Friedrich Nietzsche Zitate
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Lieber Freund! Welch ein Sommer! Ich denke Sie mir im Zimmer sitzend, mehr Omelette als Mensch.

Wer seinem höheren Selbst nicht angehört hat, spricht immer von „Pflichterfüllung“.

Das Bedürfnis gilt als die Ursache der Entstehung: In Wahrheit ist es oft nur eine Wirkung des Entstandenen.

Das „Genie“ ist die sublimste Maschine, die es gibt, – folglich die zerbrechlichste.

Der Schenkende, der Schaffende, der Lehrende – das sind Vorspiele des Herrschenden.

Der Staat ist die organisierte Unmoralität – inwendig: als Polizei, Strafrecht, Stände, Handel, Familie; auswendig: als Wille zur Macht, zum Kriege, zur Eroberung, zur Rache.

Wenn es Götter gäbe, wie hielte ich’s aus, kein Gott zu sein! Also gibt es keine Götter.

Der „Glaube“ als Imperativ ist das Veto gegen die Wissenschaft – in praxi die Lüge um jeden Preis…

Aus den Leidenschaften wachsen die Meinungen; die Trägheit des Geistes lässt diese zu Ueberzeugungen erstarren.

Die welche fallen, sollen in unglaublicher Schnelligkeit ihr ganzes Leben an sich vorüber fliegen sehen. So auch die, welche in einem bestimmten Ereignis ihr Lebenswirken besiegeln.

Seine notwendigen Bedürfnisse so viel wie möglich selber befriedigen, wenn auch unvollkommen, das ist die Richtung auf Freiheit von Geist und Person. Viele, auch überflüssige Bedürfnisse sich befriedigen lassen, und so vollkommen als möglich, – erzieht zur Unfreiheit.

Lieber Herr Professor, zuletzt wäre ich sehr viel lieber Basler Professor als Gott; aber ich habe es nicht gewagt, meinen Privat-Egoismus so weit zu treiben, um seinetwegen die Schaffung der Welt zu unterlassen. Sie sehen, man muß Opfer bringen, wie und wo man lebt.

Der, welcher etwas Großes schenkt, findet keine Dankbarkeit; denn der Beschenkte hat schon durch das Annehmen zu viel Last.

Allen Frauen, denen die Sitte und die Scham die Befriedigung des Geschlechtstriebes untersagt, ist die Religion, als eine geistigere Auslösung erotischer Bedürfnisse, etwas Unersetzbares.

„Richtet nicht!“ sagen sie, aber sie schicken alles in die Hölle, was ihnen im Wege steht.

Alle Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.

Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich hören und nicht, daß du einem Joche entronnen bist.

Wie die Knochen, Fleischstücke, Eingeweide und Blutgefäße mit einer Haut umschlossen sind, die den Anblick des Menschen erträglich macht, so werden die Regungen und Leidenschaften der Seele durch die Eitelkeit umhüllt: sie ist die Haut der Seele.

Dieses Leben, welches jedem von uns zuruft: „Sei ein Mann und folge mir nicht nach, – sondern dir! Sondern dir!“

Im Beifall ist immer eine Art Lärm: selbst in dem Beifall, den wir uns selber zollen.

Ich liebe die großen Verachtenden, weil sie die großen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem anderen Ufer.

Es ist schwierig, mit den Menschen zusammenzuleben, weil das Schweigen so schwierig ist.

Was ich auch schaffe und wie ich’s auch liebe, – bald muß ich Gegner ihm sein und meiner Liebe: so will es mein Wille.

Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut: Denn er gehorcht, wo er kann, wie dies einem an sich trägen Geiste wohl tut.

Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist.

Hütet euch auch vor den Gelehrten! Die hassen euch: denn sie sind unfruchtbar! Sie haben kalte vertrocknete Augen, vor ihnen liegt jeder Vogel entfedert.

Je mehr Erkenntnisse und Vernunft ich habe, umso mehr nimmt der Glaube an die Freiheit ab, es steht uns nicht viel zu wählen offen.

Von dem, der sich den Ereignissen hingibt, bleibt immer weniger übrig. Große Politiker können deshalb ganz leere Menschen werden und doch einmal voll und reich gewesen sein.

Ich bin ein Wanderer und ein Bergsteiger, sagte er zu seinem Herzen, ich liebe die Ebenen nicht und es scheint, ich kann nicht lange still sitzen. Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme, – ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt endlich nur noch sich selber.

Der Weise als Astronom. – Solange du noch die Sterne fühlst als ein „Über-dir“, fehlt dir noch der Blick des Erkennenden.

Bettler aber sollte man ganz abschaffen! Wahrlich, man ärgert sich, ihnen zu geben, und man ärgert sich, ihnen nicht zu geben.

Die Bezeichnung „formale Bildung“ gehört unter die rohe unphilosophische Phraseologie, deren man sich möglichst entschlagen muss: denn es gibt keine „materielle Bildung“.