Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Die wenigsten Menschen lieben an dem andern das was er ist, nur das was sie ihm leihen, sich, ihre Vorstellung von ihm, lieben sie.

Des Todes rührendes Bild steht nicht als Schrecken dem Weisen und nicht als Ende dem Frommen. Jenen bedrängt es ins Leben zurück, und lehrt ihn handeln, diesen stärkt es zu künftigem Heil in Trübsal und Hoffnung. Beiden wird zum Leben der Tod.

Ehre, Deutscher, treu und innig Des Erinnerns werten Schatz, Denn der Knabe spielte sinnig, Klopstock, einst auf diesem Platz.

Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht, Stellt er sich gleich das Ende vor.

Um zu begreifen, daß der Himmel überall blau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen.

Seid reinlich bei Tage Und säuisch bei Nacht, So habt ihr’s auf Erden Am weitesten gebracht.

So wenig nun die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich: die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergelds, und das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen.

Ging dem neuen Schauspieler ein bedeutender Ruf voran, so ließ ich ihn spielen und sah, wie er zu den andern passe, ob seine Art und Weise unser Ensemble nicht störe.

Und jede Aufnahme, die wir in der Welt erfahren, wird bedingt sein, und sodann gehört ja für Lob und Beifall auch eine Empfänglichkeit, wie für jedes Vergnügen.
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Ich Wandrer raffe auf was ich kann. […] Die Leichtigkeit hier alles zu sehen und manches zu haben, hat nirgends ihres gleichen, ich tue die Augen auf so weit ich kann und greife das Werk von allen Seiten an.

Man sollte nicht daran denken, fertig zu werden, wie man ja nicht reift, um anzukommen, sondern um zu reifen.

Wer aus großen Absichten fehlgreift, handelt immer lobenswürdiger, als wer dasjenige tut, was nur kleinen Absichten gemäß ist. Man kann auf dem rechten Wege irren und auf dem falschen recht gehen.

Das Leben gleicht jener beschwerlichen Art zu Wallfahrten, wo man drei Schritte vor und zwei zurück tun mußte.

Es ist nicht immer nötig, daß das Wahre sich verkörpere; schon genug, wenn es geistig umherschwebt und Übereinstimmung bewirkt; wenn es wie Glockenton ernstfreundlich durch die Lüfte wogt.

Der denkende Mensch hat die wunderliche Eigenschaft, dass er an die Stelle, wo das unaufgelöste Problem liegt, gern ein Phantasiebild hinfabelt, das er nicht loswerden kann.

Eine gewisse feierliche Grazie bei gewöhnlichen Dingen, eine Art von leichtsinniger Zierlichkeit bei ernsthaften und wichtigen kleidet ihn wohl, weil er sehen läßt, daß er überall im Gleichgewicht steht.

Uns selbst zu achten leitet unsre Sittlichkeit; andre zu schätzen regiert unser Betragen.

Sei gefühllos! Ein leicht bewegtes Herz Ist ein elend Gut Auf der wankenden Erde. – Lehne dich nie an des Mädchens Sorgenverwiegende Brust, Nie auf des Freundes Elendtragenden Arm!

Niemand würde viel in Gesellschaften sprechen, wenn er sich bewußt wäre, wie oft er die andern mißversteht.

Wer bildet denn die Neuigkeitsträger, die Aufpasser und Verleumder, als die Gesellschaft?

Das Übel wird sich stets mit Übeln häufen, und wenn es euch nicht töten kann, nur mehr und mehr jeden Tag euch quälen.

Wir können nichts machen, alles was wir machen, und der Beifall ist eine Gabe des Himmels.

Und wie der Mensch nur sagen kann: Hier bin ich, Daß Freunde seiner schonend sich erfreu’n; So kann ich auch nur sagen: Nimm es hin.

Januar, Februar, März, du bist mein liebes Herz. Mai, Juni; Juli, August, mir ist nichts mehr bewusst.

Nun glaub ich auf dem rechten Wege zu sein, da ich mich immerfort als einen Reisenden betrachte, der vielem entsagt, um vieles zu genießen.

Der Most, der gärend sich vom Schaum geläutert, er wird zum Trank, der Geist und Sinn erheitert.

Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen, Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen.

Es ist mit den Talenten wie mit der Tugend: Man muß sie um ihrer selbst willen lieben oder sie ganz aufgeben.

Man spricht ja immer nur die Erfahrung identisch aus. Was man erfährt, das ist ja eben die Erfahrung und weiter nichts dahinter.

Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muss.