Zitate von Gottfried Keller
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Was unerreichbar ist, das rührt uns nicht, doch was erreichbar, sei unsere goldne Pflicht.
Die Welt ist innerlich ruhig und still, und so muß es auch der Mann sein, der sie verstehen und als ein wirkender Teil von ihr sie widerspiegeln will. Ruhe zieht das Leben an. Unruhe verscheucht es; Gott hält sich mäuschenstill, darum bewegt sich die Welt um ihn.
Ich werde vertrauend hoffen und immer hoffen, bis meine Augen brechen; und wann dann die Menschen mich auslachen und sagen werden: „Siehe, du hast umsonst gehofft, du stirbst arm und verlassen, wie die geboren wurdest“, so werde ich zu ihnen sagen: „Ihr Toren! Jetzt geht die Hoffnung erst recht an!“
Über den Wundern der Ferne vergiß nie die herrliche Natur, die silbernen Gebirge deines Vaterlandes.
Nach alter Erfahrung [will] der eitle Mensch lieber für schlimm, glücklich und kurzweilig als für brav, aber unbeholfen und einfältig gelten.
Es gibt bei beiden Geschlechtern solche Raub- und Wechseltiere, die nur dann glücklich sind, wenn sie erst ein fremdes Glück zerstört haben.
Wie lang wird nicht eine Woche, ja nur ein Tag, wenn man nicht weiß, wo diejenigen, die man liebt, jetzt stehn und gehn, wenn eine solche Stille darüber durch die Welt herrscht, daß allnirgends auch nur der leiseste Hauch von ihrem Namen ergeht, und man weiß doch, sie sind da und atmen irgendwo.
Da nickten, spottend mein, die schwanken Tannen, Auch höhnend sah das niedre Moos empor Mit seinen Würmern, die geschäftig spannen, Und lachend brach das Firmament hervor.
Die Nuditäten müssen selbstverständlich wegfallen. Sie stammen aus der Zeit, da dergleichen in der Luft lag.
Wer nicht Meister sein will, muß eben Gesell bleiben und Vorgesetzte haben sein Leben lang.
Ich habe mich überzeugt, daß nur rauhe Bewegung und wechselvolles Geschick einen nach allen Seiten hin tüchtigen Charakter hervorbringen können. Darum leben hoch Ebbe und Flut, Freude und Leid, Glück und Elend!
Es ist schon viel, wenn man nur einem Herzen unentbehrlich ist, daß es Vermessenheit wäre, an mehr als das zu glauben.
Geradeaus gesehen, bescheiden, lernbegierig, aber stets unentwegt! Bleib treu dem Vaterlande, so bleibst du dir selber treu.
Gott schien mir nicht geistlich, sondern ein weltlicher Geist, weil er die Welt ist und die Welt in ihm; Gott strahlt von Weltlichkeit.
Das Urmaß aller Dinge ruht in Händen nicht, die endlich sind. Es liegt verwahrt in Schatzgewölben, die kein vergänglich Auge schaut.
Auch was wir aufgeben, müssen wir mit freier Wahl aufgeben, nicht wie der Fuchs die Trauben.
Heilig ist die Sternenzeit, öffnet alle Grüfte, strahlende Unsterblichkeit wandelt durch die Lüfte.
Das Auge ist der Urheber und der Erhalter oder Vernichter der Liebe; ich kann mir vornehmen treu zu sein, das Auge nimmt sich nichts vor, das gehorcht der Kette der ewigen Naturgesetze.
Wer ohne Leid, der ist auch ohne Liebe, Wer ohne Reu‘, der ist auch ohne Treu‘, Und dem nur wird die Sonne wolkenfrei, Der aus dem Dunkel ringt mit heißem Triebe.
Denn es ist eine Lüge, was die literarischen Schlafmützen behaupten, daß die Angelegenheiten des Tages keinen poetischen und bleibenden Wert hätten.
Die Liebe ist eine Glocke, welche das Entlegenste und Gleichgültigste widertönen läßt und in eine besondere Musik verwandelt.
Je mehr ich lerne, desto mehr sehe ich ein, wie nur eine gute Grundlage in der Jugend das Glück der späteren Tage hervorrufen kann.
Der Mensch rechnet immer das, was ihm fehlt, dem Schicksal doppelt so hoch an wie das, was er besitzt.
Studiere die Menschen nicht, um sie zu überlisten und auszubeuten, sondern um das Gute in ihnen aufzuwecken und in Bewegung zu setzen.
Es ist doch ein Elend mit uns Menschen! Täglich sprechen wir von Liebe und Humanität, und täglich beleidigen wir auf Wegen, Stegen und Treppen irgendein Mitgeschöpf.
Auch der demütigste Mensch glaubt und hofft innerlich immer mehr, als er auszusprechen wagt.
Mancherlei sind unsers Volkes Gaben; Denn auch mancherlei hat es zu tun, Und mit harten Ringen, wie zum Ruhn Muß es einen guten Spielmann haben.
Es geht uns allen mehr oder minder so: erst wenn wir gegangen sind, läßt man uns gelten und bedauert es.
Dieser Traum hatte mich erquickt für viele Tage, wie wenn ich das artige Abenteuer wirklich erlebt hätte.
An einem offenen Paradiesgärtchen geht der Mensch gleichgültig vorbei und wird erst traurig, wenn es verschlossen ist.
Das Finden seiner selbst in dunklen Tagen ist meistens mehr Glücksache, als die Menschen gewöhnlich eingestehen wollen.
Die menschliche Eitelkeit vermengt sich mit den edelsten Ideen und verleiht ihnen oft eine Hartnäckigkeit, die uns sonst fehlen würde.
Alle Ratsherrn der Stadt Und alle Weisen der Welt Bleiben stumm auf die Frage, Die deine Augen stellt.
Unsere Seele muß, wenn sie nicht verkommen will, jeden Tag ihre Wäsche wechseln. Der moralische Mensch hat so gut seine Respiration wie der physische, und nur durch dieselbe bleiben wir lebendig. Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht immer besser zu werden trachten.
Mehr oder weniger traurig sind am Ende alle, die über die Brotfrage hinaus etwas kennen oder sind; aber wer wollte am Ende ohne diese stille Grundtrauer leben, ohne die es keine echte Freude gibt.
Am Ende ist uns wohler, wenn wir nicht soviel von der Welt wollen und das, was sie uns freiwillig gibt, als gelegentlichen Fund betrachten.