Zitate von Friedrich Nietzsche
page 10
Geschickt sind sie, sie haben kluge Finger: Was will meine Einfalt bei ihrer Vielfalt! Alles Fädeln und Knüpfen und Weben verstehn ihre Finger: also wirken sie die Strümpfe des Geistes!
Man soll vom Leben scheiden, wie Odysseus von Nausikaa schied – mehr segnend als verliebt.
Auch beim Geringsten, was wir absichtlich tun, ist das allermeiste unabsichtlich.
Wenn wir über jemanden umlernen müssen, so rechnen wir ihm die Unbequemlichkeit hart an, die er uns damit macht.
Wenn der Mensch eben sehr geehrt worden ist und ein wenig gegessen hat, so ist er am mildtätigsten.
Ich verstehe unter Geist, wie man sieht, die Vorsicht, die Geduld, die List, die Verstellung, die große Selbstbeherrschung, und alles, was Mimikry ist (zu letzterem gehört ein großer Teil der Tugend).
Wenn Denken dein Schicksal ist, so verehre dies Schicksal mit göttlichen Ehren und opfere ihm das Beste, das Liebste.
Man verlernt die Anmaßung, wenn man sich immer unter verdienten Menschen weiß; Allein-sein pflanzt Übermut. Junge Leute sind anmaßend, denn sie gehen mit ihresgleichen um, welche alle nichts sind, aber gerne viel bedeuten.
Vielleicht bildet sich die Ameise im Walde ebenso stark ein, daß sie Ziel und Absicht der Existenz des Waldes ist, wie wir dies tun, wenn wir an den Untergang der Menschheit in unserer Phantasie fast unwillkürlich den Erduntergang anknüpfen.
Der „Glaube“ als Imperativ ist das Veto gegen die Wissenschaft – in praxi die Lüge um jeden Preis…
Ein Beruf macht gedankenlos; darin liegt sein größter Segen. Denn er ist eine Schutzwehr, hinter welche man sich, wenn Bedenken und Sorgen allgemeiner Art einen anfallen, erlaubtermaßen zurückziehen kann.
Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist, noch nicht „entziffert“; vielmehr hat nun erst dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf.
Nicht ihre Menschenliebe, sondern die Ohnmacht ihrer Menschenliebe hindert die Christen von heute, uns – zu verbrennen.
Man erholt sich in seiner wilden Natur am besten von seiner Unnatur, von seiner Geistigkeit…
Ihr führt Krieg? Ihr fürchtet euch vor einem Nachbarn? So nehmt doch die Grenzsteine weg – so habt ihr keinen Nachbarn mehr. Aber ihr wollt den Krieg und deshalb erst setztet ihr die Grenzsteine.
Die Ehrfurcht vor Gott ist die Ehrfurcht vor dem Zusammenhang aller Dinge und Überzeugung von höheren Wesen als der Mensch ist.
Drei Viertel alles Bösen, das in der Welt getan wird, geschieht aus Furchtsamkeit.
Man soll sein Herz festhalten; denn läßt man es gehen, wie bald geht einem da der Kopf durch!
Einigen altert das Herz zuerst und anderen der Geist. Und einige sind greis in der Jugend: aber spät jung erhält lang jung. Manchem mißrät das Leben: ein Giftwurm frißt sich ihm ans Herz. So möge er zusehen, daß ihm das Sterben um so mehr gerate.
Der Winter, ein schlimmer Gast, sitzt bei mir zu Hause; blau sind meine Hände von seiner Freundschaft Händedruck.
In der Kunst heiligt der Zweck die Mittel nicht: aber heilige Mittel können hier den Zweck heiligen.
Dieselben Dinge werden immer wieder getan, aber die Menschen umspinnen sie [die Wertschätzungen] mit immer neuen Gedanken.
Die Guten nämlich – die können nicht schaffen: die sind immer der Anfang vom Ende.
Auf die echten Bedürfnisse zurückbesinnen und die Scheinbedürfnisse absterben lassen!