt es noch viel zu wenig.

Die frömmsten Geschichten habe ich selbst erfunden – behauptet der Teufel. Und fast scheint es, als habe er Recht.

Daß das Leben ein Traum ist, kann nur derjenige glauben, der noch nicht aufgewacht ist.

Das Wiehern der Kutschpferde war vor hundert Jahren in Wirklichkeit ein Schwanengesang. Die meisten Schwanengesänge werden erst lange nach ihrem Verhallen gehört.

Es war ein grundlegender Fortschritt, als man auf der Suche nach den Wurzeln des Geistes begann, die Köpfe zu vermessen.

Wer nur im Kreis Gleichgesinnter verkehrt, übersieht die Ecken und Kanten seiner Weltanschauung.

Zu wissen, dass sich etwas ändern lässt, ist oft wichtiger als zu wissen, was sich ändern lässt.

Gewählt zum Gesicht des Jahres: eine Siebzehnjährige mit dem Gesicht einer Zwölfjährigen. Noch einige Jahre und etliche Millionen Alte mehr – und man wird den Teenagern Altäre errichten: um sie sowohl anzubeten als auch zu opfern.

Jede Gottheit, die wir verehren, hat ihren speziellen Tempel im Gehirn – und muss ohnmächtig zusehen, wie dieser Tempel irgendwann vom Schicksal abgerissen wird.