Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe!

Die Welt glaubt man zu bilden leicht und hat am Ende genug erreicht, wenn man vom Kampfe in der Welt gebildet sich selbst zurückerhält.

Wir Menschen sind auf Ausdehnung und Bewegung angewiesen, diese beiden allgemeinen Formen sind es, in welchen sich alle übrigen Formen, besonders die sinnlichen, offenbaren.

Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge; sie hat immer Recht, und die Fehler und Irrthümer sind immer des Menschen.

Lange Überlegungen zeigen gewöhnlich, daß man den Punkt nicht im Auge hat, von dem die Rede ist, übereilte Handlungen, daß man ihn gar nicht kennt.

Er soll dein Herr sein ist die Formel einer barbarischen Zeit, die lange vorüber ist.

Geist und Körper, innig sind sie ja verwandt, ist jener froh, gleich fühlt sich dieser frei und wohl, und manches Übel flüchtet vor der Heiterkeit.

Die Kirche liegt in ewigem Streit mit dem Staat, der ihr die Oberherrschaft nicht zugestehn will.

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen; jenes bedrängt, dieses erfrischt; so wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich preßt, und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt!

Ich erfahre das Glück, daß mir in meinem hohen Alter Gedanken aufgehen, welche zu verfolgen und in Ausübung zu bringen eine Wiederholung des Lebens gar wert wäre. Also wollen wir uns, solange es Tag ist, nicht mit Allotrien beschäftigen.

Wenn man gleich die letzten Willen der Könige, wie uns die Geschichte lehrt, am wenigsten gelten lässt, so hat doch ein Privatmann eher Hoffnung auf die Zukunft zu wirken, besonders wenn er die Vorteile der Nachkommen gut versteht.

Wollte Gott, ich könnte wieder von vorn anfangen und alle meine Arbeiten als ausgetretene Kinderschuhe hinter mir lassen und was Bessers machen.

Wenn das, was der Mensch besitzt, von großem Wert ist, so muß man demjenigen, was er tut und leistet, noch einen größeren zuschreiben.

Dass Güte, ja Vermögen selbst, nur Reizungen sind, denen sich ein Frauenzimmer mit Vorbedacht hingibt, die jedoch unwirksam bleiben, sobald Liebe sich mit den Reizen und in Begleitung der Jugend zeigt.

Aber wie könne denn eine Lektüre, eine Konversation, ein Zusammenleben bestehen, wenn man immer opponieren wolle.

Wenn ein gutes Wort eine gute Statt findet, so findet ein frommes gewiß noch eine bessere.

Wenn man den menschlichen Geist von einer Hypothese befreit, die ihn unnötig einschränkte, die ihn zwang, falsch oder halb zu sehen, falsch zu kombinieren, anstatt zu schauen zu grübeln, anstatt zu urteilen zu sophistisieren, so hat man ihm schon einen großen Dienst erzeigt.

Allein der Verständige strebt, alles Denkbare seiner Klarheit anzueignen und selbst die geheimnisvollsten Erscheinungen faßlich aufzulösen.

Weit entfernt aber bin ich zu behaupten, dass ein unbefangenes rechtes Wissen der Beobachtung hinderlich wäre, vielmehr behält die alte Wahrheit ihr Recht, dass wir eigentlich nur Augen und Ohren für das haben, was wir kennen.

Gewinnt man einer fremden Arbeit die Art nicht ab, wie sie behandelt werden will, so kann eine Übersetzung oder Umbildung nicht gelingen.

Man soll seinen Weg nur ruhig fortgehen, die Tage bringen das Beste wie das Schlimmste.

Was ist denn überhaupt am Leben? Man macht alberne Streiche, beschäftigt sich mit niederträchtigem Zeug, geht dumm aufs Rathaus, klüger herunter, am andern Morgen noch dümmer hinauf.

Was dem Auge dar sich stellet, Sicher glauben wir’s zu schaun; Was dem Ohr sich zugesellet, Gibt uns nicht ein gleich Vertraun; Darum deine lieben Worte Haben oft mir wohlgetan; Doch ein Blick am rechten Orte, Übrig lässt er keinen Wahn.

Das Alter muß doch einen Vorzug haben, daß, wenn es auch dem Irrtum nicht entgeht, es doch sich auf der Stelle fassen kann.

Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau? Schwarz sind die Kühe, so die Katzen grau.

Woher sind wir geboren? Aus Lieb. Wie wären wir verloren? Ohn Lieb. Was hilft uns überwinden? Die Lieb.

Es steht manches Schöne isoliert in der Welt, doch der Geist ist es, der Verknüpfungen zu entdecken und dadurch Kunstwerke hervorzubringen hat.

Wenn sich lau die Lüfte füllen Um den grün umschränkten Plan, Süße Düfte, Nebelhüllen Senkt die Dämmerung heran. Lispelt leise süßen Frieden, Wiegt das Herz in Kindesruh; Und den Augen dieses Müden Schließt des Tages Pforte zu.

Ist denn die Welt nicht schon voller Rätsel genug, daß man die einfachsten Erscheinungen auch noch zu Rätseln machen soll?

Das poetische Talent ist dem Bauer so gut gegeben wie dem Ritter; es kommt nur darauf an, daß jeder seinen Zustand ergreife und ihn nach Würden behandle.

Im Praktischen ist doch kein Mensch tolerant! Denn wer auch versichert, daß er jedem seine Art und sein Wesen gerne lassen wolle, sucht doch immer diejenigen von der Tätigkeit auszuschließen, die nicht so denken wie er.

Dein Liebchen sitzt dadrinne Und alles wird ihr eng und trüb Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne Sie hat dich übermäßig lieb!

Im Grunde ist es von dem, der einen Rat verlangt, eine Beschränktheit und von dem, der ihn gibt, eine Anmaßung.

Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr, Und schon vom Paradiese her. Von Freuden fühl ich mich bewegt, Dass auch mein Garten solche trägt.

Unter allen Festen ist das Hochzeitsfest das unschicklichste; keines sollte mehr in der Stille, Demut und Hoffnung begangen werden, als dieses.

Lichtenbergs Schriften können wir uns als der wunderbarsten Wünschelrute bedienen: Wo er einen Spaß macht, liegt ein Problem verborgen.

Diesem Amboss vergleich‘ ich das Land, den Hammer dem Herrscher, Und dem Volke das Blech, das in der Mitte sich krümmt.