Zitate von Gotthold Ephraim Lessing
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Gleichgültigkeit! Gleichgültigkeit an die Stelle der Liebe? – Das heißt, Nichts an die Stelle von Etwas.

Wie manches würde in der Theorie unwidersprechlich scheinen, wenn es dem Genie nicht gelungen wäre, das Widerspiel durch die Tat zu erweisen.

Das Herz redet uns gewaltig gern nach dem Maule. Wenn das Maul eben so geneigt wäre, nach dem Herzen zu reden, so wäre die Mode längst aufgekommen, die Mäuler unter’m Schlosse zu tragen.

Die Dienste der Großen sind gefährlich und lohnen der Mühe, des Zwangs, der Erniedrigung nicht, die sie kosten.

Eine Mutter tut mehr für ihren Sohn, als sie für ihr eigenes Leben tun würde.

So sehr du auch Acht gibst, so sehr du dich entgegenstellst… der Weg des Himmels ist immer derselbe.

Gewalt! Gewalt! Wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt.

Ich lernte einsehen, die Bücher würden mich wohl gelehrt, aber nimmermehr zu einem Menschen machen.

Der wahre Virtuose spottet bei sich über jede uneingeschränkte Bewunderung, und nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von dem er weiß, daß er auch das Herz hat, ihn zu tadeln.

Beide schaden sich selbst: der, der zu viel verspricht und der, der zu viel erwartet.

Muß man nicht oft unbedachtsam handeln, wenn man das Glück anzeizen will, etwas für uns zu tun?

Es wäre wenig in der Welt unternommen worden, wenn man immer nur auf den Ausgang gesehen hätte.

Das Wort Zeitvertreib sollte der Name einer Arznei, irgend eines Opiats, eines schlafmachenden Mittels sein, durch das uns auf dem Krankenbette die Zeit unmerklich verstreicht: aber nicht der Name eines Vergnügens.

Bei Lebzeiten und ein halbes Jahrhundert nach dem Tode für einen großen Geist gehalten zu werden, ist ein schlechter Beweis, daß man es ist; durch alle Jahrhunderte aber hindurch dafür gehalten werden, ist ein unwiderstehlicher.

Äffchen, ich merk‘ es schon, du willst die Kastanien aus der Asche haben und brauchst Katzenpfoten dazu.

Die Türken haben schöne Töchter. Und diese scharfen Keuschheitswächter. Wer will, kann mehr als eine frein: Ich möchte schon ein Türke sein.

Kein Mensch muß müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber.

Dem Alter nicht, der Jugend sei’s geklagt, wenn uns das Alter nicht behagt.

Die ersten Entschließungen sind nicht immer die klügsten, aber gewöhnlich die redlichsten.

Es gibt eine Art von Leuten, die nichts ungerner als Vergebung annehmen, und zwar, weil sie keine zu erzeigen gelernt haben.

O wahrhaftig, das schlechte Buch ist rar, in welches sich gar nichts Gutes, auch nicht von ungefähr, eingeschlichen hätte!

In der Tat ist es nichts Geringes, einem Herrn seine Untergebnen so verdächtig zu machen. Wenn er sie auch unschuldig befindet, so verliert er doch auf immer das Vertrauen zu ihnen.

Die Menge aber auf etwas aufmerksam machen, heißt: dem gesunden Menschenverstand auf die Spur helfen.

Noch einen Schritt vom Ziele, oder noch gar nicht ausgelaufen sein, ist im Grunde eines.

Es gibt gewisse Dinge, wo ein Frauenzimmerauge immer schärfer sieht, als hundert Augen der Mannspersonen.

Was Grenzen setzt, heißt Materie. Die Sinne bestimmen die Grenzen der Vorstellungen der Seele […] die Sinne sind folglich Materie.

Ich weiß, daß ein feuriges Pferd auf eben dem Steige, samt seinem Reiter den Hals brechen kann, über welchen der bedächtliche Esel ohne zu straucheln geht.

Wer neben den Wissenschaften noch andere Ergötzungen sucht, muß die wahren Süßigkeiten derselben noch nicht geschmeckt haben.

Wenn sie aus Liebe närrisch wird, so wäre sie es früher oder später auch ohne Liebe geworden.

Himmlische Tugenden! Was hilft es, euch zu kennen, In reiner Glut für euch, als unser Glück, zu brennen, Wenn auch der kühnste Schwung sich schimpflich wieder senkt, Und uns das Laster stets an kurzen Banden lenkt?

Ihr Stolz ist Christen sein, nicht Menschen. Denn selbst das, was, noch von ihrem Stifter her, mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt, das lieben sie, nicht weil es menschlich ist: Weil’s Christus lehrt, weil’s Christus hat getan.

Wenn wir über das Kunstwerk den Künstler vergessen können, damit ist dieser am feinsten gelobt.

Der Aberglaub‘, in dem wir aufgewachsen, Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum Doch seine Macht nicht über uns. – Es sind Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.

Ein weiser Mann ist gegen alles gleichgültig, gegen Lob und Tadel, gegen Schmeicheleien und Scheltworte.

Es freut mich, mein Herr, daß ihr ein Dichter seid. Doch seid ihr sonst nichts mehr, mein Herr? Das ist mir leid.

Der Mensch lebt nicht bloß von geräuchertem Fleisch und Spargel, sondern, was mehr ist, von einem freundlichen Gespräch, mündlich oder schriftlich.