Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Da reiten sie hin! Wer hemmt ihren Lauf! Wer reitet denn? Stolz und Unwissenheit. Laß sie reiten! da ist gute Zeit, Schimpf und Schande sitzen hinten auf.

Schönheit und Geist muß man entfernen, wenn man nicht ihr Knecht werden will.

Pah! Als ob die Liebe etwas mit dem Verstande zu tun hätte! Wir lieben an einem jungen Frauenzimmer ganz andere Dinge als den Verstand.

Können ist eine große Sache, Damit das Wollen etwas mache. (Ich denke, wir haben unser Können bewiesen. Jetzt heißt es, das auch zu wollen, was wir können. Ich bitte dafür um Ihre Zustimmung!)

Jeder Mensch schlägt die Vorteile der Geburt bloß deswegen so hoch an, weil sie etwas Unbestreitbares sind.

Es kommt nicht darauf an, daß die Freunde zusammenkommen, sondern darauf, daß sie übereinstimmen.

Es geht vorüber, eh ich’s gewahr werde, Und verwandelt sich, eh ich’s merke.

Gar hübsch ists, auf seinem Pferde mit dem Mantelsäckchen wie auf einem Schiffe herumzukreuzen.

Man klagt über wissenschaftliche Akademien, dass sie nicht frisch genug ins Leben eingreifen; das liegt aber nicht an ihnen, sondern an der Art, die Wissenschaften zu behandeln, überhaupt.

Halte dich nur im Stillen rein und lass es um dich wettern! Je mehr du fühlst, ein Mensch zu sein, desto ähnlicher bist du den Göttern.

Und was hat mehr das Recht, Jahrhunderte zu bleiben und im Stillen fortzuwirken, als das Geheimnis einer edlen Liebe, dem holden Lied bescheiden anvertraut?

Wie der natürlichste Genuss der beste ist, so ist auch die natürlichste Betrachtung die beste.

Höchst bemerkenswert bleibt es immer, daß Menschen, deren Persönlichkeit fast ganz Idee ist, sich so äußerst vor dem Phantastischen scheuen.

Entbehren sollst du, sollst entbehren! Das ist der ewige Gesang, Der jedem an die Ohren klingt. Den, unser ganzes Leben lang, Uns heiser jede Stunde singt.

Aber im höhern Sinne kommt doch alles darauf an, welchen Kreis das Genie sich bezeichnet, in welchem es wirken, was es für Elemente zusammenfaßt, aus denen es bilden will.

Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe!

Es gehört zu jeglichem Sakrament Geistlicher Anfang, leiblich Mittel, fleischlich End.

Warum denn immer bös‘ oder gut! Müssen wir denn nicht mit uns selbst, so wie mit andern vorlieb nehmen, wie die Natur uns hat hervorbringen mögen…

Groß sind des Berges Kräfte, da wirkt Natur so übermächtig frei, der Pfaffen Stumpfsinn schilt es Zauberei.

Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben, das wird die rechte Form dem Geiste geben.

Vor zwei Dingen kann man sich nicht genug in acht nehmen: beschränkt man sich in seinem Fache, vor Starrsinn, tritt man heraus, vor Unzulänglichkeit.

Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten – dich Stein, dich Pflanze, dich Ding!

Aber leiten Zu dem ewig Guten, ewig Schönen, Ist der Götter Werk; die laßt gewähren.

Laßt der Sonne Glanz verschwinden, Wenn es in der Seele tagt, Wir im eignen Herzen finden, Was die ganze Welt versagt.

Wer edel ist, den suchtet die Gefahr, Und er suchet sie: so müssen sie sich treffen.

Ich weiß von alters her, daß man entfernten Freunden gar nicht schreibt, wenn man darauf warten will, bis man ihnen etwas zu schreiben hat.

Diejenigen, die das einzige grundklare Licht aus farbigen Lichtern zusammensetzen, sind die eigentlichen Obskuranten.

Man studiere nicht die Mitgeborenen und Mitstrebenden, sondern große Menschen der Vorzeit, deren Werke seit Jahrhunderten gleichen Wert und gleiches Ansehen behalten haben.

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Die allmächtige Zeit Und das ewige Schicksal, Meine Herren und deine?

Das Gemeine lockt jeden: siehst du in Kürze von vielen etwas geschehen, sogleich denke nur: das ist gemein.

So tiefer Schmerzen heiße Qual verbürgt dem Augenblick unendlichen Gehalt.

Das Eigentümliche müßte durch die Lebensart erst recht hervorgehoben werden. Das Bedeutende will jedermann, nur soll es nicht unbequem werden.

Selbsterkenntnis kann niemand erfüllen und soll es auch nicht wollen, der Mensch ist ein dunkles Wesen, weiß nicht, woher er kommt, wohin er geht.

Je mehr man kennt, desto mehr man weiß, erkennt man: alles dreht im Kreis.

Der Mensch bleibt immer Mensch, Was auch die Weisen sagen, In jedem Alter wird des Staubes schwacher Sohn Den Stempel einer Thorheit tragen.

In welchen seligen Zustand versetzt uns die Treue! sie gibt dem vorübergehenden Menschenleben eine himmlische Gewißheit; sie macht das Hauptkapital unsers Reichtums aus.

Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt, und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein dürfen.

Zu vollenden ist nicht die Sache des Schülers, es ist genug, wenn er sich übt.

Der Charakter, das heißt die Mischung der ersten menschlichen Grundtriebe, der Selbsterhaltung, der Selbstschätzung und so weiter, ist das, wovon auch die Ausbildung der übrigen Seelenkräfte ausgeht und worauf sie ruht.

Der denkende Mensch irrt besonders, wenn er sich nach Ursache und Wirkung erkundigt, sie beide machen zusammen das unteilbare Phänomen. Wer das zu erkennen weiß, ist auf dem rechten Wege zum Tun, zur Tat.

Ohne Poesie läßt sich nichts in der Welt wirken; Poesie aber ist Märchen.