Zitate von Friedrich Hebbel
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Es gibt Momente, die nur den Samen der Freude ins Herz streuen, die der Gegenwart nichts bringen, als einen leisen Schmerz, und die im eigentlichsten Verstande erst unter dem Brennglase der Erinnerung in ihrer Bedeutung, ihrem Reichtum, aufgehen.
Die lieben Oestreicher! Sie sinnen jetzt darüber nach, wie sie sich mit Deutschland vereinigen können, ohne sich mit Deutschland zu vereinigen!
Die Individualität ist nicht sowohl Ziel, als Weg, und nicht sowohl bester, als einziger.
Das Leben ist die Kategorie der Möglichkeit. Das Leben ist nie etwas, es ist nur die Gelegenheit zu einem Etwas.
Künstler, nie mit Worten, mit Taten begegne dem Feinde! Schleudert er Steine nach dir, mache du Statuen draus.
Der Baum muß seine Früchte nicht bezahlt haben wollen. Mit denen bezahlt er selbst.
Kein Gewissen zu haben, bezeichnet das Höchste und Tiefste, denn es erlischt nur im Gott, doch es verstummt auch im Tier.
Ausgleichung Einem warf ich im Schiffbruch ein Brett zu. Vom Tode gerettet, sprach er: Was kostet das Brett? Dankbar bezahl‘ ich das Holz!
Einige Menschen sind die Barbiere ihres Jahrhunderts; einige Jahrhunderte die Barbiere der Zeit.
Mein Lorbeer Glaubt ihr, es ist mir verhaßt, wenn alle Winde es zausen? Nein, mir gebührt nur das Blatt, was sie ihm lassen, mit Recht.
O, wie oft fleh‘ ich aus tiefster Seele: O Gott, warum bin ich, wie ich bin! Das Entsetzlichste!
Wohl bringt die Liebe uns zuletzt auch Leid, Doch all die bitt’ren Thränen, die ich weine, Sind durch den ersten Kuß voraus bezahlt.
Gewissen Gesichtern sollte es polizeilich verboten werden, sich bei Tage öffentlich blicken zu lassen. Sie sind wie Standbilder des Teufels, von denen oft eine Klapperschlangenwirkung ausgeht.
Der Astronom studiert im Himmel die Wunder der Schöpfung; der Bauer schaut hinauf, ob’s wohl Regen gibt.
Wenn man aus Italien nach Deutschland zurückkommt, hat man ein Gefühl, als ob man plötzlich alt würde.
Was der Mensch auch gewinnt, er muß es teuer bezahlen, wäre es auch nur mit der Furcht, ob er’s nicht wieder verliert.
Bildung ist ein durchaus relativer Begriff. Gebildet ist jeder, der das hat, was er für seinen Lebenskreis braucht. Was darüber ist, das ist von Übel.
Alles Individualisieren führt zur ewigen inneren Form, von der die äußere nur der Firniß ist, und nur aus der vollendenten Form geht das Befreiende hervor.
Schmerz ist der Durst nach Wonnen. Willst du den Durst verfluchen? Er deutet auf den Brunnen; den Brunnen sollst du suchen.
Der Deutsche hat den Mund zuerst zum Trinken, der Franzose zum Schwatzen und der Spanier zum Gähnen gebraucht.
Auf Anerkennung des vorhandenen Trefflichen basiert sich eigentlich das ganze Gefühl der Menschheit.
Wenn das Böse sich nicht zu irgendeiner Zeit ins Gute verwandeln müßte, so hätte es ebensoviel Anspruch auf Existenz, als das Gute.
Alle solche spitze Gedanken sind nur Versuche, sich der Wahrheit zu bemächtigen. Oft blinkt das reine Gold heran, aber das Netz zerreißt unter seiner Last, es ist nur für Goldfische gemacht! O Gehirn! O Herz!
Die Natur wiederholt ewig in weiterer Ausdehnung denselben Gedanken; darum ist der Tropfe[n] ein Bild des Meeres.
Aus aller Befriedigung entsteht Ekel, weil eben in der Spannung der Kräfte allein die Wollust liegt.
Einige Leute haben ein Herz wie ein Ofen; er ist an sich kalt, aber sie heizen ihn, wenn sich Jemand wärmen will.
Die größte Torheit ist’s, gebeugt ins Leben einzutreten. Das Leben ist dem Widerstreben geweiht. Wir sollen uns aufrichten, so hoch wir können, und so lange, bis wir anstoßen.
Greife ins All nur hinein! Wie du gekämpft und geduldet, sind dir die Götter verschuldet, nimm dir, denn alles ist dein!
Man kann so wenig einen Brief für jemanden schreiben, als man für ihn in den Spiegel sehen kann.