Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.

Man soll jedoch von eignen und fremden Fehlern niemals, am wenigsten öffentlich reden, wenn man nicht dadurch etwas Nützliches zu bewirken denkt.

Die Menge fragt bei einer jeden neuen bedeutenden Erscheinung, was sie nutzte, und sie hat nicht unrecht; denn sie kann bloß durch den Nutzen den Wert einer Sache gewahr werden.

Gehalt ohne Methode führt zur Schwärmerei, Methode ohne Gehalt zum leeren Klügeln; Stoff ohne Form zum beschwerlichen Wissen, Form ohne Stoff zu einem hohlen Wähnen.

Warum sind wir so klug, wenn wir jung sind, so klug, um immer törichter zu werden!

Alle praktische Menschen suchen sich die Welt handrecht zu machen; alle Denker wollen sie kopfrecht haben. Wie weit es jedem gelingt, mögen sie zusehen.

Man hört, nur die Mathematik sei gewiß; sie ist es nicht mehr als jedes andere Wissen und Tun. Sie ist gewiß, wenn sie sich klüglich nur mit Dingen abgibt, über die man gewiß werden und insofern man darüber gewiß werden kann.

Das Eigentümliche müßte durch die Lebensart erst recht hervorgehoben werden. Das Bedeutende will jedermann, nur soll es nicht unbequem werden.

Von allem, was gegen mich geschieht, keine Notiz zu nehmen, wird mir im Alter wie in der Jugend erlaubt sein.

Welch ein Gefühl musst du, o großer Mann, Bei der Verehrung dieser Menge haben! O glücklich, wer von seinen Gaben Solch einen Vorteil ziehen kann!

Autorität, daß nämlich etwas schon einmal geschehen, gesagt oder entschieden worden sei, hat großen Wert; aber nur der Pedant fordert überall Autorität.

Der Leichtsinn auch erringt sich Diademe, bis aufgebracht ein Gegner ihn entleibt.

Der Mensch muß fähig sein, sich zur höchsten Vernunft erheben zu können, um an die Gottheit zu rühren, die sich in Urphänomenen, physischen wie sittlichen, offenbart, hinter denen sie sich hält und die von ihr ausgehen.

An Erfahrung fehlt es uns nicht, aber an der Gemütsruhe, wodurch das Erfahrene ganz allein klar, wahr, dauerhaft und nützlich wird.

Es geschieht nichts Unvernünftiges, das nicht der Verstand oder Zufall wieder in die Richte brächten; nichts Vernünftiges, das Unverstand und Zufall nicht mißleiten könnten.

Wer nicht im Augenblick hilft, scheint mir nie zu helfen, wer nicht im Augenblicke Rat gibt, nie zu raten.

Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände soviel als möglich bestimmt und sich so wenig als möglich von ihnen bestimmen läßt.

Tiefe Gemüter sind genötigt, in der Vergangenheit so wie in der Zukunft zu leben.

Die menschlichen Gebrechen sind rechte Bandwürmer: man reißt wohl einmal ein Stück los, und der Stock bleibt immer sitzen. Ich will doch Herr werden!

Auch einsichtige Menschen bemerken nicht, daß sie dasjenige erklären wollen, was Grunderfahrungen sind, bei denen man sich beruhigen müßte.

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen was keiner sagt, das sagt heraus was keiner denkt, das wagt zu denken was keiner anfängt, das führt aus.
![Johann Wolfgang von Goethe - Gebildete Menschen und die auf Bildung Anderer arbeiten[, bringen] ihr Leben ohne Geräusch zu....](https://www.netzitate.com/bilder/101/zitate-von-johann-wolfgang-von-goethe-1827.jpg)
Gebildete Menschen und die auf Bildung Anderer arbeiten[, bringen] ihr Leben ohne Geräusch zu.

Niemand dienet einem anderen aus freien Stücken; weiß er aber, daß er damit sich selber dient, so tut er es gerne.

Nichts ist bedeutender in jedem Zustand als die Dazwischenkunft eines Dritten.

Das wahre Glück ist die Genügsamkeit, und die Genügsamkeit hat überall genug.

Deinen Vorteil zwar verstehst du, doch verstehst du nicht, aufzuräumen; Haß und Widerwillen säst du, und dergleichen wird auch keimen.

Der Großmütige gleicht einem Mann, der mit seinem Abendbrot Fische fütterte, aus Unachtsamkeit in den Teich fiel und ersoff.

Denn der erste Grad einer wahren Aufklärung ist, wenn der Mensch über seinen Zustand nachzudenken, und ihn dabei wünschenswert zu finden gewöhnt wird.

Alle Verhältnisse der Dinge wahr. Irrtum allein in dem Menschen. An ihm nichts wahr, als daß er irrt, sein Verhältnis zu sich, zu andern, zu den Dingen nicht finden kann.

Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blumen, und man möchte zum Maienkäfer werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herumzuschweben und alle seine Nahrung darin finden zu können.

Wenn ich’s recht betrachten will Und es ernst gewahre, Steht vielleicht das alles still Und ich selber fahre.
![Johann Wolfgang von Goethe - An den Novellen des Cervantes [habe ich] einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung...](https://www.netzitate.com/bilder/118/zitate-von-johann-wolfgang-von-goethe-1844.jpg)
An den Novellen des Cervantes [habe ich] einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung als der Belehrung.

Der Glaube ist ein häuslich heimlich Kapital, wie es öffentliche Spar- und Hilfskassen gibt, woraus man in Tagen der Not einzelnen ihr Bedürfnis reicht; hier nimmt der Gläubige sich seine Zinsen im stillen selbst.

Durch die Welt sich zu helfen ist ganz was eignes; man kann sich nicht so heilig bewahren als wie im Kloster, das wißt ihr. Handelt einer mit Honig, er leckt bisweilen die Finger.

Der Mensch kann Unglaubliches leisten, wenn er die Zeit einzuteilen und recht zu benutzen weiß.

Je älter man wird, desto mehr schätzt man die Naturgaben, weil sie durch nichts können angeschafft werden.

Die Hand, die samstags ihren Besen führt, Wird sonntags dich am besten karessieren (liebkosen).