Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Die höheren Forderungen sind an sich schon schätzbarer, auch unerfüllt, als niedrige, ganz erfüllte.

Heiß mich nicht reden, heiß mich nicht schweigen, Denn mein Geheimnis ist mir Pflicht!

Es liegt nun einmal in meiner Natur, ich will lieber eine Ungerechtigkeit begehen, als Unordnung zu ertragen.

Macht man nicht gern eine entfernte Spazierfahrt, um einen Kaffee zu trinken, einen Fisch zu genießen, der uns zu Hause nicht so gut geschmeckt hätte? Wir verlangen Abwechslung und fremde Gegenstände.

Alles war lauter Parteilichkeit. Wem man günstig war, der gefiel, und man war dem nicht günstig, der zu gefallen verdiente.

Nach unserer Überzeugung gibt es kein größeres und wirksameres Mittel zu wechselseitiger Bildung als das Zusammenarbeiten überhaupt.

Das Unzulängliche des Wissens ist produktiv; ich schrieb meine Iphigenie aus einem Studium der griechischen Sachen, das aber unzulänglich war. Wenn es erschöpfend gewesen wäre, so wäre das Stück ungeschrieben geblieben.

Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann, die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann.

Die Trauer wird durch Trauer nicht herber; durch Trauer wird die Trauer zum Genuß.

Ein Mann verlangt den Mann; er würde sich einen zweiten erschaffen, wenn es keinen gäbe; eine Frau könnte eine Ewigkeit leben, ohne daran zu denken, sich ihresgleichen hervorzubringen.

Verstand und Vernunft sind ein formelles Vermögen, das Herz liefert den Gehalt, den Stoff. Wenn man die Männer als Verstand und Vernunft ansehen kann, so sind sie Form; die Weiber, als als Herz, sind Stoff.

Denn wo Gespenster Platz genommen, Ist auch der Philosoph willkommen. Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue, Erschafft er gleich ein Dutzend neue.

Ernst in beschränkter Sphäre, auf kleine enge Gegenstände gerichtet, ist Fanatismus oder Pedantismus*. In einer gewissen Höhe angesehen, erscheint er uns lächerlich, und dies ist in der Tat das beste Mittel, uns davon herzustellen.

Die Besonnenheit des Dichters bezieht sich eigentlich auf die Form, den Stoff gibt ihm die Welt nur allzu freigebig, der Gehalt entspringt freiwillig aus der Fülle seines Innern; bewußtlos begegnen beide einander, und zuletzt weiß man nicht, wem eigentlich der Reichtum angehöre.
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In solchen Dingen [Bildung, Erziehung]… liegts nicht. Es liegt auch nicht in der Geburt und im Reichtum; sondern es liegt darin, daß sie [die Menschen] eben die Courage haben, das zu sein, wozu die Natur sie gemacht hat.

Mangel des Gefühls vom Werte der Gegenwart, die jeder nur loszuwerden trachte, sei die Ursache, daß man jetzt so wenig Historisches aufzeichne.

So ein alter Kerl ich bin, wo ich Liebe sehe, ist mir’s immer, als wär ich im Himmel.

Alle Hypothesen hindern den Anatheorismos, das Wiederbeschauen, das Betrachten der Gegenstände, der fraglichen Erscheinungen von allen Seiten.

Der Mensch wirkt alles, was er vermag, auf den Menschen durch seine Persönlichkeit. Die Jugend am stärksten durch die Jugend, und hier entspringen auch die reinsten Wirkungen.

Wer nicht wie jener unvernünftige Sämann im Evangelium den Samen umherwerfen mag, ohne zu fragen, was davon und wo es aufgeht, der muß sich mit dem Publikum gar nicht abgeben.

Mit dem Gefühl des Vaters hatte er auch alle anderen Tugenden eines Bürgers erworben.

Die Gestalt der Welt vergeht; ich möchte mich nur noch mit dem Bleibenden beschäftigen.

Zu holen sind gar oft die guten Freunde da, Doch einen, der was bringt, den hab ich noch zu sehen…

Fällt die Jugend eines Sohnes gerade in die Zeit der Umwendung, so kann man versichert sein, dass er mit seinem Vater nichts gemein haben wird.

Gerne der Zeiten gedenk‘ ich, da alle Glieder gelenkig – bis auf eins. Doch die Zeiten sind vorüber, steif geworden alle Glieder – bis auf eins.

Jeglichen Schwärmer schlagt mir ans Kreuz im dreißigsten Jahre, Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm.

Und bring‘, da hast du meinen Dank Mich vor die Weiblein ohn‘ Gestank. Musst alle garst’gen Worte lindern, Aus Scheißkerl Schurken, aus Arsch mach Hintern, Und gleich‘ das Alles so fortan, Wie du’s wohl ehmals schon getan.

Fehlet die Einsicht oben, der gute Wille von unten, Führt sogleich die Gewalt, oder sie endet den Streit.

Es ist eine Forderung der Natur, daß der Mensch mitunter betäubt werde, ohne zu schlafen; daher der Genuß im Tabakrauchen, Branntweintrinken, Opiaten.

Die geistlichen Herren haben immer die schmackhaftesten, die süßesten Besitztümer.

Im neuen Jahre Glück und Heil, Auf Weh und Wunden gute Salbe! Auf groben Klotz ein grober Keil! Auf einen Schelmen anderthalbe!

Ein Kind, ein junger Mensch, die auf ihrem eigenen Wege irregehen, sind mir lieber als manche, die auf fremdem Wege recht wandeln.

Der Frohsinn ist, so wie im Leben, also auch in Kunst und Wissenschaft der beste Schutz- und Hilfspatron.

Cartesius schrieb sein Buch „De Methodo“ einige Male um, und wie es jetzt liegt, kann es uns doch nichts helfen.

Die Menge schwankt im ungewissen Geist, Dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reißt.