Johann Wolfgang von Goethe Zitate
seite 47

Was ist da viel zu definieren? Lebendiges Gefühl der Zustände und Fähigkeit, es auszudrücken, machen den Poeten.

Wer spät im Leben sich verstellen lernt, der hat den Schein der Ehrlichkeit voraus.

Hast du deinen Pflicht gethan, Dann sei alles Ächzen, Krächzen Auch für heute abgethan.

Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechselnden ruht ein Ewiges.

Alle unmittelbare Aufforderung zum Ideellen ist bedenklich, besonders an die Weiblein. Wie es auch sei, umgibt sich der einzelne bedeutende Mann mit einem mehr oder weniger religios-moralisch-ästhetischen Serail*.

Das ganze Leben besteht aus Wollen und Nicht-Vollbringen, Vollbringen und Nicht-Wollen.

Man erkennt niemand an als den, der uns nutzt. Wir erkennen den Fürsten an, weil wir unter seiner Firma den Besitz gesichert sehen. Wir gewärtigen uns von ihm Schutz gegen äußere und innere widerwärtige Verhältnisse.

Kindlein, liebet euch, und wenn das nicht gehen will, laßt wenigstens einander gelten.

Kein Genuß ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er zurückläßt, ist bleibend.

Ich habe das Herz gefühlt, die große Seele in deren Gegenwart ich mir schien mehr zu sein, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte.

Man kann nicht für jedermann leben, besonders für die nicht, mit denen man nicht leben möchte.

Des Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur Erde muss es, ewig wechselnd.

Man denkt an das, was man verließ, was man gewohnt war, bleibt ein Paradies.

Die Schnepfe des Lebens schwirrt vorbei, ein guter Schütze muß sie eilig fassen.

Gar selten tun wir uns selbst genug; desto tröstender ist es, andern genug getan zu haben.

Lege deinem Mitmenschen Steine in den Weg; er mag sich daraus etwas bauen.

Täglich werf‘ ich eine neue Schale ab und hoffe als ein Mensch wiederzukehren. … Ich habe in der Welt nichts zu suchen als das Gefundne, nur dass ichs genießen lerne, das ist alles, warum ich mich hier noch hämmern und bearbeiten lasse.

Prächtig habt ihr gebaut. Du lieber Himmel! Wie treibt man, nun er so königlich er wohnet, den Irrtum heraus?

Ich habe nie gefragt, was will die große Masse und wie nütze ich dem Ganzen? Sondern ich habe immer nur dahin getrachtet, mich selbst einsichtiger und besser zu machen, den Gehalt meiner eigenen Persönlichkeit zu steigern und dann immer nur auszusprechen, was ich als gut und wahr erkannt habe.

Nachdenken und Handeln verglich einer mit Rahel und Lea: die eine war anmutiger, die andere fruchtbarer.

Das einfache Schöne soll der Kenner schätzen, Verziertes aber spricht der Menge zu.

Man muss oft etwas Tolles unternehmen, um nur wieder eine Zeit lang leben zu können. In meiner Jugend habe ich es nicht besser gemacht, und doch bin ich noch ziemlich mit heiler Haut davongekommen.

Man kann nur etwas aussprechen, was dem Eigendünkel und der Bequemlichkeit schmeichelt, um eines großen Anhangs in der mittelmäßigen Menge gewiss zu sein.

Man liebt seine Freunde wie sein Mädchen, und eines jeden Phyllis* ist einem jeden die schönste, so geizig sind wir, immer das Beste haben zu wollen.

Zur Verewigung des Irrtums tragen die Werke besonders bei, die enzyklopädisch das Wahre und Falsche des Tages überliefern.

Wer auf die Welt kommt, baut ein neues Haus. Er geht und läßt es einem zweiten; der wird sich’s anders zubereiten, und niemand baut es aus.

Derjenige aber, der anders denkt, der vorwärts will, mache sich deutlich, daß nur ein ruhiges, folgerechtes Gegenwirken die Hindernisse, die sie in den Weg legen, obgleich spät, doch endlich überwinden könne und müsse.

Dilettantismus, ernstlich behandelt, und Wissenschaft, mechanisch betrieben, werden Pedanterei.

Drei Dinge sind bei einem Gebäude zu beachten: daß es am rechten Fleck stehe, daß es wohl gegründet, daß es vollkommen ausgeführt sei.

Ich wüßte auch nichts mit der ewigen Seligkeit anzufangen, wenn sie mir nicht neue Aufgaben und Schwierigkeiten zu besiegen böte. Aber dafür ist wohl gesorgt, wir dürfen nur die Planeten und Sonnen anblicken, da wird es auch Nüsse genug zu knacken geben.

Was ist ein unbrauchbarer Mann? Der nicht befehlen und auch nicht gehorchen kann.

Sollten zufällige Ereignisse einen Zusammenhang haben? Und das, was wir Schicksal nennen, sollte es bloß Zufall sein?

Wer den Menschen allzu unbequem wird, hat zu erwarten, daß sie sich doch zuletzt zusammentun und ihn beseitigen.

Den Beweis der Unsterblichkeit muß jeder in sich selber tragen, an andere kann er nicht gegeben werden.

Die Gegenwart des Elenden ist dem Glücklichen zur Last! Und ach!, der Glückliche dem Elenden noch mehr.

Warum willst du dich von uns allen Und von unserer Meinung entfernen? Ich schreibe nicht, euch zu gefallen; Ihr sollt was lernen.

… das den meisten Menschen Abstruse mit einer gewissen behaglichen Freiheit vorzutragen, wirkt immer vorteilhaft.

Das Leben ist den Sibyllinischen Büchern ganz gleich: je knapper, umso teurer.

Vom Westen kommt mir zugleich eine Beschreibung der Insel Helgoland mit schönen Belegen unorganischer und organischer Natur, konsolidierte Reste des Urlebens und noch ganz frische Beweise des Fortlebens und Wirkens des ewigen Weltgeistes.