Johann Wolfgang von Goethe Zitate
seite 38

Wenn ich an meinen Tod denke, darf ich, kann ich nicht denken, welche Organisation zerstört wird.

Welche Idee ich mit meinem Faust zu verkörpern gesucht? Als ob ich das selber wüsste.

Niemand darf sich freuen oder leiden als zum Zeitvertreib der übrigen, und so springt’s von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt, von Reich zu Reich und zuletzt von Weltteil zu Weltteil, alles veloziferisch.

Wer aus Charakter oder Maxime beharrlich verneint, hat eine größere Gewalt, als man denkt.

Ich weiß, dass mir nichts gehört als der Gedanke, der ungestört aus meiner Seele will fließen und jeder günstige Augenblick, den mich ein liebendes Geschick von Grund aus lässt genießen.

Man spricht vergebens viel, um zu versagen; Der andre hört von allem nur das Nein.

Ein Kranz ist gar viel leichter binden, Als ihm ein würdig Haupt zu finden.

Es ist immer erbaulich, sich zu überzeugen: dass im hohen Alter die verständige Vernunft, oder, wenn man will, der vernünftige Verstand sich als Stellvertreter der Sinne legitimieren darf.

Selbst im Augenblick des höchsten Glücks und der höchsten Noth bedürfen wir des Künstlers.

Man sagt immer was Dummes, wenn man was allgemeines oder was künftig zu thuendes sagt.

Indessen nehme ich für bekannt, dass eine Frau herrscht und herrschen muss; daher, wenn ich ein Frauenzimmer kennen lerne, gebe ich nur darauf acht, wo sie herrscht; denn dass sie irgendwo herrsche, setze ich voraus.

Der Haß ist eine läst’ge Bürde. Er senkt das Herz tief in die Brust hinab und legt sich wie ein Grabstein schwer auf alle Freuden.

Wisse, daß mir sehr mißfällt, Wenn so viele singen und reden! Wer treibt die Dichtkunst aus der Welt? Die Poeten!

Die Beschäftigung mit Unsterblichkeitsideen ist für vornehme Stände und besonders für Frauenzimmer, die nichts zu tun haben.

Alles hat seine Zeit. Ein Spruch, dessen Bedeutung man bei längerem Leben immer mehr anerkennen lernt; diesem nach gibt es eine Zeit zu schweigen, eine andere zu sprechen.

Man schilt mit gleichem Recht auf Anarchie und Tyrannei; wo ist denn aber der wünschenswerte Mittelzustand? Der vernünftige Mensch sucht ihn in seinem Kreise hervorzubringen, und da gelingt es ihm kaum.

Seit man die Bücher rezensiert, liest sie kein Mensch außer dem Rezensenten, und der auch nur so so.

Weite Welt und breites Leben, Langer Jahre redlich Streben, Stets geforscht und stets gegründet, Nie geschlossen, oft geründet, Ältestes bewahrt mit Treue, Freundlich aufgefasstes Neue, Heitern Sinn und reine Zwecke: Nun! man kommt wohl eine Strecke!

Ein durchgreifender Advokat in einer gerechten Sache, ein durchdringender Mathematiker vor dem Sternenhimmel erscheinen beide gleich gottähnlich.

Sie scheinen mir aus einem edlen Haus: Sie sehen stolz und unzufrieden aus.

Das Wahre ist eine Fackel, aber eine ungeheure; deswegen suchen wir alle nur blinzelnd so daran vorbeizukommen, in Furcht sogar, uns zu verbrennen.

In Partnerschaften muss man sich manchmal streiten, denn dadurch erfährt man etwas mehr voneinander.

Welch eine Welt von Herrlichkeit liegt in den Wissenschaften, wie immer reicher findet man sie. Wie viel Klügeres, Größeres, Edleres hat gelebt, und wir Zeitlinge bilden uns ein, allein klug zu sein!

Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen, Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen.

Er malt so schlecht, dass es keinen Unterschied macht, wenn man seine Bilder verkehrt herum aufhängt.

Wie sehr leidet man nicht in der Jugend von Menschen, die uns zu einer angenehmen Lustpartie einzuladen glauben, wenn sie uns in die Gesellschaft der Damiden* oder des Sisyphus** zu bringen versprechen.

Was wäre das für ein Gott, der nur von außen Druck auf uns ausüben würde?

Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen, erscheint es in vollendeter Gestalt.

Die Menschen sind nicht nur zusammen, wenn sie beisammen sind; auch der Entfernte, der Abgeschiedne lebt uns. Ich lebe dir, und habe mir genug gelebt.

Wenn man der Jugend reine Wahrheit sagt, Die gelben Schnäbeln keineswegs behagt, Sie aber hintendrein nach Jahren Das alles derb an eigner Haut erfahren, Dann dünkeln sie, es käm aus eignem Schopf.

Auf dem Glück der Fabel beruht freilich alles, man ist wegen des Hauptaufwandes sicher, die meisten Leser und Zuschauer nehmen denn doch nichts weiter mit davon, und dem Dichter bleibt doch das ganze Verdienst einer lebendigen Ausführung.

Die Alten vergleichen die Hand der Vernunft. Die Vernunft ist die Kunst der Künste, die Hand die Technik alles Handwerks.

Man predigt gegen so viele Laster, ich habe aber noch nie gehört, daß man gegen die üble Laune vom Predigtstuhle gearbeitet hätte.

Mann sagt: Er stirbt bald, wenn einer etwas gegen seine Art und Weise thut.

Alle denken gewiß, in kurzen Tagen zur Heimat wiederzukehren; so pflegt sich stets der Vertriebne zu schmeicheln.