Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Der Unglückliche wird argwöhnisch, er kennt weder die gute Seite des Menschen noch die günstigen Winke des Schicksals.
Ich habe bemerkt, daß man aus dem Irrtum sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwendet.
Aber auch der deutschen Nation darf es nicht zum Vorwurfe gereichen, daß ihre geographische Lage sie eng zusammenhält, indem ihre politische sie zerstückelt. Wir wollen die Umwälzungen nicht wünschen, die in Deutschland klassische Werke vorbereiten könnten.
Vermag die Liebe alles zu dulden, so vermag sie noch viel mehr alles zu ersetzen.
Aber auch kein stolzer Gebet als um Weisheit, denn diese haben die Götter ein für allemal den Menschen versagt. Klugheit teilen sie aus, dem Stier nach seinen Hörnern und der Katze nach ihren Klauen, sie haben alle Geschöpfe bewaffnet.
Wer die Menschen behandelt wie sie sind, macht sie schlechter. Wer sie aber behandelt wie sie sein könnten, macht sie besser.
Tiefe Wunden schlägt das Schicksal, aber oft heilbare. Wunden, die das Herz dem Herzen schlägt, das Herz sich selber, die sind unheilbar.
Tag vor dem Tage! Göttlich werde du verehrt, denn aller Fleiß, der männlich schätzenswerteste, ist morgendlich.
Dem Menschengeschlecht ist bestimmt Erleuchtetes zu sehen, nicht das Licht.
Geht es doch unseren Vorsätzen wie unseren Wünschen: Sie sehen sich gar nicht mehr ähnlich, wenn sie ausgeführt, wenn sie erfüllt sind.
Möge das Studium der griechischen und römischen Literatur immerfort die Basis der höheren Bildung bleiben!
Er (der Mensch, der kleine Gott der Welt) nennt’s Vernunft und braucht’s allein, nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Die Natur hat jederzeit recht, und das gerade am gründlichsten, wo wir sie am wenigsten begreifen.
In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.
Es ist unglaublich, wieviel der Geist zur Erhaltung des Körpers vermag. Der Geist muß nur dem Körper nicht nachgeben.
Dass Lessing, Winckelmann und Kant älter waren als ich, und die beiden ersteren auf meine Jugend, der letztere auf mein Alter wirkte, war für mich von großer Bedeutung.
Was ich recht weiß, weiß ich nur mir selbst; ein ausgesprochenes Wort fördert selten, es erregt meistens Widerspruch, Stocken, Stillstehen.
Der ganze Strudel strebt nach oben; Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben.
Ich rate euch angelegentlich, keine Stunde mit Menschen zu verbringen, zu denen ihr nicht gehört, oder die nicht zu euch gehören.
Erst war ich den Menschen unbequem durch meinen Irrtum, dann durch meinen Ernst. Ich mochte mich stellen, wie ich wollte, so war ich allein.
Nur die Handelsleute, besonders die Bankiers wissen, was sie wollen, und werden reich dadurch, wenn auch gleich manche durch falsche Spekulationen zugrunde gehen.
Ich helfe mir zuletzt mit Wahrheit aus: Der schlechteste Behelf! Die Not ist groß.
Der Mensch, ein Tor für sich, für andre klug, Hat Rat für jedermann, nur nicht für sich.
Im hohen Alter, wo uns die Jahre nach und nach wieder entziehen, was sie uns früher so freundlich und reichlich gebracht haben, halte ich für die erste Pflicht gegen uns selbst und gegen die Welt, genau zu bemerken und zu schätzen, was uns noch übrigbleibt.
Männer sind rascher, keine Bescheidenheit verwehrt ihnen, laut zu denken.
Es gibt dreierlei Arten Leser; eine, die ohne Urteile genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die genießend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue. Die Mitglieder dieser Klasse sind nicht zahlreich.
Man lernt nichts kennen, als was man liebt, und je tiefer und vollständiger die Kenntnis werden soll, desto stärker, kräftiger und lebendiger muß Liebe, ja Leidenschaft sein.
Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun; drum Brüderchen: Ergo bibamus.
Die Erziehung sollte sich hüten, jener Art von Bildung zu verfallen, welche auf das Ende hinweist, anstatt auf dem Wege selbst zu beglücken.
Jede große Idee, sobald sie in die Erscheinung tritt, wirkt tyrannisch; daher die Vorteile, die sie hervorbringt, sich nur allzubald in Nachteile verwandeln.
Die Tätigkeit ist das Glück, und für den, der die Freuden eines ununterbrochenen Bestrebens empfinden kann, ist der erworbene Reichtum ohne Bedeutung.
Rosen, ihr blendenden, Balsam versendenden! Flatternde, schwebende, Heimlich belebende, Zweiglein beflügelte, Knospen entsiegelte, Eilet zu blühn!
Phantasie und Witz finden mehr ihre Rechnung, sich mit dem Hässlichen zu beschäftigen als mit dem Schönen. Aus dem Hässlichen lässt sich viel machen, aus dem Schönen nichts.
Wie schwer ist es, daß der Mensch recht abwäge, was man aufopfern muß gegen das, was zu gewinnen ist, wie schwer, den Zweck zu wollen und die Mittel nicht zu verschmähen! Viele verwechseln gar die Mittel und den Zweck, erfreuen sich an jenen, ohne diesen im Auge zu behalten.
Das sogenannte Romantische einer Gegend ist ein stilles Gefühl des Erhabenen unter der Form der Vergangenheit.
Christliche Mystiker sollte es gar nicht geben, da die Religion selbst Mysterien darbietet. Auch gehen sie immer gleich ins Abstruse.
Ein Leben ohne Liebe, ohne die Nähe des Geliebten, ist nur ein schlechtes Schubladenstück.
Seht, so lohnet sich der mit vielem Bösen, der, andern Schaden zu bringen, sich selbst mit Pein und Übel beladet.
… so wie uns der Taktschlag des Dreschers den Gedanken erweckt, daß in der abgesichelten Ähre so viel Nährendes und Lebendiges verborgen liegt.
Je weiter man in der Erfahrung fortrückt, desto näher kommt man dem Unerforschlichen; je mehr man die Erfahrung zu nutzen weiß, desto mehr sieht man, daß das Unerforschliche keinen praktischen Nutzen hat.