Zitate von Gregor Brand
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Ist es fair, daß das Gehirn darüber entscheidet, welche Körperteile am wichtigsten sind?
Wenn ein Genie alle Minderfähigen umbringen lassen könnte, sodaß am Ende nur noch einige andere Genies übrig blieben, dann wäre es – normal.
Es gibt Weisheiten, die können zumindest für ein paar Sekunden unterhaltsam sein. Sagt der Aphorismus.
Ein uralter, doch allzeit aktueller Fehler: Den Bauch derart füllen, daß nichts mehr in den Kopf paßt.
Mindestens so oft, wie Lebende Toten die Augen schlossen, haben Tote Lebenden die Augen geöffnet.
Wenn Jesus die Menschen von allen Sünden befreit hätte, dann wäre ihnen nichts geblieben.
Es ist noch kein Zeichen von Paranoia, wenn man glaubt, von der Wirklichkeit auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Für aufgeklärte kluge Europäer hat der Verstand eine derart große Macht, daß sie selbst das bezweifeln, was sie fest glauben.
Für die Verdammten kann mit dem Jüngsten Gericht doch nur ihre Henkersmahlzeit gemeint sein. Wünscht ihnen dazu Gott wenigstens noch „Guten Appetit!“?
Mag sein, daß das Doktor-Werden eine Konfirmation des Geistes ist, wie Lichtenberg meinte. Eine heilige Kommunion ist es jedenfalls nicht.
Ob man durch Denken oder durch Nichtdenken glücklicher wird, kann man nur durch Denken herausfinden.
Was für mich schlecht ist, kann für Gott nicht gut sein – Grundsatz jeder vernüftigen Theologie.
Einstein war so antimilitaristisch, daß ihm schon das Wort „Reihenfolge“ hätte Unbehagen verursachen müssen. Er haßte Gleichschritt, aber er liebte Gleichungen.
Wer mit der Gabel der Vergangenheit die Gegenwart zum Mund führt und dabei einen schlechten Geschmack empfindet, der sollte nicht das Essen, sondern das Besteck dafür verantwortlich machen.
Goethe trank täglich mehr als zwei Liter Wein und wurde über 80 Jahre alt. Und niemand sage, mit nur einem Liter hätte er zweimal so viel geschrieben und wäre er doppelt so alt geworden.
Geniale Menschen kennen Gedanken mit Vornamen, die andere nicht einmal mit Nachnamen kennen.
Irgendwann läßt sich der Tod, den wir täglich und nächtlich einatmen, nicht mehr ausatmen.
Unnötige Gedanken. Ich finde es besser, sich einen Gedanken aus dem Kopf zu streicheln, als ihn sich aus dem Kopf zu schlagen.
Wenn die Deutschen wirklich das Volk der Dichter und Denker wären – wäre dann nicht die Eule ihr Wappenvogel?
Einer Umfrage zu Beginn des 21. Jahrhunderts zufolge hielten viele Deutsche einen prominenten blonden Showmaster für wichtiger als Goethe. Goethe würde sich darüber am wenigsten wundern.
Pädagogen mögen diese Art Unterricht noch so vehement als veraltet verurteilen: Das Leben belehrt uns frontal.
Zur Gerechtigkeit der Geschichte gehört es, dass fast niemand mehr die Namen der Vorgesetzten Kants und Kafkas kennt.
Zwei Arten der Unzufriedenheit. Oberflächenunzufriedenheit und Grundunzufriedenheit. Je grundunzufriedener jemand ist, desto mehr leidet er an der Oberfläche.
Wenn jemand sagt, daß etwas außergewöhnlich schön sei, dann sollte man ihm vielleicht nur dann glauben, wenn ihm dabei die Tränen kommen.
Je größer das Gehirn des Menschen, desto kleiner sind die Dinge, die es beeinträchtigen können.
Das Leben hat viele Menschen gezeichnet, aber fehlerlos malen kann es immer noch nicht.
Muß man heutzutage verstehen, wie ein Computer funktioniert, um ein guter Philosoph zu sein? Mußte Hegel wissen, wie man ein Weinfaß zimmert? Mußte Platon wissen, wie Segeltuch genäht wird? Diejenigen, die viele Techniken beherrschten, sind noch selten bedeutende Philosophen gewesen.
Erst sein Fleisch essen und sein Blut trinken und dann Gott einen guten Mann sein lassen – ist das nicht gut katholisch?
Vielleicht spielt bei der christlichen Marienverehrung auch der Gedanke eine untergründige Rolle, daß der Vater fast immer unsicherer ist als die Mutter.
Es gehört zur Tragik der Geschichte, daß diejenigen, oft am wenigsten zu sagen haben, die am meisten zu sagen hätten.