Jean Paul Zitate

seite 12

«1011121314»

So steht der arme Mensch allemal mit zugebundenen Augen vor deinem scharfen Schwerte, unbegreifliches Schicksal! Und wenn du es aufziehest und schwingest, ergötzet ihn das Pfeifen und Wehen desselben kurz vor dem Schlage!

Jean Paul

Der Mensch sieht nur das Spinnrad des Schicksals, aber nicht die Spindel; daher sagt er: seht ihr nicht den ewigen, leeren Kreislauf der Welt?

Jean Paul

Was ist die Zeit? Es sendet sie der allmächtige Gott ja nicht vom Himmel, wie Schnee und Regen; Menschen machen sie; aus Thaten und Gedanken geht sie auf.

Jean Paul

Wer an das Gute im Menschen glaubt, bewirkt das Gute im Menschen.

Jean Paul

Der Spott über Abscheulichkeit (wenn es nicht juvenalischer ist), z.B. Päderastie, mindert den Abscheu mehr, als er ihn mehrt.

Jean Paul

Trocknet die Tränen der Kinder ab! Das lange Regnen in die Blüten ist so schädlich.

Jean Paul

Das Leben ist ein Schlaf, ein gedrückter heißer Schlaf, Vampyren sitzen auf ihm, Regen und Winde fallen auf uns Schlafende, und wir greifen vergeblich aus zum Erwachen.

Jean Paul

Der Mensch hat mehr Scham über einen scheinbaren (unwirklichen) Fehler, den der andere ihm vorwirft, als über einen wahren, den man sich selber endlich eingesteht.

Jean Paul

Verschweigen und verstellen fließen leicht zusammen.

Jean Paul

Ohne eine Gottheit gibt's für den Menschen weder Zweck, noch Ziel, noch Hoffnung, nur eine zitternde Zukunft, ein ewiges Bangen vor jeder Dunkelheit und überall ein feindliches Chaos unter jedem Kunstgarten des Zufalls.

Jean Paul

Manche können nur fremde Meinungen, nicht ihre eigenen berichtigen.

Jean Paul

Wo die Menschen an Verstand übertroffen werden, glauben sie, es sei nur an Wissenschaft.

Jean Paul

Es gibt Leute, die, um tugendhaft zu sein, erst Gelegenheit brauchen.

Jean Paul

Freude am Strafen hat nur der Teufel.

Jean Paul

Der Mensch gewöhnt sich an wiederholte Liebe, nicht an wiederholte Ungerechtigkeit.

Jean Paul

Die Freude und das Lächeln sind der Sommer des Lebens.

Jean Paul

Die höchste Liebe glaubt und fordert höchste Vollkommenheit, daher ist sie ihrem Ende am nächsten.

Jean Paul

Wie Deutsche Straßenraub außer Landes für erlaubt hielten, so Mord im Krieg 18/12; so überall; Fehler, die man sich nicht gegen seine Familie etc. und Anhänger erlaubt, verstattet man sich gegen Fremde.

Jean Paul

Um den Einsamen schleichen Gespenster.

Jean Paul

Witz ist Bemerkung des Verhältnisses zwischen entfernten Ideen; Tiefsinn Bemerkung des Verhältnisses zwischen den nächsten.

Jean Paul

Der Mann bequemt sich zuweilen, um frei zu werden - die Frau muß sich ewig bequemen.

Jean Paul

Körperliche Abhärtung ist, da der Körper der Ankerplatz des Mutes ist, schon geistig nötig.

Jean Paul

Die Wunden, die die Maschinen des Schicksals in uns schneiden, fallen bald zu; aber eine, die uns das rostige stumpfe Marterinstrument eines ungerechten Menschen reißet, fängt zu eitern an und schließet sich spät.

Jean Paul

Leiden sollen läutern, sonst hat man gar nichts von ihnen. Zurückgeschlagen werden sie nicht durch Freude - diese führen sie ergrimmter zurück - sondern durch tapfere Arbeit und Anstrengung.

Jean Paul

Es gibt noch süßere Freudenthränen, als die im Wachen - es sind die im Traume.

Jean Paul

Nichts hasset man so, als die erste Äußerung eines Lasters, das man nicht erwartet.

Jean Paul

Nie zeichnet der Mensch den eigenen Charakter schärfer, als in seiner Manier, einen fremden zu zeichnen.

Jean Paul

Krankheiten nützen nicht nur dem Doktor, sondern auch der Seele.

Jean Paul

Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet.

Jean Paul

Wißt, daß der Gang des bessern entfesselten Menschen immer ein Flug ist.

Jean Paul

Einmal innerlich deine Affekte ganz ausreden lassen und sie abhören und ausfragen, was sie denn eigentlich wollen!

Jean Paul

Da wir ein matteres Gedächtnis für Größe und Zahl der Leiden haben als für Freuden: so vergessen wir mit ihnen leicht auch, welche Früchte uns ihre Stechpalmen getragen.

Jean Paul

Es ist der Geist der Ewigkeit, der jeden Geist der Zeit richtet und überschauet.

Jean Paul

Jeder hat mehr Selbstliebe, als man ihm zutraut.

Jean Paul

Sprecht nicht: wir wollen leiden; denn ihr müßt. Sprecht aber: wir wollen handeln; denn ihr müßt nicht.

Jean Paul

Wenn an den Großen alles erstirbt, sogar der Ehrgeiz, grünet doch die Eitelkeit noch.

Jean Paul

Manche Staatseinrichtungen zünden ein Schadenfeuer an, um die eingefrorenen Wasserspritzen aufzutauen, damit sie es löschen.

Jean Paul

Die Wiederholung ist die Mutter - nicht bloß des Studierens, sondern auch der Bildung.

Jean Paul

Und wie viele Menschen verdienen es denn überhaupt, daß man sich von ihnen lieben lässet? Mich ausgenommen, nicht zwei, und kaum.

Jean Paul

Jeder bewundert den Mut des andern und findet seine Freiheit edel; treffen beide ihn, dann erregen sie seinen Zorn.

Jean Paul

Das Landleben ist in, nicht außer uns.

Jean Paul

Das Alter hat moosige Auswürfe der Schwäche, die Jugend hat die grünende der Kraft.

Jean Paul

Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.

Jean Paul

Der Eitelkeit oder ihrem Scheine entgeht niemand, wenn ihn nicht eine große Idee erfüllt, die ihn gegen sein Selbst verblendet.

Jean Paul

Ich ärgerte mich über den Menschenlärm unter mir und konnte nicht eher schlafen, als bis ich wußte, es waren Pferde.

Jean Paul

Wenn man von gewissen Sekten etc. höret: glaubt man, sie wären unsinnig, so etwas zu glauben. Aber wenn man mit ihnen bekannt wird: findet man wenigstens Zusammenhang in ihren Irrtümern.

Jean Paul

Wollen wir uns die Unsterblichkeit wegdenken aus dem Weltplane, so wählte also Gott ein stäubendes Vorüberfliegen von Seelen, deren Zeitlichkeit für ihn gar keine Existenz haben kann.

Jean Paul

Der Unendliche schweigt. Er hat sich längst über Seiner Welt erbarmt, aber die Geister wissen nicht wie.

Jean Paul

Um in Gesellschaft etwas zu erfahren, muß man die Antwort nicht durch eine Frage, sondern eine Veranlassung herauslocken.

Jean Paul

Jeder Mensch wünscht sich im Frühling zu verlieben.

Jean Paul
«1011121314»

anderen Autoren