Emanuel Wertheimer Zitate
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Der Anblick der Armut ist oft so ergreifend, daß man gerührt ein Almosen – für sich beiseite legt.
Die Sorgen kommen gerne nachts, wenn man allein ist und Zeit hat, sich ihnen ganz zu widmen.
Man verwest weder nach seinem Rang noch nach seinem Glaubensbekenntnis; der Natur fehlt noch immer die nötige Ehrfurcht vor unsern Torheiten.
Die Gelegenheit, Gutes zu thun, stimmt selten so fromm wie Glockengeläute, Weihrauch und bunte Fensterscheiben.
Man kann alles überschätzen, nur nicht die Eitelkeit und die Selbstsucht der Menschen.
Wer unfähig ist, sich zu Gunsten seiner Mitmenschen zu täuschen oder zu belügen, lebt in einer zu verächtlichen Welt.
Die Mittelmäßigkeit geht daran vorüber, das Talent bemerkt einen Grashalm, das Genie ein Wunder.
Man muß den Menschen Tugenden einreden, um sie durch Eigenschaften zu bessern, die sie nicht besitzen.
In der Ungleichheit geht uns die Natur mit schlechtestem Beispiel voran und mit noch schlechterem folgen wir.
Die Gesetze strafen nicht so viel Vergehen, als sie Unrecht schützen, sie sind da, um vor allem den großen Lügen Achtung zu verschaffen.
Die Religion hinterließ fast nichts als ihren ceremoniellen Teil, dem man als bequemstes, billigstes Andachtsmittel das Gebet entnimmt, da es meist nur Wünsche enthält.
Ohne Talent als Genie zu gelten – die Lösung dieses Problems ist unsrer Zeit endlich gelungen.
Der Unempfindliche kann selbst das Genie an sich zweifeln machen. Ich glaube, Champagner, von einem Phlegmatiker getrunken, hält sich für Wasser.
Der Hunger besitzt eine drohende Ungeduld: indem er uns der menschlichen Stärke beraubt, verleiht er uns die Kraft des Tieres.
Wir entschädigen uns durch Habsucht, sobald wir unsrer Genusssucht nicht mehr gewachsen sind.
Während des Denkens darf man weder einer Nation, noch einer Konfession angehören.
Manche Philosophen fordern zu ihrem Verständnis mehr Verstand, als sie selbst besitzen.