Zitate von Ernst Reinhardt
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Je weniger wir die Dinge reifen lassen, desto öfter müssen wir in einen sauren Apfel beißen.
Wer bis an die Grenze des Zulässigen geht, verurteilt als Erster den, der sie überschreitet.
Nicht die Güter Besitzenden, sondern die vom Guten Besessenen sind die Wohltäter der Menschheit.
Die einzige Zeit, die dem Menschen wirklich fehlt, ist die vom Tod verweigerte Spanne zur Vollendung des Lebens.
Weltverbesserer sind nötig. Denn wer wollte die Welt nicht für verbesserungsbedürftig halten oder annehmen, sie verbessere sich selbst?
Bei Wahlen steht das Charisma des Kandidaten im Vordergrund, in seiner Amtsführung die Kompetenz.
Ein Hindernis für den Fortschritt ist, daß die Begabten zu wenig frech und die Frechen zu wenig begabt sind.
Das Wissen von heute ist morgen überholt, aber behält als Vorstufe neuer Erkenntnisse seinen Wert.
Bei der öffentlichen Hand ist fraglich, ob sie uns unter die Arme, aber sicher, daß sie uns in die Tasche greift.
Schlechtes braucht nur durchzusickern, um beachtet zu werden, Gutes muss sich durchsetzen.
Kritik an dem, was einer tut, ist ein Urteil. Kritik an dem, was einer ist, ist eine Verurteilung.
Wir lehnen die ab, die sich aufzuspielen suchen, aber bewundern jene, die sich zu inszenieren verstehen.
Viele wissen, was sie wollen, aber erreichen es nicht – verhindert durch Unannehmlichkeiten oder verlockt durch Annehmlichkeiten.
Man nimmt eher einem Sympathischen das Falsche ab als einem Unsympathischen das Richtige.
Ideale zu verfolgen, macht das Leben menschlich. Ihre Erfüllung zu erzwingen, macht es unmenschlich.
Nichts aus der Geschichte zu lernen, ist schlimm – die falschen Lehren aus ihr zu ziehen, noch schlimmer.
Wer Karriere machen will, sollte auf jeder Stufe gut sein, aber auf keiner so gut, daß man ihn zu halten sucht.
Wenn uns etwas enttäuscht, war es ein Irrtum. Wenn uns jemand enttäuscht, ist es ein Verlust.
Was ist Fortschritt anderes, als immer mehr Irrtümer einzusehen und immer weniger zu begehen?
Was wir erkämpfen und erreichen, ist nicht identisch mit dem, wofür wir geschätzt und geliebt werden.
Wer sich in der Lebensmitte fragt: „war das schon alles?“, hat ich für die erste Hälfte zu viel und für die zweite zu wenig vorgenommen.
Eine gute Beziehung beruht nicht auf dem Gleichschritt, sondern auf dem Gleichgewicht der Partner.
„Herrlich“ – „dämlich“: Der Sprachgebrauch widersteht der Gleichstellung der Geschlechter.
Alle wichtigen Ereignisse haben zuerst eine Wirkung, dann eine Wirkungsgeschichte und schließlich eine Geschichte.
Wir sollten, was uns der Zufall bringt, in die Hand nehmen und nicht, was wir in der Hand haben, dem Zufall überlassen.