Jean Paul Zitate
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Der aus dem gemeinen kriechenden Stand Emporgekommene will stolz sein und kann es nicht, und ihm entfährt immer Höflichkeit gegen die alten Gegenstände.
Jean PaulDie Leserinnen eines Dichters sind alle seine heimlichen Liebhaberinnen – die Jünglinge machen es mit Dichterinnen auch nicht besser -.
Jean PaulEs gehört zur Tugend und Lebensart, von andern nicht zu sehr sein Recht zu fordern.
Jean PaulVor großen Entscheidungen des Verhängnisses ergreift alle Menschen der Aberglaube.
Jean PaulAlles Vergnügen kommt von ungefähr und fället aus den Wolken; an dem, das man lange erwartet, ist selten viel.
Jean PaulDer schönen Aktrice rechnet man immer ein wenig den Geist ihrer Rolle zu ihrem.
Jean PaulDas Meer der Zeit ist nur eine Woge auf dem Meere der Ewigkeit.
Jean PaulEs gibt noch süßere Freudenthränen, als die im Wachen – es sind die im Traume.
Jean PaulDer Autor vermengt das Vergnügen, das ihm ein Buch als Künstler gibt, mit dem, das es andern als Lesern gibt.
Jean PaulNiemand könnte sich verhaßter und langweiliger machen als einer, der in allen Sozietäten Menschen nur lobte.
Jean PaulWillst du die Mängel deiner guten zukünftigen Frau leicht voraus wissen, so gib nur auf diejenigen Acht, welcher der Braut von den Eltern und Geschwistern, oft nur leise und lächelnd vorgeworfen werden. Diese folgen ihr als die gewisseste Mtgift.
Jean PaulMan kann gegen ein Laster mit dem größten Nachdruck predigen und es doch ausüben, ohne zu heucheln.
Jean PaulDie verschiedenen Erden und Nebenerden über und um uns sind nur entferntere Weltteile; der Mond ist nur ein kleineres entlegneres Amerika, und der Äther ist das Weltmeer.
Jean PaulBeredsamkeit ist bloß Deutlichkeit.
Jean PaulParis ist der geistige, London der körperliche Marktplatz Europas.
Jean PaulDeutschland war lange ein Wald, aber nach Wäldern ziehen sich Gewitter und Regen.
Jean PaulDie Leidenschaft macht die besten Beobachtungen und die elendesten Schlüsse. Sie ist ein Fernrohr, dessen Feld desto heller, je enger es ist.
Jean PaulZehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuß.
Jean PaulDer Eitelkeit oder ihrem Scheine entgeht niemand, wenn ihn nicht eine große Idee erfüllt, die ihn gegen sein Selbst verblendet.
Jean PaulEdle Liebe reinigt, wie die Tragödie, die Leidenschaften des Menschen.
Jean PaulAn reicher Wirklichkeit verwelkt oder verarmt die Phantasie.
Jean PaulEin solcher namenloser Töpfer-Berg ist im ganzen auch die Geschichte der Völker.
Jean PaulMan liebt noch den Ort der Liebe, wenn man gegen die Person keine mehr hat.
Jean PaulDas Gebet macht rein; es ist eine Selbstpredigt.
Jean PaulKritik lernt man mehr von eignen Arbeiten als von Kunstrichtern.
Jean PaulUm den Einsamen schleichen Gespenster.
Jean PaulSo hetzt einen Menschen eine einzige Lüge in Irrgängen herum; es ist eben so unmöglich, mit einer Lüge, als mit einer Kinder-Blatter durchzukommen: eine überdeckt den ganzen Menschen mit Pocken-Materie.
Jean PaulKeine Versprechungen werden schwerer und später gehalten als die, bei welchen die Zeit der Erfüllung nicht bestimmt ist. Daher geben viele oft dem Freunde das geborgte Geld nicht zurück.
Jean PaulMan muß nicht seine Vorzüge auskramen, um den andern zu gewinnen, sondern ihn gewinnen, um jene auszukramen. Die Höflichkeit etc., womit ich jemand aufnehme, ist die Grundierung, worauf er mein Bild aufträgt.
Jean PaulDas Ansehen der Großen beruht auf der Ehrfurcht der Kleinen.
Jean PaulIndividualität ist überall zu schonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten. Ich bin, was ich bin, und werde schwerlich anders.
Jean PaulMenschenkinder, opfert die Zeit der Ewigkeit!
Jean PaulHeiterkeit hat nur der Mensch, Genuß das Tier.
Jean PaulUm originelle Leute zu finden, muß man selber Geist haben.
Jean PaulWenn man über etwas spricht oder schreibt, sieht man, daß man mehr weiß, als man dachte.
Jean PaulDie Stöße, die uns der Wagen des Schicksals gibt, lassen unser Inneres noch in Ruhe und Gleichmut. Aber Wunden, die uns der Mensch, seine Meinung und Betragen gegen uns gibt, wirren in uns alles durcheinander. Das Ich fühlt sich von seinesgleichen erschüttert.
Jean PaulDie Ministerin war im Gespräche […] auf den Satz geraten, daß Kindern keine Schule nötiger sei als die der Geduld, weil entweder der Wille in der Kindheit gebrochen werde oder im Alter das Herz.
Jean PaulLache das Leben an! Vielleicht lacht es wieder.
Jean PaulIn jeder Sünde wohnt der ganze Krieg, wie in jedem Funken eine Feuersbrunst.
Jean PaulDie Kraftlosigkeit liebt Gesetzlosigkeit, denn nicht die Schwäche, nur die Kraft will immer dasselbe, und dasselbe heißt eben Gesetz.
Jean PaulMan will nicht nach seinem Äußerlichen geschätzt sein, und andre schätzt man doch mit den Augen.
Jean PaulFurcht und Mut stecken an.
Jean PaulAm Tage ist man kühner gegen Geister, in der Nacht gegen Menschen.
Jean PaulEs ist falsch, daß gewisse Laster einen großen Geist beweisen. Nicht das Laster selbst, sondern die Mittel, durch die man es ausübt, bestätigen die Größe.
Jean PaulIm Traum kann man (wenigstens ich) sich der tiefsten Gefühle aus der Kindheit erinnern.
Jean PaulEs gibt eine wichtige ungeheure Weltgeschichte, die der Sterbenden; aber auf der Erde werden uns ihre Blätter nicht aufgeschlagen.
Jean PaulKraft und Liebe sind zwei Gegensätze des inneren Menschen; aber Religion ist die göttliche Gleichsetzung beider und der Mensch im Menschen.
Jean PaulKein Land sagt sich selbst so viele Wahrheiten als Deutschland.
Jean PaulStets zwischen zwei Disteln reift die Ananas. Aber stets zwischen zwei Ananassen reift unsere stechende Gegenwart, zwischen der Erinnerung und der Hoffnung.
Jean PaulEs ist leichter, die Menschen zu lieben, als zu ertragen – viele heftig zu lieben, als keinen zu hassen.
Jean Paul