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Die Flamme der ehelichen Liebe gibt auch nur Kohle, einander zu schwärzen.
Jean PaulEs gehört zur Tugend und Lebensart, von andern nicht zu sehr sein Recht zu fordern.
Jean PaulFür manche ist das Leben ein Bette, worin sie immer nur gekrümmt liegen können.
Jean PaulWarum soll die Natur mit Untergängen geizen, da sie mit Aufgängen und Schöpfungen wuchert?
Jean PaulKluge halten das Gewöhnliche, Dumme das Ungewöhnliche für toll.
Jean PaulGefühle sind Sterne, die bloß bei hellem Himmel leuchten; aber die Vernunft ist die Magnetnadel, die das Schiff noch ferner führt, wenn jene auch verborgen sind und nicht mehr leuchten.
Jean PaulDie Schwachheiten großer Menschen werden von kleinen so leicht erraten als die der Lehrer von Kindern.
Jean PaulKeine Zeit ist mit der Zeit zufrieden, das heißt: Die Jünglinge halten die künftige für idealer als die gegenwärtige, die Alten, die vergangene.
Jean PaulDas Schicksal macht den Mann zum Unter-Schicksal des Weibes.
Jean PaulDen Verstand, Witz etc. des andern (Ehe) kriegt man satt, nie sein gutes Herz: nur dieses ist unerschöpflich.
Jean PaulDer Mensch dürstet am größten Freudenbecher nach einem größern und zuletzt nach Fässern.
Jean PaulDie Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt; zur Gattin bloß mittelbar.
Jean PaulEin Werk mit lauter Anfangsbuchstaben ist gedruckt schwer zu lesen: so ein Leben voller Sonntage.
Jean PaulSelige Stunden, welche auf die Versöhnung der Menschen folgen! Die Liebe ist wieder schüchtern und jungfräulich, der Geliebte neu und verklärt, das Herz feiert seinen Mai und die Auferstandenen vom Schlachtfelde den vorigen, vergessenen Krieg nicht.
Jean PaulNicht die Freuden, sondern die Leiden verbergen die Leere des Lebens.
Jean PaulNach der Kraft gibt es nichts so Hohes, als ihre Beherrschung.
Jean PaulDer Mensch weint oft im Schlafe; wenn er erwacht, weiß er kaum, daß er Thränen hatte. Dafür halte das Leben! Im zweiten weißt du nicht mehr, daß du im ersten geweint.
Jean PaulManche Menschen verstecken, wie viele indische Bäume, unter äußern Stacheln und dornigem Laub die weiche, kostbare Frucht des menschenfreundlichen Herzens.
Jean PaulWenn man beim Erzählen eines fremden Scherzes selbst sehr lacht, so gewinnt er; bei dem eines eignen, so verliert er.
Jean PaulUnd ich ging ihm entgegen, und unter dem freien Himmel lag ich endlich an seinem Mund und an seiner Brust, und ich konnte vor erstickender Freude kaum sprechen und nur weinen.
Jean PaulÜber nichts machen wir wohl größere Fehlschlüsse und Fehltritte als über die weibliche Heiterkeit.
Jean PaulEs ist nicht halb so ungesund, Philosophie zu lehren, als zu lernen, e(ine) Philos(ophie) zu machen als zu lesen.
Jean PaulDie Verstellung hilft unter Leuten, denen wir ähnlich sind, nichts.
Jean PaulMütter, seid Väter! möchte man zurufen, und: Väter, seid Mütter!
Jean PaulDer Mantel der Liebe bedecket alle Fehler.
Jean PaulEin berühmter Autor und ein Fürst brauchen nur zu reden, nicht gut zu reden, um zu gefallen.
Jean PaulHeimlich glauben die meisten, Gott existiere bloß, damit sie erschaffen wurden.
Jean PaulDer Mensch dankt desto weniger für fremde Geschenke, je geneigter er ist, eigene zu machen; und der Freigebige ist selten ein Dankbarer.
Jean PaulWenn die Wünsche und die Lagen des Menschen sich miteinander umkehren: so klagt er doch wieder die Lagen, nicht die Wünsche an.
Jean PaulWartet nicht auf außergewöhnliche Umstände, um Gutes zu tun. Tut es unter normalen Umständen.
Jean PaulMan tut oft bloß stolz, weil man vermutet, der andere denke stolz.
Jean PaulDie Menschen schieben ihren letzten Willen gern so lange hinaus wie ihren bessern.
Jean PaulO selig, selig ist der, dem Gott eine große Idee beschert, für die er allein lebt ud handelt, die er höher achtet, als seine Freuden, die immer jung und und wachsend ihm die Eintönigkeit des Lebens verbirgt.
Jean PaulHeilig bewahre den Kinderglauben, ohne welchen es gar keine Erziehung gäbe.
Jean PaulVielleicht wirft sich niemand mehr Schwäche vor als ein starker Mensch.
Jean PaulIn jeder Zeit ist Krieg, wenn nicht körperlicher, doch geistiger, und körperliche Siege fordern geistige heraus.
Jean PaulJahre und Geschäfte, juristische vollends, ach das Leben selber ziehen den Menschen immer weiter herab, anfangs aus dem Äther in die Luft, dann aus der Luft auf die Erde.
Jean PaulDie Leidenschaften, sagt Plato, sind die Pferde am menschlichen Wagen; o und wie leicht schwingt sich ein Weib auf den Kutschbock, um spazieren zu fahren!
Jean PaulErstlich zur Seltenheit muß man sich machen, und damit man es bleibe in der Gesellschaft, zuweilen hintereinander keine Seltenheit sein.
Jean PaulEheweiber sind scharfsichtig, wenn ein Mensch sich den Ehemännern empfehlen will, und diese, wenn ein Mensch sich der Frau.
Jean PaulMan wird zuletzt tolerant, denkt man, gegen die Menschen; aber man ist nur gleichgültig.
Jean PaulEine witzige Schmeichelei verzeiht sogar der Bescheidenste.
Jean PaulSprache-Lernen ist etwas Höheres als Sprachen-Lernen; und alles Lob, das man den alten Sprachen als Bildungmitteln erteilt, fällt doppelt der Mutter-Sprache anheim, welche noch richtiger die Sprach-Mutter hieße.
Jean PaulDie Worte des Ehemanns wirken höchstens auf die Ehefrau, wenn er sie einer fremden vorsagt.
Jean PaulDie Liebe ist eine angeborne, aber verschieden ausgeteilte Kraft und Blutwärme des Herzens; es gibt kalt- und warmblütige Seelen, wie Tiere.
Jean PaulMenschen beweisen sich in Gesellschaft Sachen, die jeder glaubt.
Jean PaulEigentliche Aufmerksamkeit [ist] so wenig einzupredigen und einzuprügeln als ein Trieb.
Jean PaulZwei große Ärzte, Sommer und Winter - zwei große Giftmischer, Herbst und Frühling.
Jean PaulDie Weiber lieben die Stärke, ohne sie nachzuahmen; die Männer die Zartheit, ohne sie zu erwidern.
Jean PaulDas Große, das Göttliche, das du in deiner Seele hast, suche auf keinem Sonnenkrater, auf keinem Planetenboden. Die ganze weite Welt, das ganze Elysium, Gott selbst, erscheinen dir an keinem andern Ort als mitten in dir.
Jean Paul