Zitate von Jean Paul
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Jede Freude füllt, jeder Schmerz leert dich, aber in jener hat noch Sehnsucht Platz, in diesem noch Zuversicht.
Nichts wird weniger in Gesellschaft erraten als die Empfindsamkeit, besonders die männliche.
Wir haben alle schon geweint, jeder Glückliche einmal vor Weh, jeder Unglückliche einmal vor Lust.
Wer im Alter ganz die Liebe missen kann, hatte in der Jugend die rechte nicht, für welche es keine Jahre gibt.
Die Menschen sollen sich einander bei den Händen fassen und nicht nur gut sein, sondern auch froh. Die Freude ist der Sommer, der die inneren Früchte färbt und schmilzt.
Unter den Menschen und Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauhen mit einigen Warzen.
Wenn auch… (fing der Jüngling an, und der Wind wehte das Hauptwort Bücher weg) nicht gut oder schlecht machen, besser oder schlechter machen sie doch.
Wer aufrichtig glaubt, nur das zu sein, was er ist, besitzt die wahre Bescheidenheit, die nur höchst selten sich findet.
Die Einsamkeit ist so nötig, daß man neben einem anderen gar nicht so frei denken kann, weil man sein Denken sich mit denkt.
Kann ich nicht ein Verstorbner sein, der voll Unglauben an die zweite Welt in solche gefahren ist und nun da gar nicht weiß, wo er hinaus soll vor Lust?
Man kann gegen ein Laster mit dem größten Nachdruck predigen und es doch ausüben, ohne zu heucheln.
Warum halten sich die Menschen für scharfsichtiger, wenn sie das geheime Böse entdecken, als das geheime Gute?
Das Volk kennt nur die offene Tafel der Fürsten, aber nicht ihre einsame Unverdaulichkeit; und nur ihre öffentlichen Freuden, nicht ihre geheimen Schmerzen.
In den besten Reisebeschreibungen interessiert uns doch der Reisende am meisten, wenn er sich nur zeigen mag. Wer eine Reise beschreibt, beschreibt damit sich immer auch selber.
In der Tat braucht der Mensch bei den besten Flügeln für den Äther doch auch ein Paar Stiefel für das Pflaster.
Die Predigten sind Kehrbesen, die den Unrat von acht Tagen aus den Herzen der Zuhörer herausfegen.
Schwächlinge müssen lügen, sie mögen es hassen, wie sie wollen. Ein Droh-Blick treibt sie mitten ins Sündengarn.
Lade ich ein oder werde ich eingeladen: zweimal leidet meine Freiheit – aber im Wirtshaus nie.
Der Mensch sollte nach der ersten Liebe und der ersten Freundschaft sterben: so wäre doch das Leben ihm ein Leben.
Ein Autor sollte unter die Schönheiten, die nur Kenner fühlen, immer solche mit mischen, die auch der schlechte Leser fühlt.
Die Weiber ändern ihre Meinungen schwerer als die Männer, weil sie mehr Gefühle als Schlüsse sind.
Ein Volk kann nicht auf seine Genies, sondern auf das Volk, auf die Menge stolz sein – die Genies können auf die Genies es sein.
Eine beglückte Liebe hätte seine Sehnsucht und sich vertilgt, aber eine unterbrochene hat sie verewigt. Das Schicksal geht mit uns wie mit Pflanzen um, es macht uns durch kurze Fröste reifer.
Feinde müssen nicht mit Haß, sondern mit Toleranz, Mitleid, ja fast mit Liebe betrachtet werden.
Der Mensch gehet allezeit, wenn er sich noch so lange gegen eine Meinung gesträubt, endlich zu ihr mit großer Leidenschaft über.