Zitate von Heinrich von Kleist
page 1

Der Kummer steht einsam und vermieden von allen Glücklichen wie ein gefallener Günstling. Nur die Freundschaft lächelt ihm.

Wie viele Freuden gewährt nicht schon allein die richtige Wertschätzung der Dinge! Wie oft gründet sich das Unglück eines Menschen bloß darin, daß er den Dingen unmögliche Wirkungen zuschrieb oder aus Verhältnissen falsche Resultate zog und sich darin in seinen Erwartungen betrog!

Also entbehren und genießen, das wäre die Regel des äußeren Glücks und der Weg, gleich weit entfernt von Reichtum und Armut, von Überfluß und Mangel, von Schimmer und Dunkelheit, der beglückenden Mittelstraße, die wir wandern wollen.

Und überhaupt wird jeder, der, bei gleicher Deutlichkeit, geschwinder als sein Gegner spricht, einen Vorteil über ihn haben, weil er gleichsam mehr Truppen als er ins Feld führt.

Ein jeder hat seine eigne Art, glücklich zu sein, und niemand darf vom anderen verlangen, daß man es in der seinigen sein soll.

Es gehört mehr Genie dazu, ein mittelmäßiges Kunstwerk zu würdigen, als ein vortreffliches.

Nicht durch Worte, aber durch Handlungen zeigt sich die wahre Treue und wahre Liebe.

Dresden hat eine große feierliche Lage, in der Mitte der umgränzenden Elbhöhen, die in einiger Entfernung, als ob sie aus Ehrfurcht nicht näher zu treten wagten, es umlagern.

Ich komme, ich weiß nicht, von wo? Ich bin, ich weiß nicht, was? Ich fahre, ich weiß nicht wohin? Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.

Es bricht der Wolf, o Deutschland, in deine Herden ein, und deine Hirten streiten um eine Handvoll Wolle sich.

Jede Minute, jeder Mensch, jeder Gegenstand kann dir eine nützliche Lehre geben, wenn du sie nur zu entwickeln verstehst.

Solange ein Mensch noch nicht imstande ist, sich einen Lebensplan zu bilden, so lange ist und bleibt er unmündig…

Ein Kleid, das sie heute einen Schlafrock nennen, tragen sie morgen zum Tanze und umgekehrt.

Der unbefugte Kritikus Ei, welch ein Einfall dir kömmt! Du richtest die Kunst mir, zu schreiben, Ehe du selber die Kunst, Bester, zu lesen gelernt.

Und bin ich König nicht von Macedonien kann ich auf meine Art doch dankbar sein.

Denn der Mensch hat ein unwiderstehliches Bedürfnis, sich aufzuklären. Ohne Aufklärung ist er nicht viel mehr als ein Tier.

Das Werk, glaubt mir, das mit Gebet beginnt, das wird mit Heil und Sieg und Ruhm sich krönen.

Mit demselben Gefühle, mit welchem du bei dem Abendmahle das Brot nimmst aus der Hand des Priesters, mit demselben Gefühle, sage ich, erwürgt der Mexikaner seinen Bruder vor dem Altare seines Götzen.

Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennenlernen als – in den Lesebibliotheken.

Tätigkeit verlangt ein Opfer, ein Opfer verlangt Liebe, und so muß sich die Tätigkeit auf wahre innere Menschenliebe gründen.

Welch ein unsägliches Glück mag in dem Bewußtsein liegen, seine Bestimmung ganz nach dem Willen der Natur zu erfüllen.

Bildung schien mir das einzige Ziel, das des Bestrebens, Wahrheit der einzige Reichtum, der des Besitzes würdig ist.

Ich begreife nicht, wie ein Dichter das Kind seiner Liebe einem so rohen Haufen, wie die Menschen sind, übergeben kann.

Auch die Achtung ist eine unwiderrufliche Bedingung der Liebe. Lassen Sie uns daher unaufhörlich uns bemühen, nicht nur die Achtung, die wir gegenseitig füreinander tragen, zu erhalten, sondern auch zu erhöhen. Denn dieser Zweck ist es erst, welcher der Liebe ihren höchsten Wert gibt.

Frage dich immer in jeder Lage deines Lebens, ehe du handelst: Wie könntest du hier am edelsten, am schönsten, am vortrefflichsten handeln? Und was dein erstes Gefühl dir antwortet, das tue.

So viele Erfahrungen hatten die Wahrheit in mir bestätigt, daß die Liebe immer unglaubliche Veränderungen in dem Menschen hervorbringt; ich habe schwache Jünglinge durch die Liebe stark werden sehen, rohe ganz weichherzig, unempfindliche ganz zärtlich…

Dem Durstigen kommt es, als solchem, auf die Schale nicht an, sondern auf die Früchte, die man ihm darin bringt.

Nie in meinem Leben, und wenn das Schicksal noch so sehr drängte, werde ich etwas tun, das meinen inneren Forderungen, sei es auch noch so leise, widerspräche.

Ohne Lebensplan leben, heißt vom Zufall erwarten, ob er uns so glücklich machen werde, wie wir es selbst nicht begreifen.

Kunstwerke sind Produkte der Phantasie, und der ganze Gang unserer heutigen Kultur geht dahin, das Gebiet des Verstandes immer mehr und mehr zu erweitern, das heißt, das Gebiet der Einbildungskraft immer mehr und mehr zu verengen.

Wer wendet sein Herz nicht gern der Zukunft zu, wie die Blumen ihre Kelche der Sonne?

Ist es nicht eine Unart, nie den Augenblick der Gegenwart ergreifen zu können, sondern immer in der Zukunft zu leben?

Es liegt ein sonderbarer Quell der Begeisterung für denjenigen, der spricht, in einem menschlichen Antlitz, das ihm gegenübersteht; und ein Blick, der uns einen halbausgedrückten Gedanken schon als begriffen ankündigt, schenkt uns oft den Ausdruck für die ganze andere Hälfte desselben.

Ach, es muß öde und leer und traurig sein, später zu sterben als das Herz – aber noch lebt es.
![Heinrich von Kleist - Huth [ein Freund] ist hier und hat mich in die gelehrte Welt eingeführt, worin ich mich aber so wenig...](https://www.netzitate.com/bilder/418/zitate-von-heinrich-von-kleist-44.jpg)
Huth [ein Freund] ist hier und hat mich in die gelehrte Welt eingeführt, worin ich mich aber so wenig wohl befinde, als in der ungelehrten. Diese Menschen sitzen sämtlich wie die Raupe auf einem Blatte, jeder glaubt seines sei das beste, und um den Baum bekümmern sie sich nicht.

Das frühreife Genie Nun, das nenn‘ ich ein frühgereiftes Talent doch, bei seiner Eltern Hochzeit bereits hat er den Carmen gemacht.

Denn ob ich gleich das halbe Deutschland durchreiset bin, so habe ich doch im eigentlichsten Sinne nichts gesehen.

Vertrauen und Achtung, das sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe, ohne welche sie nicht bestehen kann, denn ohne Achtung hat die Liebe keinen Wert und ohne Vertrauen keine Freude.