Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Man begreift nur, was man selbst machen kann, und man faßt nur, was man selbst hervorbringen kann.
Ich möchte keineswegs das Glück entbehren, an eine künftige Fortdauer zu glauben; ja, ich möchte sagen, daß alle diejenigen auch für dieses Leben todt sind, die kein anderes hoffen.
Der Geist des Widerspruchs und die Lust zum Paradoxen steckt in uns allen.
Das ist ein Vorzug, den die Leute haben, die nicht schreiben: sie compromittiren sich nicht.
Diejenigen, welche widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß nicht jede Sprache jedem verständlich sei.
Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.
Trunken müssen wir alle sein! Jugend ist Trunkenheit ohne Wein; Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend, so ist es wundervolle Tugend. Für Sorgen sorgt das liebe Leben, und Sorgenbrecher sind die Reben. Solange man nüchtern ist, gefällt das Schlechte; wie man getrunken hat, weiß man das Rechte.
Rezensieren und Tadeln sind im Wörterbuch manches jungen Gelehrten vollkommen synonym.
Der Leichtsinn auch erringt sich Diademe, bis aufgebracht ein Gegner ihn entleibt.
Wir würden manches besser kennen, wenn wir es nicht gar zu genau erkennen wollten.
Es ist aber die Eigenschaft der Imagination, wenn sie sich ins Ferne und ins Vergangene begibt, dass sie das Unbedingte fordert, welches dann meist durch die Wirklichkeit unangenehm beschränkt wird.
Die Notwendigkeit, immer unter Menschen zu sein, hat mir gut getan. Manche Rostflecken, die eine zu hartnäckige Einsamkeit über uns bringt, schleifen sich da am besten ab.
Ich habe bemerkt, daß ich den Gedanken für wahr halte, der für mich fruchtbar ist, sich an mein übriges Denken anschließt und zugleich mich fördert.
Man sieht aus allem, der Mensch ist zum Glauben und nicht zum Schauen gemacht.
Wodurch bestätigt sich denn zuletzt der Charakter, als daß er sich in der Tagesbewegung, im Hin- und Wiederwirken bildet?
Die ihrem Mann allein gewährt vergnügte Stunden – ich gehe noch herum, ich hab‘ sie nicht gefunden!
Dass uns die Umgebungen, wir mögen uns stellen, wie wir wollen, immer beschränken, und ich fiel daher auf den Gedanken, es sei das beste, uns wenigstens innerlich unabhängig zu machen.
Ich habe keine Sorge, als mich physisch im Gleichgewicht zu bewegen; alles andere gibt sich von selbst. Der Körper muß, der Geist will.
Das Wahre ist eine Fackel, aber eine ungeheure; deswegen suchen wir alle nur blinzelnd so daran vorbeizukommen, in Furcht sogar, uns zu verbrennen.
Sitz ich allein, Wo kann ich besser sein? Meinen Wein Trink ich allein, Niemand setzt mir Schranken, Ich hab so meine Gedanken.
Eine angenehme Gestalt, eine wohlklingende Stimme, ein gefühlvolles Herz! Können Schauspieler besser ausgestattet sein?
Von Tischbein muß ich noch vieles erzählen und rühmen, wie ganz original deutsch er sich aus sich selbst herausbildete…
Die Träne hat uns die Natur verliehen, den Schrei des Schmerzes, wenn der Mann zuletzt es nicht mehr trägt.
Wenn einer wie ich über die achtzig hinaus ist, hat er kaum noch ein Recht zu leben; er muß jeden Tag darauf gefaßt sein, abgerufen zu werden, und daran denken, sein Haus zu bestellen.
Im Grunde ist dem Menschen nur der Zustand gemäß, worin und wofür er geboren worden.
Der nur verdient geheimsnisvolle Weihe, Der ihr durch Ahnung vorzugreifen weiß.
Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen: Barmherzig sein und sich zugleich ergötzen.
Das Antike ist plastisch, wahr und reell; das Romantische täuschend wie die Bilder einer Zauberlaterne… Nämlich eine ganz gemeine Unterlage erhält durch die romantische Behandlung einen seltsamen, wunderbaren Anstrich, wo der Anstrich eben alles ist und die Unterlage nichts.
Wenn man gleich die letzten Willen der Könige, wie uns die Geschichte lehrt, am wenigsten gelten lässt, so hat doch ein Privatmann eher Hoffnung auf die Zukunft zu wirken, besonders wenn er die Vorteile der Nachkommen gut versteht.
Kannst du lesen, so sollst du verstehen; kannst du schreiben, so mußt du etwas wissen; kannst du glauben, so sollst du begreifen; wenn du begehrst, wirst du sollen; wenn du forderst, wirst du nicht erlangen; und wenn du erfahren bist, sollst du nutzen.
Kein Mensch will begreifen, daß die höchste und einzige Operation der Natur und Kunst die Gestaltung sey, und in der Gestalt die Specification, damit jedes ein besonderes bedeutendes werde, sey und bleibe.
Daran erkenn ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar, Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht, Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.