Zitate von Friedrich Nietzsche
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Es wird Wenige geben, welche, wenn sie um Stoff zur Unterhaltung verlegen sind, nicht die geheimeren Angelegenheiten ihrer Freunde preisgeben.
Weg mit den bis zum Überdruss verbrauchten Wörtern Optimismus und Pessimismus! Denn der Anlass, sie zu gebrauchen, fehlt von Tag zu Tage mehr: nur die Schwätzer haben sie jetzt noch so unumgänglich nötig.
Der Gedanke an den Selbstmord ist ein starkes Trostmittel: mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg.
Die Romantiker ermangeln des Instinktes: die Kunstwahngebilde reizen sie nicht zur That, sie verharren im Reizungszustande.
Emerson hat jene gütige und geistreiche Heiterkeit, welche allen Ernst entmutigt.
Das „Genie“ ist die sublimste Maschine, die es gibt, – folglich die zerbrechlichste.
Das Talent manches Menschen erscheint geringer, als es ist, weil er sich immer zu große Aufgaben gestellt hat.
Niemand weiß, ob eine Nachricht von Bedeutung ist, bevor nicht 100 Jahre vergangen sind.
In Frankreich möchte sich der esprit gern Genie geben. In Deutschland möchte das Genie sich gern esprit geben.
Die Ehen, welche aus Liebe geschlossen werden (die sogenannten Liebesheiraten), haben den Irrtum zum Vater und die Not (das Bedürfnis) zur Mutter.
Egoismus ist das perspektivische Gesetz der Empfindung, nach dem das Nächste groß und schwer erscheint: während nach der Ferne zu alle Dinge an Größe und Gewicht abnehmen.
Du sollst deinem Freund ein Pfeil und eine Sehnsucht nach dem Übermenschen sein.
Es gibt einen alten Wahn, der heißt Gut und Böse. Um Wahrsager und Sterndeuter drehte sich bisher das Rad dieses Wahns.
Der Mensch kann mit dem Mund soviel lügen wie er will – mit dem Gesicht, das er macht, sagt er stets die Wahrheit.
Will man einen Freund haben, so muß man auch für ihn Krieg führen wollen! Und um Krieg zu führen, muß man ein Feind sein können.
Und ihr sagt mir, Freunde, daß nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken.
Wie die Pflicht Glanz bekommt. – Das Mittel, um deine eherne Pflicht im Auge von jedermann in Gold zu verwandeln, heißt: halte immer etwas mehr als du versprichst.
Die Gedanken sind die Schatten unserer Gefühle, immer dunkler, immer leerer und immer einfacher.
Furcht und Intelligenz: der Grad der Furchtsamkeit ist ein Gradmesser der Intelligenz.
Mir ist mitunter als ob ich als Längst-Gestorbener mir die Dinge und Menschen anschaute – sie bewegen, erschrecken und entzücken mich, ich bin ihnen aber ganz ferne.
Zu jeder Seele gehört eine andre Welt; für jede Seele ist jede andre Seele eine Hinterwelt.
Und, alles in allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!
Nun läuft sie närrisch durch die harte Wüste und sucht und sucht nach sanftem Rasen – meine alte wilde Weisheit! Auf eurer Herzen sanften Rasen, meine Freunde! – auf eure Liebe möchte sie ihr Liebstes betten!
Je mehr Erkenntnisse und Vernunft ich habe, umso mehr nimmt der Glaube an die Freiheit ab, es steht uns nicht viel zu wählen offen.
Nicht durch Feindschaft kommt Feindschaft zu Ende, durch Freundschaft kommt Feindschaft zu Ende
Der Mangel an Person rächt sich überall; eine geschwächte, dünne, ausgelöschte, sich selbst leugnende und verleugnende Persönlichkeit taugt zu keinem guten Dinge mehr – sie taugt am wenigsten zur Philosophie.
Wer die Eitelkeit bei sich leugnet, besitzt sie gewöhnlich in so brutaler Form, daß er instinktiv vor ihr das Auge schließt, um sich nicht verachten zu müssen.
Abseits vom Markte und Ruhme begibt sich alles Große; abseits vom Markte und Ruhme wohnten von je die Erfinder neuer Werte.
Erst die Not lehrt das Nötig-sein eines Einzelnen, und das rechte Epitaph ist ein später Seufzer.
Alle sogenannten praktischen Menschen haben ein Geschick zum Dienen: Das eben macht sie so praktisch, sei es für andere oder für sich selber.