seite 3
Ich kenne nur eine einzige Zauberformel, und die heißt: ich will!
Johann Jakob MohrKleine Geister gehen irre auf eigenen, große auf fremden Wegen.
Johann Jakob MohrDie Welle des Meeres, ehe sie uns verschlingt, hebt uns noch einmal empor.
Johann Jakob MohrWer scharf zusieht, wird bei den meisten Handlungen der Menschen einen andern Grund als den ostensiblen entdecken.
Johann Jakob MohrWo kein Weg ist, findet man sich kaum schwerer zurecht, als da, wo hundert sind.
Johann Jakob MohrUm Gold zu gewinnen steigen wir in die Tiefen der Erde, um Perlen zu sammeln tauchen wir in die Abgründe des Meeres; aber geistige Schätze müssen dem Menschen aufgedrungen werden.
Johann Jakob MohrDem Glücklichen naht sich auch der Tod als Glück, dem Unglücklichen als Unglück.
Johann Jakob MohrEs gibt eine Schlauheit, die ihre wahren Absichten zeigt, um andere dahinter vermuten zu lassen.
Johann Jakob MohrFeinde können dir mit all ihrer Bosheit und Niedertracht nicht schaden, du hast von ihnen, wenn du christliches Verzeihen übst, den größten Nutzen.
Johann Jakob MohrAus Verachtung seines Publikums sollte kein Redner etwas Schiefes, Mattes, Falsches vorbringen; er sollte sich immer selbst sagen: auch Du bist unter deinen Zuhörern.
Johann Jakob MohrDas Herz des Menschen soll ein Heiligtum sein, das nur in heiligen Zeiten aufgeschlossen wird.
Johann Jakob MohrWir mögen noch so tief schöpfen; wir können doch nicht mehr als den Eimer voll machen.
Johann Jakob MohrWer sind gewöhnlich die ersten Feinde einer neuen Lehre? - Ihre ersten Jünger!
Johann Jakob MohrDas Herz spricht; draußen muß es einen Widerhall finden, dem es von neuem antwortet, so entsteht die rechte Harmonie.
Johann Jakob MohrIst denn der Dichtername ein Freibrief für jede Armseligkeit?
Johann Jakob MohrSonne und Kunst beleuchten am schönsten das Ferne.
Johann Jakob Mohr"Er ist nicht weit her" - ist das schlimmste Kompliment, das der Pöbel sich selbst, das größte, das er einem genialen Mann machen kann.
Johann Jakob MohrDas Kleine, das die Großen vernachlässigen, rächt sich an ihnen am empfindlichsten.
Johann Jakob MohrDer Schauspieler, der nicht die Schönheiten des Dichters aufdeckt, der verdeckt sie.
Johann Jakob MohrJe mehr ein Gedanke umfaßt, desto unfaßbarer ist er für gewisse Köpfe.
Johann Jakob MohrFür die Fehler eines großen Geistes haben auch die Stupiden einen Falkenblick.
Johann Jakob MohrWir sollen nicht meinen, ein Theil des Lebens könne mit dem Verlust des andern erkauft werden. Wir bedürfen alles: die Kindheit, die Jugend, das Alter; eines muß dem andern erst Werth und Trost geben.
Johann Jakob MohrDie Dinge seh' ich auch, dein Auge will ich sehen.
Johann Jakob MohrDie Grenze des menschlichen Verstandes liegt gewöhnlich da, wo das Mein und Dein aufhört.
Johann Jakob MohrDer kluge und gebildete Mensch macht wenig Frage- und Ausrufezeichen.
Johann Jakob MohrDer geniale Mensch ist der, der Augen hat für das, was ihm vor den Füßen liegt.
Johann Jakob MohrTausend schöne, täuschende Genien umschweben unsere Jugend. Nach und nach entschwindet das Gedränge, und die Aussicht wird freier. Das nennen wir dann Erkenntnis.
Johann Jakob MohrWo das Ich aufhört, da liegen gewöhnlich auch die Grenzen unserer Tugenden.
Johann Jakob MohrDer Stoff, an dem die meisten Pfuschereien verursacht werden, ist die Menschheit.
Johann Jakob MohrWas unserer modernen Kunst fehlt, ist die Unschuld.
Johann Jakob MohrDas künstlerische Streben fordert Freiheit, das praktische Beschränkung.
Johann Jakob MohrMan beklagt sich in der Welt so häufig über Undank; wieviel Handlungen gibt es denn aber auch, die Dank verdienen?
Johann Jakob MohrDie Welt beherrscht eigentlich nicht der Schein; sondern der Schein des Scheines.
Johann Jakob MohrWie viel Stunden umschließt ein langes Leben! Aber wieviel gehören denn davon uns?
Johann Jakob MohrUm gar vieles müssen sich die Großen und Mächtigen kümmern, um zu verhindern, daß andere sich darum kümmern.
Johann Jakob MohrMit Klugheit gut sein, ist die Aufgabe des rechten Staatsmannes; aber wo finden wir ihn?
Johann Jakob MohrDie Weisheit hat eine größere Ähnlichkeit mit manchen unserer Jugendtorheiten als mit der nachmaligen Klugheit.
Johann Jakob MohrWie selten siegt das Recht; und wenn es siegt, hernach ist kein Recht mehr.
Johann Jakob MohrDurch Reflexion läßt sich kein Glück schaffen.
Johann Jakob MohrDas Schicksal zerstreut, der Mensch muß sammeln.
Johann Jakob MohrWer Zeit hat, kann vieles abwarten.
Johann Jakob MohrVier Dinge sind es, die eine Art von Verklärung verleihen: Die Liebe, die Kunst, der Ruhm und der Tod.
Johann Jakob MohrSoll man dem Volke die Wahrheit sagen? Gewiß! Eine andere Frage freilich ist, ob man sie ihm sagen kann.
Johann Jakob MohrDie Natur kann entsetzlich naiv sein.
Johann Jakob MohrZu einer nöthigen Vorrede gehört gewöhnlich ein unnöthiges Buch.
Johann Jakob MohrAuf die Dummheit der Menschen speculiren mehr Menschen, als es selbst wissen.
Johann Jakob MohrDas ist für den Pöbel der höchste Triumph, wenn er ausrufen kann: Er ist geworden wie unsereiner!
Johann Jakob MohrNicht die Liebe, wenn sie einmal entschlafen, aber immer wieder läßt sich der Haß erwecken.
Johann Jakob MohrEs ist erstaunlich, an wie dünnen Stricken sich das große, starke Tier, genannt Menschheit, führen läßt.
Johann Jakob MohrFrömmigkeit läßt sich in viele Formen gießen.
Johann Jakob Mohr