seite 16
Die Kinder sind nie so gehorsam, als wenn sie den Eltern etwas geschenkt oder sonst eine Freude gemacht haben.
Jean Paul[...] es wurde eben über alles was zur echten Religion des Herzens gehört, gesprochen und auf die Unsterblichkeit, womit jene ja anfängt und schließt, führte uns leicht alles, der Sternhimmel das Abendrot, ja das Abendgeläute, jede Rührung, vielleicht mancher Schmerz.
Jean PaulIch bitte jeden, einmal innerlich seine Affekten ganz ausreden zu lassen und sie abzuhören und auszufragen, was sie denn eigentlich wollen: er wird über das Ungeheuere ihrer bisher nur halb gestammelten Wünsche erschrecken.
Jean PaulDas tugendhafte Herz wird, wie der Körper, mehr durch Arbeit, als durch gute Nahrung gesund und stark.
Jean PaulDer Mensch hält sein Leiden für das der Menschheit, wie die Bienen das Tropfen ihres Bienenstandes, wenn schon die Sonne wieder scheint, für Regen nehmen und nicht ausfliegen.
Jean PaulAuf Kinder wirkt nichts so schwach als eine Drohung und Hoffnung, die nicht noch vor Abends in Erfüllung geht.
Jean PaulDer Hagestolz hat das Unglück, daß ihm niemand seine Fehler frei sagt; aber der Ehemann hat dies Glück.
Jean PaulUm sich etwas zu erklären, nimmt die große Welt lieber die entsetzlichste Sünde als eine gewöhnliche an.
Jean PaulHabt Mitleiden mit der Armut, aber noch hundertmal mehr mit der Verarmung! Nur jene, nicht diese macht Völker und Individuen besser.
Jean PaulEigne Anmerkungen findet man zum Aufzeichnen oft bloß darum zu unbedeutend, weil man sie durch langes Herumtragen und Handeln darnach sich selber gemein gemacht.
Jean PaulWenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.
Jean PaulMöge der Engel des Glaubens zu dir kommen, wenn der Engel der Freude auf Minuten entfliegt.
Jean PaulBei der Besserung sieht man, daß man eine Menge Dinge im Umgang, die man aus Höflichkeit und Mode tat, aus Tugend nun tut und leichter.
Jean PaulEs ist gut, wenn man mit Ehrfurcht die alten Ideen in neuen Werken liest, denn die alten Bücher, in denen sie stehen, werden heute nicht mehr gelesen.
Jean PaulSich eines philosophischen Satzes zu erinnern, braucht man mehr Zeit als eines historischen: jenen schafft man beinahe wieder mit.
Jean PaulNun war er allein und [...] hatte, was der Mensch zum feinsten Glücke braucht, nämlich einen Widerspruch der Wünsche.
Jean PaulDer moralische Gang des Menschen gleicht seinem physischen, der nichts ist, als ein fortgesetzter Fall.
Jean PaulDas Leben, diese kurze Erdpartie, ist nur ein kurzer schwüler Decembertag - unsere Freuden sind Torso's - unsere Erinnerungen Ruinen - unsere Liebe ist eine große Sehnsucht und unsere Jugend ist ein süßer Seufzer.
Jean PaulDie schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gut zu machen.
Jean PaulMan hat nicht bei jeder Person denselben Witz. Es gibt Leute, bei denen es unmöglich ist, witzig zu sein. Ein Witziger ist es selten bei einem Witzigen, am wenigsten bei höheren Personen.
Jean PaulDer rechte Unglaube bezieht sich auf keine einzelnen Sätze und Gegensätze, sondern auf die Erblindung gegen das Ganze.
Jean PaulSobald nicht die Unschuld der Phantasie geschonet wird so ist keine andere weiter zu schonen; die Sinnen können weder unschuldig noch schuldig sein.
Jean PaulUm ein guter Gesellschafter zu sein, ist es sehr gut, etwas zu treiben, was die Gesellschaft selbst interessiert. Daher ist ein Jurist, Kaufmann unter Bürgerlichen an und für sich ein besserer als ein Philosoph oder gar Dichter.
Jean PaulDie Weiber und sanfte Leute sind nur zaghaft in eigenen Gefahren, und herzhaft in fremden, wenn sie retten sollen.
Jean PaulWas verlor Deutschland in seinem Staube? Eben was der Diamant in dem seinigen: die dunkle Schlackenrinde; und dann erschien der Glanz.
Jean PaulKein Ideal darf aufgegeben werden, sonst erlischt das heilige Feuer des Lebens, und Gott stirbt ohne Auferstehung.
Jean PaulMache deine Gegenwart zu keinem Mittel der Zukunft, denn diese ist ja nichts als eine kommende Gegenwart, und jede verachtete Gegenwart war ja eine begehrte Zukunft!
Jean PaulDie Mutter liebt der Art Menschen, von der ihr Sohn ist; gibt dem Handwerksburschen, wenn ihr Sohn einer, mehr.
Jean PaulMan glaubt stets, nur dieser Autor sei in der persönlichen Erscheinung schlecht, aber alle ungesehene herrlich.
Jean PaulWir schämen uns mehr vor uns selber, wenn wir uns einer Torheit, als eines Lasters erinnern.
Jean PaulDie Besorgnis, falsch zu scheinen, macht, daß man es scheint. Daher sieht bei einem Argwöhnischen ein Aufrichtiger halb wie ein Falscher aus.
Jean PaulIn nichts offenbart sich die herzlose Maschinenhaftigkeit der Neuerer mehr als in der Dürre ihrer Feste.
Jean PaulMan legt leicht die großen Unarten ab und hat noch immer die kleinen der Gewohnheit und Erziehung.
Jean PaulKleider sind die Waffen, womit die Schönen streiten und die sie, gleich den Soldaten, nur dann von sich werfen, wenn sie überwunden sind.
Jean PaulDie Natur ist für den Menschen in ewiger Menschwerdung begriffen, bis sogar auf ihre Gestalt; die Sonne hat für ihn ein Vollgesicht, der halbe Mond ein Halbgesicht, die Sterne doch Augen, alles lebt den Lebendigen; und es gibt im Universum nur Schein-Leichen, nicht Schein-Leben.
Jean PaulFrauenfeindschaft: Aber warum sprechen Männer dieses Wort so oft aus über Wesen, denen sie den ersten Dank des Lebens schuldig sind, und die von der Natur selbst geopfert werden, damit Leben nach Leben erscheine?
Jean Paul