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Alle menschlichen Gesetze werden von dem Einen Göttlichen genährt, das alles beherrscht und allem genügt.
HeraklitMan kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach. Auch die Seelen steigen gleichsam aus den Wassern empor.
HeraklitUnsterbliche sterblich, Sterbliche unsterblich: sie leben gegenseitig ihren Tod und sterben ihr Leben.
HeraklitAuge und Ohr sind für die Menschen schlechte Zeugen, wenn sie kein feines Seelenleben haben.
HeraklitEins gibt es, was die Besten allem anderen vorziehen: den Ruhm den ewigen den vergänglichen Dingen. Die Meisten freilich liegen da vollgefressen wie das liebe Vieh.
HeraklitDer Herr, der das Orakel in Delphi besitzt, sagt nichts und birgt nichts, sondern er deutet an.
HeraklitSie verstehen nicht, wie das auseinander Strebende ineinander geht: gegenstrebige Vereinigung wie beim Bogen und der Leier.
HeraklitDie Sinnenwahrnehmung ist trügerisch, die Vernunfterkennnis die alleinige Richterin der Wahrheit.
HeraklitDas Denken ist der größte Vorzug, und die Weisheit besteht darin die Wahrheit zu sagen und nach der Natur zu handeln, auf sie hinhörend.
HeraklitDie Wachenden haben eine gemeinsame Welt, doch jeder Schlummernde wendet sich nur an seine eigene.
HeraklitIn dieselben Flüsse steigen wir hinab und nicht hinab, wir sind es und sind es nicht, denn in denselben Strom vermag man nicht zweimal zu steigen.
HeraklitDer Seele Grenzen kannst du nicht ausfinden und ob du jegliche Straße abschrittest; so tiefen Grund hat sie.
HeraklitAber obschon das Wort allen gemein ist, leben die meisten so, als ob sie eine eigene Einsicht hätten.
HeraklitGeh hin: der Seele Grenzen findest du nicht, auch wenn du alle Straßen wanderst; so tief reicht ihr vernünftiges Wesen.
HeraklitWenn du die Wahrheit suchst, sei offen für das Unerwartete, denn es ist schwer zu finden und verwirrend, wenn du es findest.
HeraklitSchwer [...] ist es mit der Gemütswillkür zu kämpfen; denn wovon sie begehrt, daß es sei, das erkauft sie mit dem Leben.
HeraklitWenn du die Grenzen der Seele suchst, du wirst sie niemals finden, auch wenn du jeden Weg zu Ende gehst, so tiefen Wesensgrund hat sie.
HeraklitKrankheit macht die Gesundheit angenehm, Schlimmes das Gute, Hunger die Sättigung, Anstrengung die Ruhe.
HeraklitDas Weltall in seiner für alle Lebewesen gültigen Weltordnung war, ist und wird ewig sein ein sich lebendes Feuer, das sich in ständigem Rhythmus entzündet und verlöscht.
Heraklit