Jean Paul Zitate
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Verdienste reizen zu nichts als zur Haussuchung nach Sünden, und man erfüllt gerade das Gegenteil des preußischen Gesetzes, das bloß Unteroffiziere, welche Verdienstmedaillen haben, von der Fuchtel freispricht.
Jean PaulDie Leidenschaften, sagt Plato, sind die Pferde am menschlichen Wagen; o und wie leicht schwingt sich ein Weib auf den Kutschbock, um spazieren zu fahren!
Jean PaulDer Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selber verzeiht.
Jean PaulWie endet die Liebe? Die war’s nicht der’s geschieht.
Jean PaulLeiden sollen läutern, sonst hat man gar nichts von ihnen. Zurückgeschlagen werden sie nicht durch Freude – diese führen sie ergrimmter zurück – sondern durch tapfere Arbeit und Anstrengung.
Jean PaulManche halten ihre veränderte Ansicht eines Menschen für eine Veränderung desselben.
Jean PaulNur das Gewissen ist ernsthaft, alle anderen Kräfte spielen.
Jean PaulWir sind unbegrenzt frei, nicht in dem was wir machen, sondern was wir entbehren wollen.
Jean PaulDer Unsterbliche wird sterblich auf der Erde, und jeder Geist wird ein Mensch!
Jean PaulMan hört in der Welt leichter ein Echo als eine Antwort.
Jean PaulBloß eine Träne, eine drückende Hand und eine Singstimme gab der Welt-Genius der Liebe und der Entzückung und sagte: „Sprecht damit!“
Jean PaulEine Gattin verzeiht leichter Untreue und Freude an fremden Reizen, als Kälte gegen ihre.
Jean PaulNicht durch Angreifen, sondern durch Behaupten zeigt man die eigne Kraft und Individualität am besten. Bei jenem muß man sich zu sehr nach den andern richten und verliert bei Sieg und Niederlage.
Jean PaulDas Volk kennt nur die offene Tafel der Fürsten, aber nicht ihre einsame Unverdaulichkeit; und nur ihre öffentlichen Freuden, nicht ihre geheimen Schmerzen.
Jean PaulEs ist echte Trostlosigkeit, Trost zu wünschen und anzunehmen.
Jean PaulWarum ließ der Himmel gerade in die Jugend das Lustrum der Liebe fallen?
Jean PaulGenialische Menschen haben so viele Festtage als andere Werkeltage, und daher ertragen jene so schwer einen Trivial- und Schlendrians-Schalttag und vollends an solchen Jünglingstagen!
Jean PaulWas verlor Deutschland in seinem Staube? Eben was der Diamant in dem seinigen: die dunkle Schlackenrinde; und dann erschien der Glanz.
Jean PaulIn der Jugend wird fast jedes Bedürfnis zum Genuß, im Alter jeder Genuß zu einem Bedürfnis.
Jean PaulIch wollte, man könnte die Menschen so zahm machen wie die Tiger.
Jean PaulEs gibt Weiber, die man erst lieben muß, um sie zu kennen; was sich sonst umkehrt.
Jean PaulEin Mensch kann so wenig den ganzen Geschmack haben als ein Mensch die Wahrheit – die Menschheit hat beides.
Jean PaulDer Mensch gehet allezeit, wenn er sich noch so lange gegen eine Meinung gesträubt, endlich zu ihr mit großer Leidenschaft über.
Jean PaulDas schöne am Frühling ist, daß er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht.
Jean PaulAuch frisset er entsetzlich viel.
Jean PaulDie Jugend ist die Periode der Nachahmung.
Jean PaulWeltumgang gibt nicht Erfahrung, höchstens diese jenen.
Jean PaulJe jünger, einfacher und frömmer die Völker, desto mehr Tierliebe.
Jean PaulUm zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen versuchen.
Jean PaulWer im Alter ganz die Liebe missen kann, hatte in der Jugend die rechte nicht, für welche es keine Jahre gibt.
Jean PaulDie bloße Empfindung schafft nicht den Dichter, aber der bloße Dichter auch nicht jene. Im ersten Irrtum ist der Jüngling, im zweiten der Kritiker.
Jean PaulNichts ist gefährlicher, als sich verliebt zu stellen, man wird’s sogleich darauf.
Jean PaulO Kindheit, Jugend! Wie viel hat man, eh‘ man etwas ist! – Und wie kehrt sich nachher alles um!
Jean PaulDie Untertanen jagen nach keiner Freiheit als der Steuerfreiheit.
Jean PaulDer Zank in der Ehe ist die Schneedecke, unter der sich die Liebe warm hält.
Jean PaulDas Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examinieren.
Jean PaulVor und nach dem irdischen Leben gibt es kein irdisches, aber doch ein Leben.
Jean PaulIn unsern Gesprächen verweilen wir bei einem witzigen Gedanken und bestreiten den ernsthaften, anstatt es umzukehren.
Jean PaulWenn man beim Erzählen eines fremden Scherzes selbst sehr lacht, so gewinnt er; bei dem eines eignen, so verliert er.
Jean PaulIn der Liebe wird der Ernst der Jungfrau bezaubern; in der Ehe, die selber ein langer Ernst ist, möchte leichtes Scherzen und Bescherzen der Welt besser einschlagen.
Jean PaulSo spielt das Schlafen mit dem Menschen, wie der Mensch mit dem Wachen.
Jean PaulDie toleranten Menschen haben nicht die meiste Liebe.
Jean PaulDie Frau liebt den Mann reiner; sie liebt in ihm den gegenwärtigen Gegenstand ihres Herzens, er in ihr öfters das Gebilde seiner Phantasie; daher sein Wanken kommt.
Jean PaulAm andern liebt man Vollkommenheiten, an sich nicht.
Jean PaulUnter den Menschen und Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauhen mit einigen Warzen.
Jean PaulDie Frauen sind so voll Verstellung und Unveränderlichkeit, daß man ihnen einen schlechten Gefallen tut, wenn man gerade das tut, was sie wollen.
Jean PaulDas Dasein Gottes beweisen, so wie bezweifeln, heißt das Dasein des Daseins beweisen oder bezweifeln.
Jean PaulDas schönste Lob für eine Frau ist, wenn sie das einer anderen gegebene erfreut.
Jean PaulEin kleines Leiden setzt uns außer uns, ein großes in uns.
Jean PaulGib dem kleinen Kind einen dürren Zweig, es wird mit seiner Phantasie Rosen daraus sprießen lassen.
Jean Paul