Zitate von Ernst Reinhardt
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Unzufriedenheit mit sich selbst ist schwerer zu ertragen, aber leichter zu beheben als Unzufriedenheit mit anderen.
Verträge sind keine Garantie, dass man sich verträgt. Aber sie festigen den guten Willen, der sie ermöglicht hat.
Im Lauf der Dezennien ist der Mensch Herr der Geschichte, im Gang der Äonen ihr Produkt.
Kriege zu führen, gibt es viele Gründe; Frieden zu halten, nur einen: das Wohl des Menschen.
Die Jungen haben viele Möglichkeiten, die sie noch nicht kennen. Die Alten kennen viele Möglichkeiten, die sie nicht mehr haben.
Die Kunst des Reisens besteht darin, das Fremde zu suchen und sich selbst zu finden.
Was uns nicht loslässt, hat grösseren Einfluß auf unser Leben, als was wir nicht loslassen.
In der Kunst kommt es nicht darauf an, Gefühle auszudrücken, sondern sie auszulösen.
Pluralismus auf engstem Raum: zwei Seelen in der menschlichen Brust, die sich nicht trennen wollen.
Wer die Zeit nicht mit Intensität füllen kann, sucht sie durch Schnelligkeit zu verdichten.
Idealfall ist nicht der unproblematische Mensch, sondern derjenige, der kein Problem mit den Problemen hat.
Beim Weltkulturerbe geht es darum, daß die verbliebenen Güter überleben, bei Erbe der Weltpolitik darum, daß wir überleben.
Wie viel Unheil ist in die Welt gekommen durch Versuche, Unheil aus der Welt zu schaffen.
Viele benutzen Zeit wie traditionelle Maler die Leinwand: Jedes Stückchen muß ausgefüllt sein.
Jugendfreundschaften sind unersetzbar, weil jeder für den andern ein Teil vergangener Träume ist.
Die schönsten Dinge im Leben sind die, die nicht nötig, aber auch nicht überflüssig sind.
Wenn ein erfolgloser Manager gehen muß, bekommt er keinen Abzug, sondern eine Abfindung.
Neoliberalismus: Wer Macht hat, ist frei, sie auszuüben. Wer keine hat, ist frei, sie zu erwerben.
Die größte Intensität ist erreicht, wenn man etwas nicht noch mehr und nicht mehr weniger tun kann.
Wer sich verwirklichen will, muß sich nicht nur von Fremdbestimmung, sondern auch von Selbsttäuschung befreien.
Aufgabe der Werbung ist es, uns Mängel empfinden zu lassen, unter denen wir nicht gelitten haben.
Auf dem Weg des Fortschritts kommt es oft vor, daß die Menschen an ihren Erfolgen scheitern.
Kein Glaube ist so fest wie der ans Geld, obwohl es zu stetiger Entwertung und regelmäßigen Krisen kommt.
Das Alter hat den Vorteil, daß man bleiben darf, was man ist, und nicht werden muß, was man sein soll.
Wahre Menschlichkeit besteht in der Kunst, sowohl in sich zu gehen als auch aus sich herauszugehen. Wenige können beides.