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Vorsicht In jener Gegend reist man jetzt nicht gut; und hast du Geist, sei doppelt auf der Hut! Man lockt und liebt dich, bis man dich zerreißt; Schwarmgeister sind's -: da fehlt es stets an Geist.
Friedrich NietzscheWer die Menschen einst fliegen lehrt, der hat alle Grenzsteine verrückt; alle Grenzsteine selber werden ihm in die Luft fliegen, die Erde wird er neu taufen - als "die Leichte".
Friedrich NietzscheAuf eine stolze Art sterben, wenn es nicht mehr möglich ist, auf eine stolze Art zu leben.
Friedrich NietzscheAber Weise wie ich lieben nur Gespenster - und wehe wenn ich einen Menschen liebe - ich würde bald an dieser Liebe zu Grunde gehen. Der Mensch ist eine zu unvollkommene Sache.
Friedrich NietzscheDie wirklichen Gedanken gehen bei wirklichen Dichtern alle verschleiert einher wie die Ägypterinnen: Nur das tiefe Auge des Gedankens blickt frei über den Schleier hinweg.
Friedrich NietzscheAber es ist mit dem Menschen wie mit dem Baume. Je mehr er hinauf in die Höhe und Helle will, um so stärker streben seine Wurzeln erdwärts, abwärts, in's Dunkle, Tiefe, ins Böse.
Friedrich NietzscheAuf die ewige Lebendigkeit kommt es an: Was ist am "ewigen Leben" und überhaupt am Leben gelegen.
Friedrich NietzscheMan trifft, wenn man sich umsieht, immer auf Menschen, welche ihr Leben lang Eier gegessen haben, ohne zu bemerken, dass die länglichten die wohlschmeckendsten sind.
Friedrich NietzscheDaß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig.
Friedrich NietzscheUnd alle Götter lachten damals und wackelten auf ihren Stühlen und riefen: "Ist das nicht eben Göttlichkeit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?" Wer Ohren hat, der höre.
Friedrich NietzscheWas ist Originalität? Etwas sehen, das noch keinen Namen trägt, noch nicht genannt werden kann, ob es gleich vor aller Augen liegt. Wie die Menschen gewöhnlich sind, macht ihnen erst der Name ein Ding überhaupt sichtbar.
Friedrich NietzscheJeder tiefe Denker fürchtet mehr das Verstandenwerden als das Mißverstanden-werden. Am letzteren leidet vielleicht seine Eitelkeit; am ersteren aber sein Herz, sein Mitgefühl, welches immer spricht: "ach, warum wollt ihr es auch so schwer haben wie ich?"
Friedrich NietzscheMan sieht sich selber immer einige Schritte zu nah; und den Nächsten immer einige Schritte zu fern.
Friedrich NietzscheJeder große Mensch hat eine rückwirkende Kraft: Alle Geschichte wird um seinetwillen wieder auf die Waage gestellt, und tausend Geheimnisse der Vergangenheit kriechen aus ihren Schlupfwinkeln - hinein in seine Sonne.
Friedrich NietzscheWas nicht in unsere Empfindung tritt (Leid oder Freude bereitet), beschäftigt unser Denken nicht lange. Genießt in unserem Kopfe nur kurze Gastfreundschaft.
Friedrich NietzscheAuch ihr liebt die Erde und das Irdische: ich erriet euch wohl! - aber Scham ist in eurer Liebe und schlechtes Gewissen, - dem Monde gleicht ihr!
Friedrich NietzscheUnsere Gelehrten unterscheiden sich kaum und jedenfalls nicht zu ihren Gunsten von den Ackerbauern, die einen kleinen ererbten Besitz mehren wollen, und emsig vom Tag bis in die Nacht hinein bemüht sind, den Acker zu bestellen, den Pflug zu führen und den Ochsen zuzurufen.
Friedrich NietzscheDas Leben ist wert, gelebt zu werden, sagt die Kunst, die schönste Verführerin; das Leben ist wert, erkannt zu werden, sagt die Wissenschaft.
Friedrich NietzscheDas Leben gern zu leben, mußt du darüber steh'n! Drum lerne dich erheben! Drum lerne - abwärts seh'n!
Friedrich NietzscheAber ich lag angekettet an die Liebe zu meinen Kindern: das Begehren legte mir diese Schlinge, das Begehren nach Liebe, daß ich meiner Kinder Beute würde und mich an sie verlöre.
Friedrich NietzscheDer Mensch mag sich noch so weit mit seiner Erkenntnis ausrecken, sich selber noch so objektiv vorkommen: Zuletzt trägt er doch nichts davon, als seine eigene Biographie.
Friedrich NietzscheDas Publikum verwechselt leicht den, welcher im Trüben fischt, mit dem, welcher aus der Tiefe schöpft.
Friedrich NietzscheEs gibt keine Frau, deren Besitz so kostbar ist wie die Wahrheiten, die sie uns enthüllt, indem sie uns leiden macht.
Friedrich NietzscheNiemand dankt dem geistreichen Menschen die Höflichkeit, wenn er sich einer Gesellschaft gleichstellt, in der es nicht höflich ist, Geist zu zeigen.
Friedrich NietzscheDas Beste an einem großen Siege ist, daß er dem Sieger die Furcht vor einer Niederlage nimmt.
Friedrich NietzscheEin frei gewordner Geist steht mit einem freudigen und vertrauenden Fatalismus mitten im All, im Glauben, daß nur das einzelne verwerflich ist, daß im Ganzen sich alles erlöst und bejaht - er verneint nicht mehr.
Friedrich NietzscheVon allen Trostmitteln tut Trostbedürftigen nichts so wohl als die Behauptung, für ihren Fall gebe es keinen Trost. Darin liegt eine solche Auszeichnung, daß sie wieder den Kopf erheben.
Friedrich NietzscheDie Wissenschaft war bisher die Beseitigung der Verworrenheit der Dinge durch Hypothesen.
Friedrich Nietzsche