Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Wer recht wirken will, muß nie schelten, sich um das Verkehrte gar nicht bekümmern, sondern nur immer das Gute tun. Denn es kommt nicht darauf an, daß eingerissen, sondern daß etwas aufgebaut werde, woran die Menschheit reine Freude empfinde.

Kein Mann ist imstande, den Wert eines Weibes zu fühlen, das sich zu ehren weiß.

Der gewandte Naturforscher muss sich selbst in einen höheren Sinne beobachten. Wenn er an einen Gegenstand herantritt, so ist er eigentlich der alltägliche Mensch und muss auch als solcher seine Kräfte bestens gebrauchen.

Das Laster zieht das Unglück an sich, wie die Kröte das Gift, wenn Tugend unter eben dem Himmel gleich einem heilsamen Amulett die gesundeste Atmosphäre um uns erhält.

Dem Blöden wird das Glück nicht zu teil, der Kühne sucht die Gefahr auf und er freut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder entkommen.

Bei dem Narrenlärm unserer Tagesblätter geht es mir wie einem, der in der Mühle einschlafen lernt, ich höre und weiß nichts davon.

Oh, du Beste! Wer kann der Liebe vorschreiben? Dem einfachsten und dem grilligsten Dinge in der grillenhaften Zusammensetzung, die man Mensch nennt.

Lös’te sich doch in jeder italiänischen Schule der Schmetterling aus der Puppe los.

Der Zweck bei der Feier großer Männer ist, sich vertraut zu machen mit großen Gedanken, zu verbannen, was zerknirscht, was den Aufschwung lähmt.

Jeder Mensch hat in der Nähe und in der Ferne gewisse örtliche Einzelheiten, die ihn anziehen, die ihm, seinem Charakter nach, um des ersten Eindrucks, gewisser Umstände, der Gewohnheit willen, besonders lieb und aufregend sind.

Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seelen ihren Atem schöpfen.

Man kann dasjenige, was man besitzt, nicht rein erkennen, bis man das, was andere vor uns besessen, zu erkennen weiß.

Getrost! Das Unvergängliche, Es ist das ewige Gesetz, Wonach die Ros‘ und Lilie blüht.

Die persönliche Tapferkeit, die den Helden auszeichnet, ist die Base, auf der sein ganzes Wesen ruht, der Grund und Boden, aus dem es hervorsproßt.

Nur diejenige Erzählung verdient moralisch genannt zu werden, die uns zeigt, dass der Mensch in sich eine Kraft habe, aus Überzeugung eines Bessern, selbst gegen seine Neigung zu handeln.

So hat die Vernunft und das ihr verwandte Gewissen eine ungeheure Autorität, weil sie unergründlich sind, ingleichen das, was wir mit dem Namen Genie bezeichnen.

Die Heil’gen Drei König‘ mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern.

Daß ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält, Schau alle Wirkenskraft und Samen Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Der Verfasser gehört zu denjenigen, die aus dem Dunkeln ins Helle streben, ein Geschlecht, zu dem wir uns auch bekennen.

Zur Anschauung gesellt sich die Einbildungskraft, diese ist zuerst nachbildend, die Gegenstände nur wiederholend. Sodann ist sie produktiv, indem sie das Angefaßte belebt, entwickelt, erweitert, verwandelt.

Es ist also auch damit wie mit Glück und Weisheit, davon uns die Urbilder nur vorschweben, deren Kleidsaum wir höchstens berühren.
![Johann Wolfgang von Goethe - An den Novellen des Cervantes [habe ich] einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung...](https://www.netzitate.com/bilder/453/zitate-von-johann-wolfgang-von-goethe-4179.jpg)
An den Novellen des Cervantes [habe ich] einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung als der Belehrung.

Übrigens ist der Regen keines Menschen Freund, aber wohl der Tiere, denn das Gras wächst schön, und die Biertrinker haben sich auch nicht zu beklagen, daß die Gerste nicht gerät.

In stillen Winkeln liegt der Druck des Elends, der Schmerzen auf so viele Menschen; verworfen scheinen sie, weil sie das Glück verwarf.

Versuche, die eigne Autorität zu fundieren! Sie ist überall begründet, wo Meisterschaft ist.

Siehe, wir träumen, wenn wir vom Tode reden. Ich habe manchen sterben sehen; aber so eingeschränkt ist die Menschheit, daß sie für ihres Daseins Anfang und Ende keinen Sinn hat.

Denken und Tun, Tun und Denken, – das ist die Summe aller Weisheit. Beides muß wie Aus- und Einatmen sich im Leben hin und wider bewegen; wie Frage und Antwort sollte eines ohne das andere nicht stattfinden.

In die Welt hinaus! außer dem Haus Ist immer das beste Leben. Wem’s zu Haus gefällt, nicht für die Welt Mag er leben!

Laß Neid und Mißgunst sich verzehren, Das Gute werden sie nicht mehren. Denn, Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch: So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.

Was nützt, ist nur ein Teil des Bedeutenden; um einen Gegenstand ganz zu besitzen, zu beherrschen, muß man ihn um seiner selbst willen studieren.

Die Wahlsprüche deuten auf das, was man nicht hat, wonach man strebt. Man stellt sich solches wie billig immer vor Augen.

Die Menschen, die das ganze Jahr weltlich sind, bilden sich ein, sie müßten zur Zeit der Not geistlich sein; sie sehen alles Gute und Sittliche wie eine Arznei an, die man mit Widerwillen zu sich nimmt, wenn man sich schlecht befindet.
![Johann Wolfgang von Goethe - Wenn wir [auf der Bühne] sprächen und täten, Wie sie gewöhnlich tun und reden, Da rief ' ein je...](https://www.netzitate.com/bilder/469/zitate-von-johann-wolfgang-von-goethe-4195.jpg)
Wenn wir [auf der Bühne] sprächen und täten, Wie sie gewöhnlich tun und reden, Da rief‘ ein jeder im Augenblick: Ei pfui, ein indezentes Stück!

Das Gedächtnis mag immer schwinden, wenn nur das Urteil im Augenblick nicht fehlt.

Unwissende werfen Fragen auf, welche von Wissenden vor tausend Jahren schon beantwortet sind.

Man kann einem jungen Menschen keine größere Wohltat erweisen, als wenn man ihn rechtzeitig in die Bestimmung seines Lebens einweiht.