Zitate von Gottfried Keller
page 4
Erst da, wo die politische Zusammengehörigkeit eines Volkes zur persönlichen Freundschaft eines ganzen Volkes wird, ist das Höchste gewonnen.
Obgleich er [Ritter Zendelwald] sich gern unterhielt, wo es nicht etwa galt, etwas zu erreichen, redete er doch nie ein Wort zur rechten Zeit, welches ihm Glück gebracht hätte.
Wer aber unter Heimatliebe nur die Zuhausehockerei versteht, wird der Heimat nie froh werden, und sie wird ihm leicht nur zu einem Sauerkrautfaß.
Entsagung, unverbrüchlich auferlegt, ist die stärkste Prüfung für Liebende, welche kein fremder Wille hindern könnte, sich zu sehen.
So oft die Sonne aufersteht, erneuert sich mein Hoffen und bleibet, bis sie untergeht, wie ein Blume offen.
Wie schön, wie schön, ist dieses kurze Leben, Wenn es eröffnet alle seine Quellen! Die Tage gleichen klaren Silberwellen, Die sich mit Macht zu überholen streben.
Ich kann Ihnen schon sagen, ich bin sehr leidenschaftlich zu dieser Zeit und weiß gar nicht, woher alle das Zeug, das mir durch den Kopf geht, in mich hineinkommt. Sie sind das allererste Mädchen, dem ich meine Liebe erkläre, obgleich mir schon mehrere eingeleuchtet haben.
Manchmal habe ich so das Gefühl, ein Pulle Wein sei mehr wert als die ganze Dichterei.
Die gute Sache muß die Streiter allmählich machen und veredeln, nicht die Streiter die Sache.
Das Menschenleben ist eine fortgehende Schule. Der Staatsmann wie der Bauer muß jeden Morgen die Erfahrung von gestern sammeln, das Verbrauchte umwenden und erneuern; unsere Seele muß, wenn sie nicht verkommen will, jeden Tag ihre Wäsche wechseln.
Das müßige und einsame Genießen der gewaltigen Natur verweichlicht und verzehrt das Gemüt, ohne dasselbe zu sättigen, während ihre Kraft und Schönheit es stärkt und nährt, wenn wir selbst auch in unserem äußeren Erscheinen etwas sind und bedeuten, ihr gegenüber.
Das Dasein des Schöpfers zu leugnen, ist größerer Unsinn als der finsterste Aberglaube.
Er nannte sich selbst einen Philosophen, weshalb ihm dieser Name allgemein zuteil wurde, denn sein Wesen und Treiben war in allen Stücken absonderlich.
Ich werde tabula rasa machen (oder es ist vielmehr schon geschehen) mit allen meinen bisherigen religiösen Vorstellungen bis ich auf dem Feuerbachschen Niveau bin.
Es ist schwer, aus den Possen herauszukommen, da einen die Welt immer wieder lächert.
Die gute Gesellschaft, welche bis unter einen gewissen Punkt nie herabsinkt, verbreitet sich durch alle Stände und ist in den niederen Regionen ebenso zu finden als in den hohen.
Ein guter Witz geht immer für ein Stück Brot, und ein leichter Sinn ersetzt manchen Becher Wein.
Es ist gesünder, nichts zu hoffen und das Mögliche zu schaffen, als zu schwärmen und nichts zu tun.
Immer die gegenwärtige Stunde, das ist Gottes Stunde. Das ist das Stück Ewigkeit und das Stück Chaos, das um Gestaltung ringt – in dir – durch dich.
Die Aufgeregten Welche tief bewegten Lebensläufchen Welche Leidenschaft, welch wilder Schmerz! Eine Bachwelle und ein Sandhäufchen Brachen gegenseitig sich das Herz.