Zitate von Ernst R. Hauschka
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Mindestens an drei Dingen ist das, was einer behauptet, zu messen: an seinem Beruf, an seinem Geschlecht und an seinem Alter.
Nicht durch Tatsachen wird der Mensch überzeugt, sondern durch Menschen, die von Tatsachen überzeugt sind.
Anstatt von Armen oder Reichen zu reden, sollte man vorher fragen, wie jemand arm oder reich geworden ist.
Der Mensch ist ein Wesen, das sich oft und gern verschätzt: Er überschätzt den Wert dessen, was er nicht besitzt und unterschätzt das, was ihm gehört.
Ohne Vorbehalte kann man nur mit jemandem diskutieren, wenn dieser von der Sache nichts versteht.
Das wenigste, das man liest, kann man brauchen; aber das meiste, was man braucht, hat man gelesen.
Einzelne Sätze eines Dichters sind so schön, dass man sie wie ein Schmuckstück aufbewahrt, damit sie nicht gestohlen werden.
Ein menschenwürdiges Leben läßt sich nicht definieren: Ein Playboy wird das Leben eines Kapuziners nicht für menschenwürdig halten – und umgekehrt.
Unser Kopf ist ein Schwalbennest: Manche Gedanken werden ausgebrütet, fliegen aus und kehren nie mehr zurück.
Wer lacht, zündet ein Feuer im Ofen an; wer spottet, zündet das Haus des Nachbarn an.
Viele Kontakte ermöglichen mehr Anschlüsse und bringen mehr Kurzschlüsse zustande.
Seien wir froh um jeden Namen; wären die Menschen beziffert, könnten wir sie uns noch viel schlechter merken.
Am liebsten würde ich mich mit Sträuchern unterhalten: Sie hätten genau unsere Größe und haben uns schon manches verborgen.
Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen.
Wir sollten nicht versuchen, uns die Masken vom Gesicht zu reißen; manche Maske wird nur aus Rücksicht auf andere getragen.
Manchmal kann man die Vergangenheit mit den Sinnen festhalten: Die eine riecht nach wohltuender Erinnerung, die andere stinkt zum Himmel.
Jeder kann sich seinen Kummer von der Seele schreiben, aber veröffentlichen sollte ihn nur, wer mit ihm fertig geworden ist.
Dichtung erweitert unseren Horizont, vertieft unsere Menschenkenntnis, bestärkt unser Selbstbewußtsein und erhöht unseren Glauben.
Solange sich die Antworten stärker vermehren als die Fragen, müssen wir mit einer zunehmenden Verwirrung unter den Antworten rechnen.
Soviel wir in unserem Leben auch gelesen haben mögen – der Tod schlägt eine ganz neue Seite auf.
Auch in der Literatur ist nicht zu bestreiten: Fast alle Dinge haben zwei Seiten, manche sogar drei.
Wenn man einen gefunden hat, der glaubt, was er sagt, kann dieser bald zu einem werden, der sagt, was er glaubt.
Pfingsten weist darauf hin, dass die Sprachen der Menschen missverständlich sind, die Sprache Gottes ist hingegen unmissverständlich.
Zwar haben wir alle die gleichen Augen, aber das, was wir sehen, ruft sehr verschiedene Gedanken hervor.
Das Leben ist eine Treppe: Wir wissen nie, ob es mit uns aufwärts oder abwärts geht.
Fragen, die ständig mit Antworten gefüttert werden, sind zwar im Augenblick satt, aber kurze Zeit später bekommen sie wieder Hunger.
Rebellen sind recht interessante Leute, solange man nicht täglich mit ihnen zusammenarbeiten muß.
Kein Tier hat es verdient, daß man seinen Namen mißbraucht, um einen Menschen damit zu beschimpfen.
Liebe ist das am meisten ausgebeutete, geschändete, gefolterte, unterdrückte, versklavte, geschlagene und verkannte Wort unserer Zeit.
Der Fortschritt besteht auch darin, daß wir statt der Kanonenkugel des Mittelalters heute die Atombombe besitzen.
Beim Bruch mit der Tradition blickt man mehr in die Vergangenheit als in die Zukunft.
Den Kleinen geht es wie den Hühnern: Zuerst werden sie gerupft und dann in die Pfanne gehauen.
Man kann einem guten Aphorismus zustimmen oder ihn ablehnen; nur wenn er gleichgültig lässt, das tut weh.