Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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In jedem Kleide werd ich wohl die Pein Des engen Erdelebens fühlen. Ich bin zu alt, um nur zu spielen, Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
Denn ich halte davor, der Dichter soll seine Umrisse auf ein weitläufig gewobenes Zeug aufreißen, damit der Musikus vollkommenen Raum habe, seine Stickerei mit großer Freiheit und mit starken oder feinen Fäden, wie es ihm gutdünkt, auszuführen. Der Operntext soll ein Karton sein, kein fertiges Bild.
Es bleibt wahr: das Märchen von Christus ist Ursache, daß die Welt noch 10000 Jahre stehen kann und niemand recht zu Verstand kommt, weil es ebenso viel Kraft des Wissens, des Verstandes, des Begriffs braucht, um es zu verteidigen als es zu bestreiten.
Engländer mit ihrer buchstäblichen Auslegung der Gesetze, besonders um sie zu eludieren*, kommen mir vor wie lauter Eulenspiegel.
Die Gegenwart ist die einzige Göttin, die ich anbete… Die Gegenwart ist eine mächtige Göttin. Die Gegenwart ist’s allein, die wirkt, tröstet und erbaut!
Wie wenige fühlen sich von dem begeistert, was eigentlich nur dem Geist erscheint. Die Sinne, das Gefühl, das Gemüt üben weit größere Macht über uns aus.
Das Leben, so gemein es aussieht, so leicht es sich mit dem Gewöhnlichen, Alltäglichen zu befriedigen scheint, hegt und pflegt doch immer gewisse höhere Forderungen im Stillen fort und sieht sich nach Mitteln um, sie zu befriedigen.
Die Hauptsache ist, daß man eine Seele habe, die das Wahre liebt und die es aufnimmt, wo sie es findet.
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichts in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diese Funken in uns Flame werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen ist unsere höchste Pflicht.
Durchsucht man jedoch die Geschichte der Wissenschaften überhaupt, besonders aber die Geschichte der Naturwissenschaft, so findet man, dass manches Vorzüglichere von einzelnen in einzelnen Fächern, sehr oft von Laien geleistet worden.
Auch denen ist’s wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben.
Unsere deutschen Ästhetiker reden zwar viel von poetischen und unpoetischen Gegensätzen und sie mögen auch in gewisser Hinsicht nicht ganz unrecht haben; allein im Grunde bleibt ein raler Gegenstand unpoetisch, sobald der Dichter ihn gehörig zu gebrauchen weiß.
Was Alte lustig sungen, Das zwitschern muntre Jungen; Was tüchtige Herren taten, Wird Knechten auch geraten; Was einer kühn geleistet, Gar mancher sich erdreistet.
Dass wir gewöhnlich in misslichen Zuständen uns gern mit hohen Personen vergleichen, besonders mit solchen, denen es noch schlimmer gegangen.
Der Fehler schwacher Geister ist, daß sie im Reflektieren sogleich vom Einzelnen ins Allgemeine gehen, anstatt daß man nur in der Gesamtheit das Allgemeine suchen kann.
Mich deucht, das Größt‘ bei einem Fest ist, wenn man sich’s wohl schmecken lässt.
Ehrfurcht ist der Angelpunkt der Welt, Ehrfurcht gegenüber der Natur, dem Mitmenschen und Gott.
Faust. Nun gut, wer bist du denn? Mephistopheles. Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Doch ist der Tag so lang, dass er sich ohne nützliche Beschäftigung nicht hinbringen lässt.
Wir gestehen lieber unsere moralischen Irrtümer, Fehler und Gebrechen als unsre wissenschaftlichen.
Wenn dir’s in Kopf und Herzen schwirrt, was willst du Bess’res haben! Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.
Wir sind nie entfernter von unseren Wünschen, als wenn wir uns einbilden, das Gewünschte zu besitzen.
Es ist besser, das geringste Ding von der Welt zu tun als eine halbe Stunde für gering zu halten.
Uns bleibt ein Erdenrest Zu tragen peinlich, Und wär er von Asbest (unvergänglich), Er ist nicht reinlich.
Glücklich, wer den Fehlschluß von seinen Wünschen auf seine Kräfte bald gewahr wird!
Euch gibt es zwei Dinge So herrlich und groß: Das glänzende Gold Und der weibliche Schoß. Das eine verschaffet, Das andre verschlingt; Drum glücklich, wer beide Zusammen erringt!
Da ein Lexikon sowie ein Kompendium einer Erfahrungswissenschaft eigentlich nur eine Sammlung des kursierenden Wahren und Falschen ist, so wird man auch von dieser Gesellschaft nichts weiter erwarten.
Schon das Interesse der verschiedenen Menschen kennen zu lernen in einer Sache, die uns selbst beschäftigt, ist höchst bedeutend.
Hüten aber soll man sich, die Grenzen seiner Ausbildung zu weit zu stecken. Die Naturforscher werden am ersten dazu verführt, weil zur Betrachtung der Natur wirklich eine sehr harmonische allgemeine Ausbildung erfordert wird.
Was härter treffe, Kränkung oder Schimpf, will ich nicht untersuchen; jene dringt ins tiefe Mark, und dieser ritzt die Haut. Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, doch ein gekränktes Herz erholt sich schwer.
Es ist lächerlich, wenn die Philister sich der größeren Verständigkeit und Aufklärung ihres Zeitalters rühmen und die früheren barbarisch nennen. Der Verstand ist so alt wie die Welt.
Tu nur das Rechte in deinen Sachen, das andre wird sich von selber machen.