Zitate von Gotthold Ephraim Lessing
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Das Religiöse stehet der weiblichen Bescheidenheit sehr wohl; es gibt der Schönheit ein gewisses edles, gesetztes und schmachtendes Ansehen.

Sehen Sie, Mellefont, sehen Sie, daß auch die Freude ihre Tränen hat? Hier rollen sie, diese Kinder der süßesten Wollust!

O, über die wilden, unbiegsamen Männer, die nur immer ihr stieres Auge auf das Gespenst der Ehre heften! für alles andere Gefühl sich verhärten!

Daß Sokrates ein Prediger der Wahrheit sei, sollten auch seine Feinde bezeugen, und wie hätten sie es anders bezeugen können, als daß sie ihn töteten?

Wie heißt das schlimmste Tier mit Namen? So fragt ein König einen weisen Mann. Der Weise sprach: Von wilden heißt’s Tyrann, Und Schmeichler von den Zahmen.

Es hat keinen Sinn, vor sich selbst davonzulaufen. Man muß sich ja doch wieder einholen.

Mensch, lerne dich selbst erkennen, das ist der Mittelpunkt aller Weisheit!

Man würze, wie man will, mit Widerspruch die Rede: Wird Würze nur nicht Kost, und Widerspruch nicht Fehde.

Was für Ungereimtheiten man nicht alles aus lieber Höflichkeit zu schreiben pflegt.

Sollte die Freiheit zu streben, die uns die Götter in allen Umständen des Lebens gelassen haben, sollte diese ein Mensch dem andern verkümmern können?

Ich weiß es, es ist die Pflicht eines Freundes, dem andern zu verzeihen. Doch ist es auch des andern Pflicht, ihm so wenig Gelegenheit dazu zu geben, als ihm nur möglich ist.

Gegenstände, die auf einander, oder deren Teile auf einander folgen, heißen überhaupt Handlungen. Folglich sind Handlungen der eigentliche Gegenstand der Poesie.

Es ist der Fehler des Jünglings, sich immer für glücklicher oder unglücklicher zu halten, als er ist.

Ein Titel muß kein Küchenzettel sein. Je weniger er von dem Inhalt verrät, desto besser.

Der größte Fehler, den man bei der Erziehung zu begehen pflegt, ist dieser, daß man die Jugend nicht zum eigenen Nachdenken gewöhnet.

Die Religion ist nicht wahr, weil die Evangelisten und Apostel sie lehrten, sondern sie lehrten sie, weil sie wahr ist.

Man lobt den Künstler dann erst recht, wenn man über sein Werk sein Lob vergißt.

Das fast ist ein recht nützliches Wörtchen, wenn man etwas ungereimtes sagen, und zugleich auch nicht sagen will.

Nur das Gemeine bekennt man selten. – Und das Seltene vergißt man schwerlich.

Ist es besser, nur ein Ding wissen, oder mehrere? Welche Frage! Wenn man nun unter diesen mehreren auch dieses Eine weiß. Es kann überflüssig sein, mehrere zu wissen; aber es wird darum nicht besser, nur Eins zu wissen.

Der Wunder höchstes ist, daß uns die wahren, echten Wunder so alltäglich werden können, werden sollen.

Klimps Der alte fromme Klimps, bei jedem Bissen Brot, Den er genoß, sprach: Segne Gott! Den schönen Spruch nicht halb zu lassen, sprach Und stirb! sein frommes Weib mit Hiobs Weib ihm nach.

So geht es dem Empfindsamen! Die Liebe spielt ihnen immer die schlimmsten Streiche.

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.

Ein Präservativ ist auch eine schätzbare Arzenei; und die ganze Moral hat kein kräftigeres, wirksameres, als das Lächerliche.

Eingestandene Übereilung ist oft lehrreicher als kalte überdachte Unfehlbarkeit.

Das gegründetste Vorurteil wieget auf der Waage der Gerechtigkeit soviel als nichts.

Von weitem schon gefiel mir Phasis sehr: Nun ich sie in der Nähe Von Zeit zu Zeiten sehe, Gefällt sie mir – auch nicht von weitem mehr.

Das kleinste Kapital eigener Erfahrung ist mehr wert als Millionen fremder Erfahrungen.

Vorurteile und eine unglückliche Liebe sind zwei Stücke, deren eines schon hinreicht, einen Mann zu etwas ganz anderem zu machen, als er ist.

Das Schämen kann überall an der rechten Stelle sein, nur beim Bekenntnis unserer Fehler nicht.

Immer eilt der Ruf von dem, was wir getan, voraus, verschließt oder öffnet uns die Pforten.