Ein Mann, der sich in einer schönen Frau täuscht, hat sich für seinen Irrtum nicht den schlechtesten Platz ausgesucht.

Was ein Aphorismus ist, bestimme ich – sagt der Aphorismus.

Wie der Deckel einer Flasche dem Ungeschickten oder Hastigen beim Zumachenwollen leicht entfällt, so entgleitet Gott den Greifversuchen vieler Denkenden.

Glücklich diejenigen, die etwas erst dann brauchen, wenn sie es schon haben.

Die Biographie der meisten Männer enthält zahlreiche weiße Flecken.

Vielleicht sind Mathematiker die am wenigsten berechnenden Menschen – und haben dadurch oft so große Schwierigkeiten, das berechnende Verhalten Anderer zu verstehen.

Je sicherer das Leben, desto bedrohter die Religion.

Jener Zar, der nichts lieber tat, als mit seinen unzähligen Zinnsoldaten spielte – war der nicht irrzinnig? War er auch eine Verkörperung der seltsamen Verwandtschaft von Genie und Wahnzinn?

Auch Bauchschmerzen sind Kopfschmerzen.

Komiker verkaufen wertvolle Erkenntnisse für ein paar billige Lacher.

Eine Heizung, die gluckert, wärmt mehr als eine gleich warme, die reibungslos funktioniert und schweigt.

Warum rief Jesus nicht in der Bergpredigt: Selig die Juden, die dereinst rechtzeitig vor den Deutschen fliehen?

Waschen macht die Welt nicht sauberer, aber verteilt immerhin den Schmutz anders.

Richtiges zu sagen, sollte immer besser sein, als bloß Neues zu sagen.

Der Widerspruch, wenn man die Namen derer nennt, die angeblich vergessen sind – und die Wahrheit in diesem Widerspruch.

Aphorismen zu veröffentlichen ist enthüllender als nackt am Strand zu lieben.

Es spricht noch nicht gegen den Wert vieler Geistesschöpfungen, daß die sie produzierenden Männer sie nicht hervorgebracht hätten, wenn man ihnen beizeiten eine schöne Frau geschenkt hätte.

Viele Christen wären gewiß sehr betrübt darüber, wenn man jetzt eine neue älteste Handschrift eines der Evangelien finden würde, bei der am Anfang geschrieben stünde: Eine Komödie.

Wer nicht will, daß ich kritisch bin, will, daß ich nicht bin.

Sind nicht jene Leben, die weder gewonnen noch verloren werden – also unentschieden enden – die interessantesten?

Dass man Appetit auf sich selber hat, wird erst dann schlimm, wenn man anfängt sich selbst zu verzehren.

Charakterlosigkeit ist diejenige Charakterform, die sich am schwersten ändern läßt.

Eulenspiegel wäre nicht Eulenspiegel gewesen, hätte er Adlerspiegel oder Taubenspiegel geheißen.

Im Fernsehen wird nicht weniger Unsinn gepredigt als früher oft in den Kirchen. Dafür sitzen die Leute im allgemeinen viel länger vor dem Fernseher und müssen sich auch noch viel häufiger die Dummheiten anhören. Gottes Strafe?

Schlechte Bücher werden nicht besser, wenn sie in gute Hände geraten.

Der liebe Gott hat derart viele Krankheiten erfunden, daß man ihm ein langes Leben lang täglich für eine andere danken könnte, die man nicht hat.

Kinder werden mit Lügen beschenkt, während sie sich Wahrheiten mühsam erarbeiten müssen.

Wo es Wundertäter gibt, gibt es auch Wunderopfer.

Der Geist hat seinen Sitz nicht im Körper – allein schon deswegen, weil er nie sitzt.

Vegetarier wären überzeugender, wenn sie sich nicht oft selbst für Pflanzen fressende Tiere halten würden.

Um wirklich zu wissen, wie schlecht das eigene Gedächtnis ist, muß man schon ein ziemlich gutes haben.

Junge Menschen haben mehr Träume als alte – weil sie länger schlafen.

Geschichte ist der Restalkohol dessen, was geschehen ist.

Man sollte nicht erst Veteran werden müssen, ehe man auch Niederlagen feiern darf.

Die meisten Menschen nennen etwas Meinung, was ihnen gar nicht gehört.

Je älter ein Irrtum, desto länger ist er haltbar.

Blaise Pascal war von Jesus viel begeisterter, als dieser es je hätte von Pascal sein können.

Würde – wird nicht nur im Deutschen immer etwas Konjunktivisches haben.

Albträume brauchen keinen Schlaf.

Selbst an den intimsten Stellen sind die Menschen voller Fingerabdrücke Gottes.

Eine zu milde Bestrafung der Opfer ist eine zu harte Bestrafung der Täter.

Die meisten Menschen legen, wenn sie sich gesellig treffen, auf Nachschenken viel mehr Wert als auf Nachdenken.

Wenn die Natur wissen will, wie sie besser nicht geworden wäre, sollte sie sich manche Menschen anschauen.

Nulla est redemptio ex infernis. Wer einmal in der Hölle ist, kommt niemals mehr heraus. Wo dieses Wort gilt – und es gilt im katholischen Christentum – da ist jedem Reden von froher Botschaft zu mißtrauen.

Für niemanden sollte die Tiefe seines Falls ein Grund sein, hochmütig zu werden.

Für die Vergangenheit interessiert man sich nur solange, wie man kein Teil davon ist.

Eine Religion ist dann schlecht, wenn sie mehr Angst erzeugt als ihr Gott.

Bei vielen Büchern wäre es gut, wenn ihre Schutzumschläge nicht nur schön aussähen, sondern auch vor dem Inhalt schützen würden.

Ich glaube nicht, daß Sokrates, Jesus oder Nietzsche von den Banken unserer Zeit als kreditwürdig angesehen würden.

Nicht nur hervorragende Pferde – auch die intelligentesten Schriftsteller zeigen immer wieder, wozu Gene fähig sind.