Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Im Ehestand muß man sich hin und wieder streiten, sonst erfährt man ja nichts voneinander!

Man wird es den jungen Leuten in den Verhältnissen ihres künftigen Lebens anmerken, daß sie eine glückliche Jugend gehabt haben.

Die Sonnenblume möchte dich begrüßen, dieweil sie sich so gern zur Sonne wendet. Nur steht zur Zeit sie noch zurückgewiesen; doch du erscheinst und sie ist gleich vollendet.

Ein Mann, der Tränen streng entwöhnt, mag sich ein Held erscheinen; doch wenn’s im Innern sehnt und dröhnt, geb ihm ein Gott zu weinen.

Sonst, der Mensch auf sich allein gestellt, suchte er Hilfe bei anderen: in Burgen, Schlössern, bei Freunden. Jetzt, in der öffentlichsten Kommunikation hilflos, und nur durch sein Inneres zu trösten und zu helfen.

Einsam steht der Heilige in seiner Kapelle, Sokrates in seinem Gefängnis, aber ganze Jahrhunderte werden von seinem Schüler Platon begeistert und besessen und von großen Gesetzgebern länger als von Dynastien beherrscht.

Je älter man wird, desto mehr verallgemeinert sich alles, und wenn die Welt nicht ganz und gar verschwinden soll, so muß man sich zu denen halten, welche sie aufzubauen im Stande sind.

Was nun die Menschen gesetzt haben, das will nicht passen, es mag recht oder unrecht sein; was aber die Götter setzten, das ist immer am Platz, recht oder unrecht.

Genie und Talent haben zwar das innere Gewisse, stehen aber nach außen äußerst ungewiß. Sie treffen nicht immer mit den Bedingungen und Bedürfnissen der Zeit zusammen. Sie sind des Beifalls nicht gewiß.

Ich habe mich dieser Tage her recht bemüht, meine Gedanken auf die Erdschollen zu konzentrieren, und bin nur überzeugter, dass ein Mensch, der seine Lebzeit am Spieltisch zugebracht hat, nicht ein Bauer werden kann.

Unreine Lebensverhältnisse soll man niemand wünschen; sie sind aber für den, der zufällig hineingerät, Prüfsteine des Charakters und des Entschiedensten, was der Mensch vermag.

Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen? Die wenigen, die was davon erkannt, Die töricht gnug ihr volles Herz nicht wahrten, Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten, Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.

Nicht das macht frei, daß wir nichts über uns anerkennen wollen, sondern eben, daß wir etwas verehren, das über uns ist.

Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten.

Gar leicht gehorcht man einem edlen Herrn, Der überzeugt, indem er uns gebietet.

Wenn auch die Welt im ganzen vorschreitet, die Jugend muß doch immer wieder von vorne anfangen und als Individuum die Epochen der Weltkultur durchmachen.

Aus aller Ordnung entsteht zuletzt Pedanterie; um diese los zu werden, zerstört man jene, und es geht eine Zeit hin, bis man gewahr wird, daß man wieder Ordnung machen müsse.

Jedes Gewaltsame, Sprunghafte ist mir in der Seele zuwider, denn es ist nicht naturgemäß.
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Gebildete Menschen und die auf Bildung Anderer arbeiten[, bringen] ihr Leben ohne Geräusch zu.

Wer dem Publikum dient, ist ein armes Thier; Er quält sich ab, Niemand bedankt sich dafür.

Nur halb ist der Verlust des schönsten Glücks, wenn wir auf den Besitz nicht sicher zählten.

Man läßt alles in der Welt gehn, bis es schädlich wird; dann zürnt man und schlägt drein.

Auch ist die beste Vorlesung oft ein glückliches Impromptu*, eben weil der Mund kühner ist als die Feder.

Das Symbolische ist oft repräsentativ, zum Beispiel in Wallensteins Lager ist der Bauer mit den Würfeln eine symbolische Figur und zugleich eine repräsentative: denn er stellt die ganze Klasse vor.

So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Mögliche getan hat.

Mich verwirren will das Irren; Doch du weißt mich zu entwirren. Wenn ich handle, wenn ich dichte, Gib du meinem Weg die Richte.

Ich glaube an einen Gott! – Dies ist ein schönes löbliches Wort; aber Gott erkennen, wo und wie er sich offenbare, das ist eigentlich die Seligkeit auf Erden.

Sie hatte geweint, und wenn weiche Personen dadurch meist an Anmut verlieren, so gewinnen diejenigen dadurch unendlich, die wir gewöhnlich als stark und gefaßt kennen.

Auch zu schmecken sind die Farben: Blau wird alkalisch, Gelbrot sauer schmecken. Alle Manifestationen der Wesenheiten sind verwandt.

Sage mir, mit wem Du umgehst, so sage ich Dir, wer Du bist. Weiß ich, womit Du Dich beschäftigst, so weiß ich, was aus Dir werden kann.

Der Irrtum ist viel leichter zu erkennen, als die Wahrheit zu finden: jener liegt auf der Oberfläche, damit läßt sich wohl fertig werden, diese ruht in der Tiefe; danach zu forschen ist nicht jedermanns Sache.

Der Poet soll das Besondere ergreifen, und er wird, wenn dieses nur etwas Gesundes ist, darin ein Allgemeines darstellen.

Man darf nur alt werden, um milder zu sein; ich sehe keinen Fehler begehen, den ich nicht auch begangen hätte.

Die Eitelkeit ist ungefähr das, was beim Essen der gute Appetit ist: das Wohlschmecken, das Innewerden des Genusses. Ohne diesen frißt man sich nur voll wie das Tier.

Es ist eine unaussprechliche Glückseligkeit, wenn Gesinnungen und Empfindungen zwischen zwei Wesen wechseln, ohne irgend etwas anzustoßen.

Sag nur, wie trägst Du so behaglich der tollen Jugend anmaßliches Wesen? Fürwahr, sie wären unerträglich, wär ich nicht auch unerträglich gewesen.

Es ist kein Mädchen so listig, so vorsichtig, das nicht von einem listigen Jünglinge könnte gefangen werden.

Denn ich bin unbarmherzig, unduldsam gegen alle, die auf ihrem Wege schlendern oder irren und doch für Boten und Reisende gehalten werden wollen.

Wir kennen nur Ganglien, Gehirnknoten; vom Wesen des Gehirns selbst wissen wir soviel als gar nichts. Was wollen wir denn also von Gott wissen?