Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Man lebt nur Einmal in der Welt, hat nur Einmal diese Kräfte, diese Aussichten, und wer sie nicht zum besten braucht, wer sich nicht so weit treibt als möglich, ist ein Tor.

Zu unsers Lebens oft getrübten Tagen gab uns ein Gott Ersatz für alle Plagen, daß unser Blick sich himmelwärts gewöhne, den Sonnenschein, die Tugend und das Schöne.

Wenn ein paar Menschen recht miteinander zufrieden sind, kann man meistens versichert sein, daß sie sich irren.

Wenn ein Wissen reif ist, Wissenschaft zu werden, so muß notwendig eine Krise entstehen; denn es wird die Differenz offenbar zwischen denen, die das Einzelne trennen und getrennt darstellen, und solchen, die das Allgemeine im Auge haben und gern das Besondere an- und einfügen möchten.

Wer in dem immerfort dauernden Streben begriffen ist, die Sachen in sich und nicht sich nur in den Sachen zu sehen, der muß immer vorwärts kommen.

Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden.

Die Welt glaubt man zu bilden leicht und hat am Ende genug erreicht, wenn man vom Kampfe in der Welt gebildet sich selbst zurückerhält.

Alle Lehren, denen man Originalität zuschreiben kann, sind nicht so leicht gefaßt, nicht so geschwind epitomiert und systematisiert.

Wer sich sein ganzes Leben als ein zuverlässiger Mann bewiesen, der macht eine Handlung zuverlässig, die bei andern zweideutig erscheinen würde.

An der Bibel wird sich jedes Geschlecht verjüngen, und der Maßstab für das Leben und die Kraft eines Volkes wird immer seine Stellung zur Bibel sein.

Eine kleine Liebschaft ist das Einzige, was uns einen Badeaufenthalt erträglich machen kann; sonst stirbt man vor Langeweile.

Die Hauptsache ist, daß man ein großes Wollen habe und Geschick und Beharrlichkeit besitze, es auszuführen; alles übrige ist gleichgültig.

Dulden wir keinen Juden unter uns; denn wie sollten wir ihm den Anteil an der höchsten Kultur vergönnen, deren Ursprung und Herkommen er verleugnet.

Verändert sich nicht alles in der Welt? Warum sollten unsere Leidenschaften bleiben?

Der Augenblick nur entscheidet über das Leben des Menschen und über sein ganzes Geschick.

Frömmigkeit ist kein Zweck, sondern ein Mittel, um durch die reinste Gemütsruhe zur höchsten Kultur zu gelangen. Deswegen läßt sich bemerken, daß diejenigen, welche Frömmigkeit als Zweck aufstecken, meistens Heuchler werden.

Der Mensch wäre nicht der Vornehmste auf der Erde, wenn er nicht zu vornehm für sie wäre.

Wir sollten es mit den Kindern machen, wie Gott mit uns, der uns am glücklichsten macht, wenn er uns in freundlichem Wahne so hintaumeln läßt.

Die Mathematiker sind eine Art Franzosen: Redet man zu ihnen, so übersetzen sie es in ihre Sprache, und dann ist es alsobald ganz etwas anderes.

Ich wüßte nicht, daß ich ein Grauen spürte Vor jenen Alten in der Unterwelt, Wenn nur nicht jede, die mir wohlgefällt, hier oben mich nach Wunsch regierte.

Aber man gelangt gar bald auf dem Wege der Berühmtheit zur Geringachtung derselben.

Herr Nachbar, ja! so laß ich’s auch geschehn. sie mögen sich die Köpfe spalten, Mag alles durcheinandergehn; Doch nur zu Hause bleibt’s beim alten.

Die endliche Ruhe wird nur verspürt, sobald der Pol den Pol berührt. Drum danket Gott, ihr Söhne der Zeit, daß er die Pole für ewig entzweit.

Die Zeit wird ihnen lang. Das vermute ich. Wenn man nichts anderes tut, als sie sich vertreiben, so muß sie einem notwendig oft zur Last werden.

Ein verständiger Mensch ist viel für sich, aber für das Ganze ist er wenig.

Wer ist denn der souveräne Mann? Das ist bald gesagt: Der, den man nicht hindern kann, ob er nach Gutem oder Bösem jagt.

Weil es besonders jetzt auf Ausbildung des Subjekts ankommt, dass es so rein und tief als möglich die Gegenstände ergreife und nicht bei mittleren Vorstellungsarten stehen bleibe oder wohl gar sich mit gemeinen helfe.

Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken.

Ich nahm alle Zustände der Personen, meine Kollegen zum Beispiel durchaus real, als gegebene, einmal fixierte Naturwesen, die nicht anders handeln können, als sie handeln, und ordnete hiernach meine Verhältnisse zu ihnen.