seite 1
Jede Religion ist eine Art Kreditanstalt; und keiner sieht das gerne angezweifelt, worauf er seinen Kredit gesetzt hat.
Johann Jakob MohrNicht nur das Hohe bleibt von dem Niedrigen getrennt, auch was auf Gipfeln wohnt, kommt nicht zusammen; nur unten in der Tiefe da berühren sich die Dinge.
Johann Jakob MohrEin großer Geist ist ein Magnet, der das Bedeutende, das in der Welt ist, an sich heranzieht.
Johann Jakob MohrIn der Jugend fehlen uns die Gefäße zum Schöpfen; im Alter haben wir sie, aber der Strom ist versiegt.
Johann Jakob MohrIn der Jugend scheint uns die Welt schön, und wir glauben, sie entbehren zu können; dem Alter erscheint sie häßlich, und wir sehen, daß wir ihrer bedürfen.
Johann Jakob MohrEs steht bedenklich um uns, wenn wir erst anfangen, der Welt und dem Arzt interessant zu werden.
Johann Jakob MohrDie höchste sittliche Schönheit entdecken wir doch immer in den einfachsten, schlichtesten, anspruchslosesten Handlungen der Menschen.
Johann Jakob MohrDas All zu erfassen, das Walten der Natur, das Wirken des Menschen, wer vermag das? Aber es ruhig entströmen lassen in das offene Herz, darin liegt eine Wonne, die jeder Künstler-, jeder Dichterseele gewährt ist.
Johann Jakob MohrDie öffentlichen Meinung gleicht der Welle, was sie emporheben kann, verschlingt sie auch wieder.
Johann Jakob MohrUnsere Roman-und Novellenschreiber meinen, wenn sie das Krehrichtfaß ausstöbtern, hernach wüßten sie was im Hause vorgeht.
Johann Jakob MohrDas Leben ist ein Kampf, aus dem wir immer mit Narben und Wunden, selten nur mit Lorbeer herauskommen.
Johann Jakob MohrDie Sehnsucht nach ihr ist das einzige Mittel, die Jugend noch in der Ferne an uns zu fesseln.
Johann Jakob MohrGroße Talente sind wie große liegende Güter; sie lassen sich nicht zu jeder Zeit gehörig verwerten.
Johann Jakob MohrEin trefflicher Ausspruch, durch den Mund von tausend Albernen gegangen, erscheint endlich albern.
Johann Jakob MohrDer richtige Geschmack ist eigentlich ein Ding negativer Art, und besteht in der Widerstandsfähigkeit gegen das Schlechte.
Johann Jakob MohrDas Dichten gar mancher unserer modernen Poeten ist kein Zeugen, sondern ein Selbstschänden.
Johann Jakob MohrDas Schicksal stößt uns auf den rechten Weg; aber oft so derb, daß wir das Wiederaufstehen vergessen.
Johann Jakob MohrManche Bücher nützen dadurch, daß man aus ihnen das Gegentheil von dem lernt, was der Autor bezweckt.
Johann Jakob MohrMan muß den Großen, wenn man ihnen gegenübertritt, das Bücken nicht zu schwer machen.
Johann Jakob MohrVernunft und Leidenschaften vernichten einander; Könnten sie sich vereinigen, sie wären unwiderstehlich.
Johann Jakob MohrWas hat denn das Volk von seinen Göttern, wenn es sich nicht ihretwegen prügeln darf?
Johann Jakob MohrWas nicht in ihre Fächer und Schubladen paßt, mit dem wissen die Menschen nichts anzufangen.
Johann Jakob MohrWer sich selbst für einen Märtyrer hält, ist wenig geneigt, anderen das Märthyrerthum zu ersparen.
Johann Jakob MohrSieht man die Produkte mancher unserer sogenannten Denker an, so sollte man meinen, sie hätten, bevor sie dachten, eine Mütze über Augen, Ohren und Nase gezogen.
Johann Jakob MohrEs muß einer schon fest im Ton sein, um nicht in die Melodie zu verfallen, die die andern pfeifen.
Johann Jakob MohrIn der Jugend blicken wir vorwärts; im Alter rückwärts. Wohl uns, wenn wir alsdann eine Stelle finden, auf der unser Auge mit Wohlgefallen ruhen kann.
Johann Jakob MohrEin Vorrecht der Menschen ist, daß sie da noch Trost spenden können, wo für sie selbst keiner bereit ist; die, welche auf eigenes Glück verzichteten, haben von jeher der Welt den besten Segen entgegengetragen.
Johann Jakob Mohr