Zitate von Heinrich von Kleist
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Bei dem ewigen Beweisen und Folgern verlernt das Herz fast zu fühlen; und doch wohnt das Glück nur im Herzen, nur im Gefühl, nicht im Kopfe, nicht im Verstande.

Wie viele Gedanken, wie viele Gefühle, wie viele Wünsche, wie viele Hoffnungen, wie viele Täuschungen, wie viele Freuden, wie viele Leiden schließen sechs Jünglingsjahre ein!

Wir mögen am Ende aufgeklärt oder unwissend sein, so haben wir dabei so viel verloren als gewonnen.

Wenn wir von den Dichtern verlangen wollen, dass sie so idealitisch sein sollen wie ihre Helden, wird es noch Dichter geben?

Das Glück des Weibes ist zwar ein unerläßlicher, aber nicht der einzige Gegenstand des Mannes, ihm liegt auch das Glück seiner Landsleute am Herzen; das Glück des Mannes hingegen ist der einzige Gegenstand der Frau.

Der Mensch soll mit der Mühe Pflugschar sich Des Schicksals harten Boden öffnen, soll Des Glückes Erntetag sich selbst bereiten Und Taten in die offnen Furchen streun.

Es ist kein besserer Sporn zur Tugend möglich, als die Aussicht auf ein nahes Glück, und kein schönerer und edlerer Weg zum Glücke denkbar, als der Weg der Tugend.

Bei den Küssen seines Weibes denkt ein echter Chemiker nichts, als daß ihr Atem Stickgas und Kohlenstoffgas ist.

Einen Lehrer gibt es, der ist vortrefflich, wenn wir ihn verstehen; es ist die Natur.

Ich erkenne nur ein höchstes Gesetz an, die Rechtschaffenheit, und die Politik kennt nur ihren Vorteil.

Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün.

Glückwunsch: Ich gratuliere, Stax, denn ewig wirst du leben; Wer keinen Geist besitzt, hat keinen aufzugeben.

Das Leben, welches wir von unseren Eltern empfingen, ist ein heiliges Unterpfand, das wir unsern Kindern wieder mitteilen sollen. Das ist ein ewiges Gesetz der Natur, auf welches sich ihre Erhaltung gründet.

Man kann für jeden Augenblick des Lebens nichts anderes tun, als was die Vernunft für ihren wahren Vorteil erkennt.

Das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.

Freund, versäume nicht zu leben, Denn die Jahre fliehn; Und es wird der Saft der Reben Uns nicht lange glühn!

Denke dir einmal die glückliche Welt, wenn jeder seinen eignen Vorteil gegen den Vorteil des andern vergäße.

Die französische Journalistik ist die Kunst, das Volk glauben zu machen, was die Regierung für gut findet.

Die erste Handlung der Selbständigkeit eines Menschen ist der Entwurf eines solchen Lebensplans.

Türme das Gefühl, das in deiner Brust lebt, wie einen Felsen empor: halte dich daran und wanke nicht, und wenn Erde und Himmel unter dir und über dir zugrunde gingen!

Ich bin immer in den Wohnungen lieber als in den sogenannten Putzstuben, wo ich mich eng und gepreßt fühle, weil ich kaum auftreten und nichts anrühren darf. Fast auf eine ähnliche Art unterscheide ich die bloß angezogenen und die geschmückten Mädchen.

Wärst du ein wenig minder Frau von Ehre, und rissest mir dafür die Ohren nicht mit deinen ew’gen Zänkereien ab.

Was! Du nimmst sie jetzt nicht, und warst der Dame versprochen? Antwort: Lieber! Vergib, man verspricht sich ja wohl.

Wir lieben die Fahrt schon, munter gestellt, doch es sind Häls und Beine uns lieb.

Der Staat sichert uns unser Eigentum, unsre Ehre und unser Leben; wer sichert uns aber unser inneres Glück zu, wenn es die Vernunft nicht tut?

Ich trage eine innere Vorschrift in meiner Brust, gegen welche alle äußeren, und wenn sie ein König unterschrieben hätte, nichtswürdig sind.

Denn niemals, wohin ich mich auch durch die Umstände gedrängt wenden muß, wird mein Herz ein anderes Vaterland wählen als das, worin ich geboren bin.

Honig wohnt in jeder Blume, Freude an jedem Orte, man muß nur, wie die Biene, sie zu finden wissen.

Ich sehe die Elbhöhen und die Felsen im Hintergrund, die wie ein bewegtes Meer von Erde aussehen und in den schönsten Linien geformt sind, als hätten da die Engel im Sande gespielt.

Nur darum ist dieses Gewimmel von Erscheinungen angeordnet, damit der Mensch an keiner hafte.

Tugend und Liebe begründen zwar das Familienglück, aber nur Talente machen es wirklich anziehend.

Nur unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund.

Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unsrer, welcher weiß.

In ein großes Verhältnis, das fand ich oft, ist die Einsicht leicht, das Kleinliche ist’s, was sich mit Mühe begreift.