Johann Wolfgang von Goethe Zitate
seite 68

Was in der Zeiten Bildersaal jemals trefflich gewesen, das wird immer einer einmal wieder auffrischen und lesen.

Steile Gegenden lassen sich nur durch Umwege erklimmen, auf der Ebene führen gerade Wege von einem Ort zum andern.

Wenn ein paar Menschen recht miteinander zufrieden sind, kann man meistens versichert sein, daß sie sich irren.

Der Mensch hat nach der Geburt noch eine Metamorphose zu bestehen, die der Pubertät. Die Pubertät kann sich lange verziehen, weil zuerst das Knochensystem sein volles Recht haben muss.

Das „Unser Vater“, ist ein schönes Gebet, Es dient und hilft in allen Nöten; Wenn einer auch „Vater Unser“ fleht, In Gottes Namen, laßt ihn beten!

Gatten, die sich vertragen wollen, Lernen’s von uns beiden! Wenn sich zweie lieben sollen, Braucht man sie nur zu scheiden.

Man hört oft über weit verbreitete Immoralität in unserer Zeit klagen und doch wüßte ich nicht, daß irgendeiner, der Lust hätte, moralisch zu sein, verhindert würde, es um so mehr und mit desto mehr Ehre zu sein.

Man sagt vom Alter, es sei geschwätzig, aber ich dächte doch, es dürfte gesprächig sein; man hat viel zu sagen und sagts doch wohl auch kühnlich, was man früher weislich davon gehen ließ.

Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch Früchte reifen und neue Knospen keimen. Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer lebt, muß auf Wechsel gefaßt sein.

Es ist besser, daß Ungerechtigkeiten geschehen, als daß sie auf eine ungerechte Weise gehoben werden.

Jede, auch nur die geringste Fähigkeit wird uns angeboren, und es gibt keine unbestimmte Fähigkeit.

Die Menschen, da sie zum Notwendigen nicht hinreichen, bemühen sich ums Unnütze.

Das Lebendige ist zwar in Elemente zerlegt, aber man kann es aus diesen nicht wieder zusammenstellen und beleben.

Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen.

Wenn mich jemand früge, wo ich mir den Platz meiner Wiege bequemer, meiner bürgerlichen Gesinnung gemäßer oder meiner poetischen Ansicht entsprechender denke, ich könnte keine liebere Stadt als Frankfurt nennen.

Mit den Irrtümern der Zeit ist es schwer sich abzufinden; widerstrebt man ihnen, so steht man allein; läßt man sich davon befangen, so hat man auch weder Freude noch Ehre davon.

Die jungen Leute sind Menschen, die ihre Kenntnis an die Stelle der Einsicht setzen.

Der Blick auf die Oberfläche eines lebendigen Wesens verwirrt den Beobachter, und man darf wohl hier, wie in andern Fällen, den wahren Spruch anbringen: Was man weiß, sieht man zuerst!

Wir haben das unabweichliche täglich zu erneuernde grundernstliche Bestreben: das Wort mit dem Empfundenen, Geschauten, Gedachten, Erfahrenen, Imaginierten, Vernünftigen, möglichst unmittelbar zusammentreffend zu erfassen.

Wir Mädchen sind doch eine wunderliche Nation, kaum heben wir den Kopf nur ein wenig wieder, so ist gleich Putz und Band, was uns beschäftigt.

Der mißversteht die Himmlischen, der sie blutgierig wähnt; er dichtet ihnen nur die eigenen grausamen Begierden an.

Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein Lump, zu Wagen, Pferd und Fuße. Drum glaub an keinen Lumpen je, an keines Lumpen Buße.

Von früher Jugend an hatte mir und meiner Schwester der Vater selbst im Tanzen Unterricht gegeben, welches einen so ernsthaften Mann wunderlich genug hätte kleiden sollen, allein er ließ sich auch dabei nicht aus der Fassung bringen.

Erasmus gehöre zu denen, die froh sind, daß sie selbst gescheit sind, und keinen Beruf finden, andre gescheit zu machen, was man ihnen auch nicht verdenken könne.

Aber es ist wunderbar: wie sich der Mensch an ruhige Zustände gewöhnt und in denselben verharren mag, so gibt es auch eine Gewöhnung zum Unruhigen…

Ein Phänomen, ein Versuch kann nichts beweisen; es ist das Glied einer großen Kette, das erst im Zusammenhange gilt.

Aufmunterung nach dem Tadel ist Sonne nach dem Regen – fruchtbares Gedeihen.

Die Natur ist wie ein Beil. Grad und einfach geht sie hindurch, und nur die unendliche Modifikation des einzelnen macht es so schwer, sie zu verstehen.

Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken. Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt uns Göttliches entzücken?

Das Licht überliefert das Sichtbare dem Auge; das Auge überliefert’s dem ganzen Menschen. Das Ohr ist stumm, der Mund ist taub; aber das Auge vernimmt und spricht. In ihm spiegelt sich von außen die Welt, von innen der Mensch. Die Totalität des Innern und Äußern wird durchs Auge vollendet.

Ich weiß von alters her, daß man entfernten Freunden gar nicht schreibt, wenn man darauf warten will, bis man ihnen etwas zu schreiben hat.

Es ist nicht immer nötig, daß das Wahre sich verkörpere; schon genug, wenn es geistig umherschwebt und Übereinstimmung bewirkt; wenn es wie Glockenton ernstfreundlich durch die Lüfte wogt.

Zwar hören wir gern, was uns’re Meinung bestätigt, aber das Hören bestimmt nicht die Meinung.