Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich akkommodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.

Wenn die Menschen dich nicht bewundern oder beneiden, bist du auch nicht glücklich.

Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird. Und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse.

Das Alter trennt uns nach und nach von empfänglichen Menschen, selten kehrt ein Klang und Ton, den man aussendet, lebhaft und ergötzlich zurück.

Aus einer großen Gesellschaft heraus ging einst ein stiller Gelehrter nach Haus. Man fragte: Wie seid Ihr zufrieden gewesen? Wärens Bücher, sagte er, ich würd‘ sie nicht lesen.

Der Mensch ist ein dunkles Wesen, er weiß nicht, woher er kommt, noch wohin er geht. Er weiß wenig von der Welt. Ich kenne mich auch nicht und Gott soll mich davor behüten.

Fahre so fort, mit heiterem Sinne, auf zwei Dinge zu achten: erstlich, wo die Menschen hinauswollen? und zweitens, wie sich deshalb maskieren? Zeige dich nicht allzu behäglich, damit sie dir dein Glück nicht übelnehmen.

Hast du einen Menschen gern, so musst du ihn versteh’n. Musst nicht immer hier und da, seine Fehler seh’n. Schau mit Liebe und Verzeih‘, denn am Ende bist du selbst nicht fehlerfrei.

Vom Ziel haben viele Menschen einen Begriff, nur möchten sie es gern schlendernd auf irrgänglichen Promenaden erreichen.

Verändert sich nicht alles in der Welt? Warum sollten unsere Leidenschaften bleiben?

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat.

Wehe dem, der sich von Jugend auf gewöhnt, in dem Notwendigen etwas Willkürliches finden zu wollen, der dem Zufälligen eine Art von Vernunft zuschreiben möchte, welcher zu folgen sogar eine Religion sei.

Man ist nur eigentlich lebendig, wenn man sich des Wohlwollens andrer freut.

Ich könnte jetzt nicht zeichnen und bin nie ein größerer Maler gewesen als in diesen Augenblicken

Der Skizzist spricht aber unmittelbar zum Geiste, besticht und entzückt dadurch jeden Unerfahrnen.

Aristokratisch gesinnt ist mancher Gelehrte, denn gleich ist’s, Ob man auf Helm und Schild oder auf Meinungen ruht.

Zuerst belehre man sich selbst, dann wird man Belehrung von andern empfangen.

Es gäbe Leute, besonders die Fürsten, mit denen man immer in gleicher Linie gehe, aber dazwischen bleibe stets ein Graben, über den man nicht hinüber könnte.

Alles kommt in der Wissenschaft auf ein Gewahrwerden dessen an, was den Erscheinungen zu Grunde liegt. Ein solches Gewahrwerden ist bis ins Unendliche fruchtbar.

Alle Lehren, denen man Originalität zuschreiben kann, sind nicht so leicht gefaßt, nicht so geschwind epitomiert und systematisiert.

Wir wollen’s machen wie alle Eroberer: Die Leute totschlagen, um es mit ihrer Nachkommenschaft gut zu meinen.

Verwirrende Lehre zu verwirrenden Handel waltet über die Welt, und ich habe nichts angelegentlicher zu tun als dasjenige, was an mir ist, und geblieben ist, womöglich zu steigern und meine Eigentümlichkeiten zu kohobieren.

Die Freundschaft ist gerecht, sie kann allein den ganzen Umfang deines Werts erkennen.

Aber was der Mensch täglich treibt, lässt er sich, wenn er Geschick dazu hat, gefallen, sollte er auch nicht gerade sehen, dass etwas dabei herauskomme. Der Deutsche besonders ist von einer solchen ausharrenden Sinnesart.

Alle Schöpfung ist Werk der Natur. Von Jupiters Throne Zuckt der allmächtige Strahl, nährt und erschüttert die Welt.

Wenn andre vieles um den Einen tun, so ist’s auch billig, daß der Eine wieder sich fleißig frage, was den andern nützt.

Verwirrungen und Mißverständnisse sind die Quellen des tätigen Lebens und der Unterhaltung.