Johann Jakob Mohr Zitate
seite 1

Wer Schranken über sich durchbrechen will, tut wohl daran, die Schranken unter sich zu achten.

Es steht um einen Schurken schlimm, wenn er erst zu der Ehrlichkeit seine Zuflucht nehmen muß.

Wir sollen nicht meinen, ein Theil des Lebens könne mit dem Verlust des andern erkauft werden. Wir bedürfen alles: die Kindheit, die Jugend, das Alter; eines muß dem andern erst Werth und Trost geben.

Könnte man das Bild, das sich jeder von sich selbst macht, verwirklichen, wer würde da die Welt noch erkennen?

Die höchste sittliche Schönheit entdecken wir doch immer in den einfachsten, schlichtesten, anspruchslosesten Handlungen der Menschen.

Ein späteres Geschlecht lacht immer das frühere aus, und weiß nicht, daß es im Grund sich selbst belacht.

Das Bornierte, systematisch und konsequent durchgeführt, kann in der Welt zu großer Bedeutung gelangen.

In der Jugend blicken wir vorwärts; im Alter rückwärts. Wohl uns, wenn wir alsdann eine Stelle finden, auf der unser Auge mit Wohlgefallen ruhen kann.

Das Herz des Menschen soll ein Heiligtum sein, das nur in heiligen Zeiten aufgeschlossen wird.

Vernunft und Leidenschaften vernichten einander; Könnten sie sich vereinigen, sie wären unwiderstehlich.

„Amor erga rem aeternam et infinitam sola laetitia pascit animam ipsaque omnis trititia est expers“, sagt Spinoza. Aber das Ewige bedarf der Liebe nicht, nach der sich das Vergängliche sehnt.

Ein geistreiches Wort bezeichnet weniger die Sache selbst, als Beziehungen derselben.

Man muß den Großen, wenn man ihnen gegenübertritt, das Bücken nicht zu schwer machen.

Die meisten kommen nur fort auf einem mit Phrasen gepflasterten Weg; über Gedanken stolpern sie.

Es ist erstaunlich, an wie dünnen Stricken sich das große, starke Tier, genannt Menschheit, führen läßt.

Oft müssen wir zu unserer Verwunderung erfahren, daß die Welt schon vor uns gescheit gewesen ist.

Je älter wir werden, desto bekannter wird uns die Welt; aber wir besitzen nicht mehr die Kraft, sie an uns heranzuziehen, und so steht sie uns ferner als zuvor.

Das Unglück hat etwas Vernunftähnliches: es wird auf uns aufmerksam, wenn wir auf es aufmerksam werden.

Das Philosophieren ist eine Übersetzung der Sprache der Natur; auch die beste gibt uns noch keinen rechten Begriff vom Original.

Wenn wir die Bilanz unseres Lebens ziehen, dann müssen wir im Soll und Haben viel durchstreichen.

Der Charakter eines Menschen läßt sich weniger daraus erkennen, was er wünscht, als wie er es wünscht.

Es gibt moralische und geistige Epidemien, wie es physische gibt; nur sind diese viel seltener; in jenen leben wir fast beständig.

Soll man dem Volke die Wahrheit sagen? Gewiß! Eine andere Frage freilich ist, ob man sie ihm sagen kann.

Was nicht in ihre Fächer und Schubladen paßt, mit dem wissen die Menschen nichts anzufangen.

Jedes echte Kunstwerk ist ein Zauberspiegel, in dem sich die eigene Seele verschönt erblickt.

Die Klugheit hat vor der Dummheit wenigstens das voraus, daß sie sich verbergen läßt!

Das Fundament aller Staatskünste besteht darin, die Menschen zu täuschen über das, was ihr eigener Vorteil ist.