Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Ob es etwas Schöneres geben könne, als wenn die Jugend aus allen Weltgegenden zusammenkäme, um sich fester für das Gute zu verbünden mit dem Entschluss, in jeder Lage ihres Lebens alle ihre Kräfte aufzuwenden und so weiter.
Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. Nichts Abgeschmackters find‘ ich auf der Welt als einen Teufel, der verzweifelt.
Unser ganzes Kunststück besteht darin, daß wir unsere Existenz aufgeben, um zu existieren.
Im Leben ist es schwer zu sagen, wer uns am meisten Übel zugefügt hat, Feinde mit den schlimmsten oder Freunde mit den besten Absichten.
Übrigens befinde ich mich hier gar wohl, die Einsamkeit ist meinem Herzen köstlicher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jahreszeit der Jugend wärmt mit aller Fülle mein oft schauderndes Herz.
Der größe Reichtum des Menschen ist das Gemüt, das groß genug ist, keinen Reichtum zu verlangen.
Wie der Mensch das Pfuschen so liebt! Fast glaub ich dem Mythos, der mir erzählet, ich sei selbst ein verpfuschtes Geschöpf.
Das Gesetz haben die Menschen sich selbst auferlegt, ohne zu wissen, über was sie Gesetze gaben; aber die Natur haben alle Götter geordnet.
Wenn man denkt, die Einheit Deutschlands bestehe darin, daß es eine einzige Residenz habe, so irrt man.
Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.
Die vernünftige Welt ist als ein großes unsterbliches Individuum zu betrachten, das unaufhaltsam das Notwendige bewirkt und dadurch sich sogar über das Zufällige zum Herren macht.
Es ist ganz einerlei, in welchem Kreise wir unsere Kultur beginnen, es ist ganz gleichgültig, von wo aus wir unsere Bildung in’s fernere Leben richten, wenn es nur ein Kreis, wenn es nur ein Wo ist.
Es ist mit der üblen Laune völlig wie mit der Trägheit, denn es ist eine Art von Trägheit.
Willst dich nicht gern vom Alten entfernen? Hat denn das Neue so gar kein Gewicht? Umlernen müßte man immer, umlernen! Und wenn man umlernt, da lebt man nicht.
Eine stille, ernsthafte Frau ist übel daran mit einem lustigen Manne. Ein ernsthafter Mann nicht so mit einer lustigen Frau.
Wer den Geist der Gierigkeit hat, der lebt nur in Sorgen, niemand sättigt ihn.
Dieses Italien ist ein so abgedroschnes Land, daß, wenn ich mich darin nicht selbst als in einem verjüngenden Spiegel sähe, so möchte ich gar nichts davon wissen.
Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nützt, ist eine schwere Last; Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.
Mögen die Menschen auch Gott ewig suchen und zu schauen hoffen, sie können Gott nur ahnen und nicht schauen, ihn nur aus seinen Manifestationen erraten.
Die Geschichte der Wissenschaften ist eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen.
Treue Teilnahme muß trotz allen Hindernissen in ihren Zwecken endlich obsiegen.
Wem die Dankbarkeit geniert, der ist übel dran, denke, der dich erst geführt, wer für dich getan!
Willst du dich deines Wertes erfreuen, so mußt der Welt du Wert verleihen.
Gar selten tun wir uns selbst genug; desto tröstender ist es, andern genug getan zu haben.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Die Natur ist wie ein Beil. Grad und einfach geht sie hindurch, und nur die unendliche Modifikation des einzelnen macht es so schwer, sie zu verstehen.
Alle wirklich klugen Gedanken sind schon tausendmal gedacht worden; um sie zu unseren eigenen zu machen, müssen wir sie aufrichtig überdenken, bis sie sich in unseren persönlichen Erfahrungen niederschlagen.
Auf dem Glück der Fabel beruht freilich alles, man ist wegen des Hauptaufwandes sicher, die meisten Leser und Zuschauer nehmen denn doch nichts weiter mit davon, und dem Dichter bleibt doch das ganze Verdienst einer lebendigen Ausführung.
Es ist die Anmaßlichkeit in ihm* personifiziert, die besonders der Jugend eigen ist.
Der Kredit ist eine durch reale Leistungen erzeugte Idee der Zuverlässigkeit.
In der Idee leben heißt, das Unmögliche behandeln, als wenn es möglich wäre.
Wir gewöhnen uns leicht zu vergessen, was wir der eigenen Würde schuldig sind. Die Gnade scheinet ein so hoher Preis, daß wir den Wert von unserm Selbst zur Gegengabe viel zu wenig achten.
Es gibt kein äußeres Zeichen der Höflichkeit, das nicht einen tiefen sittlichen Grund hätte. Die rechte Erziehung wäre, welche dieses Zeichen und den Grund zugleich überlieferte.
Wir haben so viele Rechte hingegeben, daß uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt.
Alle unmittelbare Aufforderung zum Ideellen ist bedenklich, besonders an die Weiblein. Wie es auch sei, umgibt sich der einzelne bedeutende Mann mit einem mehr oder weniger religios-moralisch-ästhetischen Serail*.
Und so fand ich mich fast mehr gehindert, mich zu entwickeln und zu äußern, durch falsche Mit- und Einwirkung der Sinnesverwandten, als durch den Widerstand der Entgegengesinnten.
O glücklich, wer noch hoffen kann, Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! Was man nicht weiß, das eben brauchte man, Und was man weiß, kann man nicht brauchen.
Nicht alles ist an Eins gebunden; Seid nur nicht mit euch selbst im Streit! Mit Liebe endigt man, was man erfunden; Was man gelernt, mit Sicherheit.
Ich habe viel gezeichnet, aber ich werde nie Künstler. Die Liebe gibt mir alles; und wo die nicht ist, dresch‘ ich Stroh.
Was ist heilig? Das ist’s, was viele Seelen zusammenbindet: bänd‘ es auch nur leicht, wie die Binse den Kranz. Was ist das Heiligste? Das, was heut und ewig, die Geister, tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht.