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Der Kummer steht einsam und vermieden von allen Glücklichen wie ein gefallener Günstling. Nur die Freundschaft lächelt ihm.
Heinrich von KleistWie viele Freuden gewährt nicht schon allein die richtige Wertschätzung der Dinge! Wie oft gründet sich das Unglück eines Menschen bloß darin, daß er den Dingen unmögliche Wirkungen zuschrieb oder aus Verhältnissen falsche Resultate zog und sich darin in seinen Erwartungen betrog!
Heinrich von KleistAlso entbehren und genießen, das wäre die Regel des äußeren Glücks und der Weg, gleich weit entfernt von Reichtum und Armut, von Überfluß und Mangel, von Schimmer und Dunkelheit, der beglückenden Mittelstraße, die wir wandern wollen.
Heinrich von KleistUnd überhaupt wird jeder, der, bei gleicher Deutlichkeit, geschwinder als sein Gegner spricht, einen Vorteil über ihn haben, weil er gleichsam mehr Truppen als er ins Feld führt.
Heinrich von KleistEin jeder hat seine eigne Art, glücklich zu sein, und niemand darf vom anderen verlangen, daß man es in der seinigen sein soll.
Heinrich von KleistEs gehört mehr Genie dazu, ein mittelmäßiges Kunstwerk zu würdigen, als ein vortreffliches.
Heinrich von KleistNicht durch Worte, aber durch Handlungen zeigt sich die wahre Treue und wahre Liebe.
Heinrich von KleistDresden hat eine große feierliche Lage, in der Mitte der umgränzenden Elbhöhen, die in einiger Entfernung, als ob sie aus Ehrfurcht nicht näher zu treten wagten, es umlagern.
Heinrich von KleistIch komme, ich weiß nicht, von wo? Ich bin, ich weiß nicht, was? Ich fahre, ich weiß nicht wohin? Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
Heinrich von KleistEs bricht der Wolf, o Deutschland, in deine Herden ein, und deine Hirten streiten um eine Handvoll Wolle sich.
Heinrich von KleistJede Minute, jeder Mensch, jeder Gegenstand kann dir eine nützliche Lehre geben, wenn du sie nur zu entwickeln verstehst.
Heinrich von KleistSolange ein Mensch noch nicht imstande ist, sich einen Lebensplan zu bilden, so lange ist und bleibt er unmündig...
Heinrich von KleistEin Kleid, das sie heute einen Schlafrock nennen, tragen sie morgen zum Tanze und umgekehrt.
Heinrich von KleistDer unbefugte Kritikus Ei, welch ein Einfall dir kömmt! Du richtest die Kunst mir, zu schreiben, Ehe du selber die Kunst, Bester, zu lesen gelernt.
Heinrich von KleistDenn der Mensch hat ein unwiderstehliches Bedürfnis, sich aufzuklären. Ohne Aufklärung ist er nicht viel mehr als ein Tier.
Heinrich von KleistDas Werk, glaubt mir, das mit Gebet beginnt, das wird mit Heil und Sieg und Ruhm sich krönen.
Heinrich von KleistMit demselben Gefühle, mit welchem du bei dem Abendmahle das Brot nimmst aus der Hand des Priesters, mit demselben Gefühle, sage ich, erwürgt der Mexikaner seinen Bruder vor dem Altare seines Götzen.
Heinrich von KleistNirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennenlernen als - in den Lesebibliotheken.
Heinrich von KleistTätigkeit verlangt ein Opfer, ein Opfer verlangt Liebe, und so muß sich die Tätigkeit auf wahre innere Menschenliebe gründen.
Heinrich von KleistWelch ein unsägliches Glück mag in dem Bewußtsein liegen, seine Bestimmung ganz nach dem Willen der Natur zu erfüllen.
Heinrich von KleistBildung schien mir das einzige Ziel, das des Bestrebens, Wahrheit der einzige Reichtum, der des Besitzes würdig ist.
Heinrich von KleistIch begreife nicht, wie ein Dichter das Kind seiner Liebe einem so rohen Haufen, wie die Menschen sind, übergeben kann.
Heinrich von KleistAuch die Achtung ist eine unwiderrufliche Bedingung der Liebe. Lassen Sie uns daher unaufhörlich uns bemühen, nicht nur die Achtung, die wir gegenseitig füreinander tragen, zu erhalten, sondern auch zu erhöhen. Denn dieser Zweck ist es erst, welcher der Liebe ihren höchsten Wert gibt.
Heinrich von KleistFrage dich immer in jeder Lage deines Lebens, ehe du handelst: Wie könntest du hier am edelsten, am schönsten, am vortrefflichsten handeln? Und was dein erstes Gefühl dir antwortet, das tue.
Heinrich von KleistSo viele Erfahrungen hatten die Wahrheit in mir bestätigt, daß die Liebe immer unglaubliche Veränderungen in dem Menschen hervorbringt; ich habe schwache Jünglinge durch die Liebe stark werden sehen, rohe ganz weichherzig, unempfindliche ganz zärtlich...
Heinrich von KleistDem Durstigen kommt es, als solchem, auf die Schale nicht an, sondern auf die Früchte, die man ihm darin bringt.
Heinrich von KleistNie in meinem Leben, und wenn das Schicksal noch so sehr drängte, werde ich etwas tun, das meinen inneren Forderungen, sei es auch noch so leise, widerspräche.
Heinrich von KleistOhne Lebensplan leben, heißt vom Zufall erwarten, ob er uns so glücklich machen werde, wie wir es selbst nicht begreifen.
Heinrich von KleistKunstwerke sind Produkte der Phantasie, und der ganze Gang unserer heutigen Kultur geht dahin, das Gebiet des Verstandes immer mehr und mehr zu erweitern, das heißt, das Gebiet der Einbildungskraft immer mehr und mehr zu verengen.
Heinrich von KleistWer wendet sein Herz nicht gern der Zukunft zu, wie die Blumen ihre Kelche der Sonne?
Heinrich von KleistIst es nicht eine Unart, nie den Augenblick der Gegenwart ergreifen zu können, sondern immer in der Zukunft zu leben?
Heinrich von KleistEs liegt ein sonderbarer Quell der Begeisterung für denjenigen, der spricht, in einem menschlichen Antlitz, das ihm gegenübersteht; und ein Blick, der uns einen halbausgedrückten Gedanken schon als begriffen ankündigt, schenkt uns oft den Ausdruck für die ganze andere Hälfte desselben.
Heinrich von KleistAch, es muß öde und leer und traurig sein, später zu sterben als das Herz - aber noch lebt es.
Heinrich von KleistHuth [ein Freund] ist hier und hat mich in die gelehrte Welt eingeführt, worin ich mich aber so wenig wohl befinde, als in der ungelehrten. Diese Menschen sitzen sämtlich wie die Raupe auf einem Blatte, jeder glaubt seines sei das beste, und um den Baum bekümmern sie sich nicht.
Heinrich von KleistDas frühreife Genie Nun, das nenn' ich ein frühgereiftes Talent doch, bei seiner Eltern Hochzeit bereits hat er den Carmen gemacht.
Heinrich von KleistDenn ob ich gleich das halbe Deutschland durchreiset bin, so habe ich doch im eigentlichsten Sinne nichts gesehen.
Heinrich von KleistVertrauen und Achtung, das sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe, ohne welche sie nicht bestehen kann, denn ohne Achtung hat die Liebe keinen Wert und ohne Vertrauen keine Freude.
Heinrich von Kleist